21| Lieblings-Tradition

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Ophelia
Lumineers

Romeo

In den letzten Jahren, habe ich viele Traditionen der Greens am eigenen Leib erfahren. Es gab zum Beispiel den Taco-Abend, der jeden ersten Donnerstagabend im Monat abgehalten wurde. Das jährliche Wettrennen zum See, wo der Langsamste schlussendlich ins kalte Wasser geschmissen wurde und den Rest des Tages die Flip-Flops der Schande tragen muss. Oder das weihnachtliche Schmücken, bei dem man immer am Staub des letzten Jahres erstickte, wenn man die unterschiedlichen Ornamente auspackte. Aber meine absolute Lieblingstradition, auch wenn ich es niemals zugeben würde, war die Gartenparty im April.

Sadie verdonnerte mich jedes Jahr aufs Neue beim Aufbau zu helfen. Also war es auch keine Überraschung, dass ich mich auch an jenem Abend wieder im Garten der Greens befand. „Mehr nach Rechts!", rief sie vom Boden aus, in einer fast schon militärischen Stimme. Wie befohlen hielt ich die Laterne ein Stück weiter rechts und schloss gequält die Augen, als die alte metallene Leiter unter meiner Bewegung beunruhigend knarzte. Ich schwöre, wenn ich wegen so was sterben würde, würde ich sie für die Ewigkeit heimsuchen!

„Warum muss ich das eigentlich machen?", jammerte ich und rieb mir in einem unbeobachteten Moment erschöpft über meine Stirn. Ich fragte mich jedes Jahr wieder, warum ich kam oder generell dieses Fest so liebte. Mein Blick fiel auf den alten knorrigen Baum, der nun übersäht mit kleinen Laternen war. Es würde mir schon wieder einfallen. „Weil du ein großer starker Mann bist, was sonst!", grinste Sadie und erntete damit einen Mittelfinger. „Ich weiß, dass Ezra zu inkompetent ist-", begann ich den jungen Mann aufzuziehen, der neben Liz unnütz an einem Tisch lehnte. „Hey!", kam es prompt beleidigt. Ich fuhr fort: „Aber kann das nicht Reid machen?"

Er war sowieso schon riesig. Ich wette, er bräuchte nicht mal eine Leiter. „Er kommt erst später. Hat noch ne Schicht in der Tankstelle.", erklärte Sadie und reichte eine weitere Laterne nach oben. „Danach kannst du mit dir Lichterketten vorne aufhängen und die Klappstühle aus der Garage holen. Zudem muss jemand das Feuerholz holen." Ich stöhnte frustriert auf. „Wo zur Hölle ist der andere Bruder? Wie hieß er noch? Ach ja! Lee?"

Auch bekannt, als mein genauso fauler bester Freund, der anscheinend schlauer gewesen war, als ich jemals sein werde. Er hatte ein Talent immer zu den passendsten Momenten zu verschwinden und mich mit der Naturgewalt, alias Sadie, allein zu lassen.

Als wäre er ein Dämon, dem man gerade eine Jungfrau geopfert hatte, erschien er prompt.

Lee betrat den Garten, der Knirps auf seinen Schultern. Der kleine Junge hielt stolz eine Tüte in die Luft und die beiden lächelten, als hätten sie gerade einen Preis gewonnen. „Essenslieferung!", verkündete Silas stolz, und sie gingen auf Sadie zu, die die Tüte annahm. Sie warf einen skeptischen Blick hinein. „Denkst du, reicht das? Mr. Trinten ist vegetarisch-"

Lee hievte Silas, der enttäuscht brummte, von seinen Schultern, bevor er ihr die Haare zerzauste. „Es wird reichen. Keine Sorge." Sie warf ihm einen bösen Blick zu. „Du hast gut reden. Du musst ja auch nicht-"
„Wenn irgendwas fehlt, schwing ich mich auf das Rad und kaufe alles leer. Großes Ehrenwort!" So wie ich ihn kenne, würde er es wirklich tun. Sie drehte sich um und schnappte sich einen Lappen vom Tisch. „Mach dich nicht über mich lustig, Lee! Das hier ist ernst." Er hob unschuldig die Hände. „Ja, ich weiß. Die Welt geht unter, wenn das Essen ausgeht!" Der Lappen verfehlte nur knapp seinen Kopf und er drehte sich lachend um.

Ich beobachtete von meinem Platz hier oben, wie sein Lachen verstummte, als sein Blick auf Ezra fiel, der auch auf einmal viel verkrampfter da stand. Ich verkniff mir ein Seufzen. Anscheinend haben sie vor ein paar Tagen ihre Fake-Beziehung beendet. Ich hatte aber gehört, dass es friedlich verlaufen war. Die Luft, die zwischen ihnen hing, war genauso Zeuge wie ich, dass da noch etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen hing. Aber was weiß ich schon? Mir sagt man ja immer nur die Hälfte.

Bad Choices [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt