Romeo
Das Ding zwischen mir und Reid war das: Wir beide könnten unterschiedlicher gar nicht sein, aber eine Sache, hatten wir beide verdammt gut drauf. So tun, als wäre nie etwas passiert.
Reid hatte in all den Jahren nie ein Wort über die Turnhalle verloren, nicht mal, als ich ihn bis aufs Äußerste gereizt hatte. Er schwieg. Und dann war die Sache damals, auf der Party. Hier waren wir beide sehr gut im Klappe halten. Wir taten so, als wäre es nie passiert.
Und ich beschloss, dass das hier genau die gleiche Situation war. Ich wusste nicht, ob die anderen Greens von Reids Angst wussten, aber ich würde seine Geständnis mit ins Grab nehmen. Es war seine Geschichte.
Die Tatsache, dass er mich umarmt hatte... na ja es war leicht nicht darüber zu reden, aber es zu vergessen, war ganz und gar unmöglich.
Ich glaube, Reid brauchte einfach jemanden der ihm zuhörte. Der ihm das Gefühl gab, nicht allein zu sein. Und da er sich weigerte, seiner Familie zu offenbaren, dass er eben nicht alles alleine hinbekam, war ich die nächst beste Wahl.
Und wenn ich ihm dadurch auch nur ein wenig helfen konnte, würde ich mir tausende von Geschichten anhören.
Nach diesem einen Moment, fuhren wir Burger holen, als wäre nie etwas passiert. Ich zog ihn auf, er verdrehte die Augen. Es war alles wie immer. Silas sah schon besser aus, als wir wieder kamen. Keiner fragte wo wir blieben. Keiner hatte etwas von einem steckengebliebenen Aufzug gehört.
Es war fast schon so, als hätte ich mir das alles nur eingebildet.
Als ich an jenem Abend neben Gizmo ins Bett fiel wurde mir erst bewusst, wie durch und durch müde ich war. Wie sehr ich mich eigentlich nach Ruhe sehnte. Aber nicht nach Schlaf sondern generell nach Frieden.
In letzter Zeit, schien wirklich alles Schief zu gehen und ich hoffte, dass wenn es wirklich so etwas wie Gerechtigkeit gab, dass man dieser Familie mal ein bisschen Frieden schenken würde. Sie alle hatten wirklich genug durchgemacht.
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Als ich am nächsten Tag in die Schule ging, wollte ich am liebsten schreien. Es war genau das Gegenteil passiert. Ging es einem Green besser, stürzte sich der nächste in sein verderben!
Es war, als würde das Schicksal uns auslachen. Über uns stehen und uns verachten, während wir um Gnade winselten.
Silas ging es schon besser, aber Lee war auf die glorreiche Idee gekommen Cash Deal anzunehmen.
Sein Leben weg zu werfen und einer von Cash Fahrern zu werden. Einmal drinnen gab es kein zurück mehr.
Es war das dünnste, was er machen konnte. Aber er war wahrscheinlich gerade auf einem Heldentrip und dachte, dass wäre die Lösung für alles.
Anscheinend hatten Sadie es heute morgen erfahren und sie alle hatten einen riesen Streit heute morgen, sogar so gravierend, das sie Erza Coldwell um Hilfe gebeten hatte. Ich wusste beim besten Willen nicht, wie er uns helfen sollte. Aber die Verzweiflung ließ uns alle panisch werden.
Hätte mich Sadie nicht gebeten bei ihr zu bleiben, wäre ich schon längst los gezogen um ihm die Hölle heiß zu machen.
Aber er konnte sich auf was gefasst machen, wenn ich ihn das nächste Mal wieder sehen würde.
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„Lee!", ich folgte ihm raus auf die Veranda. Er blieb nicht stehen, sondern ging einfach gerade Wegs weiter zu Garage. Ich war spät dran. Ich dachte schon, ich hätte ihn verpasst. Ich dachte schon, er wäre bereits unterwegs...
„Nein, Moe. Bitte du nicht auch noch!", bat er mich und hob das Garagentor mit einem erschütternden Rattern. Ich wusste, dass ich nun der Letzte war, der ihn aufhalten konnte. Alle anderen hatten es schon versucht. Alle anderen waren schon gescheitert.
Ich war alles was ihn von diesem bescheuertem Deal trennte.
„Tu es nicht.", flehte ich und schob mich vor ihn. „Das ist das dümmste, was du tun könntest." Lee schüttelte den Kopf, seine Lippen waren nur ein dünner Strich. „Du weißt, das ich keine andere Wahl habe."
Doch! Doch die hatte er. „Du kannst einfach wieder reingehen!", schlug ich verzweifelt vor. „Wir können einfach so tun, als..."
„Gott, ich tue das auch für dich Moe! Verstehst du dass denn nicht!", schrie er und ich zuckte zurück.Dachte er, ich wäre ihm dankbar? Dachte er, es würde mich freuen, wenn er sein beschissenes Leben weg wirft, als wäre es nichts? Genau deswegen, habe ich ihm nichts von Cash Anforderung gesagt!
„Das ist nicht fair.", zischte ich und trat auf ihn zu. „Du schiebst uns vor, dabei wissen wir doch beide, für wenn du doch das hier eigentlich tust!" Lee legte gefährlich ruhig den Kopf schief. „Was?"
„Stell dich doch nicht so an! Seit Ezra dir das Herz gebrochen hat, bist auf diesem selbstzerstörerischen Trip! Du denkst, du musst dich irgendwie dafür selbst bestrafen und wie geht das besser, als im Namen eines guten Zwecks!", schrie ich ihn an, stach ihm aufgebracht in die Brust.
„Wir kriegen das mit den Rechnungen schon hin und auch ich komm klar. Aber der Grund, warum du das hier eigentlich so dringend durchziehen willst, ist, weil du dein Gewissen beruhigen willst. Weil du irgendwo in deinem verkorksten Hirn denkst, dass das alles deine Schuld ist!"
„Weil es meine Schuld ist, verdammt nochmal!", brüllte er und ich taumelte zurück. „Silas war meinetwegen da draußen. Er ist meinetwegen im Krankenhaus.", keuchte er. „Und du... Du hast so viel für uns getan, und wir? Was haben wir jemals für dich getan, hm?" Er trat auf mich zu. Ich dachte schon er würde mich K.O schlagen um an mir vorbei zu kommen, aber er blieb kurz vor mir stehen. „Wir konnten nur zusehen, wie du verprügelt wirst. Wie du für ihn den Laufboten spielen musstest. Damit ist jetzt Schluss!", er atmete tief durch. Zögerte.
„Und Ezra... vielleicht lag es wirklich an mir. Vielleicht mache ich wirklich alles kaputt, was ich anfasse. Aber das hier", er deutete auf das Motorrad hinter sich. „Damit kann ich alles wieder reparieren. Damit wird alles wieder gut."
Wütend schubste ich ihn zurück. „Damit machst du alles nur noch schlimmer, du elendiger Wichser!" Keuchend starrte ich ihn an. Ich spürte wie die Verzweiflung in meinen Fingern kribbelte.
„Denkst du ich kann mir selbst verzeihen, wenn ich dich das tun lasse?" Er durfte das nicht tun. Er war mein Bruder. Mein bester Freund. „Bitte, Lee. Ich kann nicht zulassen, dass du das tust.", bettelte ich und hoffte, dass er einfach aufgeben würde. Das er zu Vernunft kam. Aber als er leicht den Kopf schüttelte wusste ich, ich hatte verloren.
Er zögerte, bevor er sich auf sein Motorrad schwang. „Nein-", begann ich.
„Tut mir leid, Moe."Er setzte sich seinen Helm auf und ich spürte die Erkenntnis wie kaltes Wasser.
„Ich bin bald zurück."
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Bad Choices [BxB]
Romance[2. Teil der BAD-Reihe] Schlechte Entscheidung stehen für Moe auf der Tagesordnung. Sei es die falsche Party. Die falsche Person, oder die falsche Nacht. Sein Ruf war dementsprechend. Er war ein Playboy, ein Dealer, der eine Typ in den man sich nur...