77| Das Haus am See

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Romeo

Das Haus am See, das Ezra beschrieben hatte, war kein Haus. Es war mehr ein Palast. Ein Palast, aus Holz und Glass, direkt an einem See, der praktisch aus einem romantischen Gemälde kommen könnte. Ich hatte beobachtet, wie Ezra aus dem Auto vor uns heraus, einen sehr langen Code in die kleine Tafel getippt hatte, bevor sich das riesige Tor vor uns öffnete, und uns hineinließ.

Mit einem fast schon gruseligen Quietschen, hatte sich das Stahltor geöffnet, während wir auf den geschotterten Hof gefahren sind, um dann vor unserer neuen Residenz zu halten. Ich legte den Kopf in den Nacken und bestaunte das Gebäude, während ich die Autotür hinter mir ins Schloss fallen ließ. Liz und Silas rannten bereits zur Eingangstür, doch ich sah über dem Auto hinweg zu Reid, der eben falls gerade ausstieg. Ich konnte nicht anders, als ihn breit anzugrinsen. „Na, was sagt man dazu!" Er verdrehte die Augen und ließ die Tür zu fallen. „Natürlich lädt er und erst hierhin ein, wenn wir von einem Kriminellen verfolgt werden." Seufzend stieß dich mich vom Wagen ab und folgte den anderen, die das Haus bereits betraten. Warum habe ich auch erwartet, dass er Ezra loben würde?

„Heilige Scheiße!", entkam es Liz, die wie angewurzelt im Foyer stehen geblieben war. Ein Palast keine Frage. Auch hier schien alles aus Holz zu bestehen, aber statt wie eine versiffte Holzhütte zu wirken, fühlte man sich eher wie in einem Luxushotel. Hohe Decken mit Fenstern, die ganze Wände einnahmen. Geschwungene Treppen und Kunstwerke an den Wänden, die Requisiten aus einem Ocean's Eleven Film sein könnten.

„Nun kommt schon!", meinte Ezra und winkte uns tiefer rein. „Ich zeig euch den Pool!"

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Das Haus bot genug Zimmer, dass jeder sein eigenes beziehen konnte. Und obwohl eine riesen Diskussion darüber ausbrach, wer das schönste Zimmer - das mit dem gemütlichsten Bett und der Aussicht direkt über den See- bekam, versammelten sich am Ende doch alle in Sadie's. Es begann mit Silas, der doch nicht allein in seinem erobertem Zimmer bleiben wollte, dann Liz und ich, die wegen eines Streits eigentlich nur ihren Rat wollten, gefolgt von Ezra und Lee, die den Stimmen gefolgt waren. Reid war der letzte und lehnte nun, so wie er es oft tat, am Türrahmen und beobachtete alles Still vom Rand aus.

Sadie, Liz und Silas hatten sich bereits unter der Decke des gigantischen Bettes verkrochen, während Lee und Mr. Haus-Am-See hier, auf dem Sofa neben dem Fenster praktisch aneinander klebten. Ich hingegen saß am Fuß des Bettes und hatte mir ein Kissen auf den Schoß gezogen. Grinste in die Runde, lauschte dem Geschehen.

Es herrschte eine fast schon gemütliche Atmosphäre. Wir erzählten Geschichten, lachten über Vergangenes und stritten über belangloses Zeug. Es war fast so wie immer, wäre da nicht dieser bedrückende dunkle Schleier, der sich über uns gelegt hatte. Erdrückend und stickig. Auch wenn wir uns verhielten, als wäre das hier ein Familienausflug, war uns doch allen der wahre Grund, warum wir hier waren, durchaus bewusst.

Nach einer Weile begannen die ersten zu Gähnen.

Ezra und Lee verabschiedeten sich zuerst, und gingen in das schönste Zimmer, das sie nach langem Debattierten für sich gewinnen konnten. Silas behauptete, mit schweren Augenliedern, er würde bei Sadie bleiben, um sie zu beschützen. Liz, die bereits halb am schlafen war, wollte auch bei Sadie bleiben, sie begründete ihre Entscheidung hingegen damit, dass das Bett hier gemütlicher sei.

Als ich mich ebenfalls erhob, um diesen Tag endlich zu beenden, hatte Reid den Raum bereits verlassen. Besorgt sah ich auf den nun leeren Türrahmen bevor ich ein knappes Gute Nacht murmelte und mich auf die Suche begab.

Bad Choices [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt