49| Scherben

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Reid

Sadie runzelte die Stirn. „Natürlich ist er hier. Denkst du etwa, er verpasst das Gartenfest?", sie schnaubte, als wäre es das absolut Lächerlichste, was sie jemals gehört hatte. Naja, ich hätte auch nicht gedacht, dass Moe jemals einen Taco-Abend, oder eins von Liz Spielen verpassen würde, aber die letzten vier Monate schien er zu beschäftigt gewesen zu sein, um aufzutauchen. Deswegen hatte ich auch irgendwie angenommen, dass ich ihn auch heute nicht sehen würde. Dass er mir auch heute wieder offensichtlich aus dem Weg gehen würde.

Sadie ging durch die Küche hinaus in unseren Garten und ich folgte ihr, mit einem plötzlich viel schnellerem Puls. Er war hier. Genau hier. Hatte er sich verändert? Wie ist es im ergangen? War alles ok bei ihm? Ging es ihm gut? Der Schritt aus der Tür fühlte sich an, als würde ich eine Hürde überwinden. Die Sonne stach mir in den Augen, als mein Blick über den Garten flog. Es wurde bereits viel getan. Ein paar Tische standen schon, genauso wie die Feuerschalen. Aber außer uns, war niemand hier. Sadie betrat gerade den Rasen, als ihr das selbe auffiel. „Moe?"

Ein Poltern war zuhören und wir drehten uns beide gleichzeitig in Richtung Schuppen. „Ich bin hier!", hörte ich eine bekannte Stimme und sah im nächsten Moment einen Haufen Kisten hinter denen sich wohl ein Körper befand. Schwankend drückte dieser sich durch die Tür des alten, klapprigen Holzschuppens. „Ich hab die Kisten gefunden, die du gemeint hast.", stöhnte Moe angestrengt, als er die ranzigen Kartons im Grass absetzte und seine Hände an seiner ausgefransten Hose abwischte. Meine Füße erstarrten auf der Veranda. Ich war unfähig einen weiteren Schritt zu gehen. Fassungslos starrte ich ihn an.

Er hatte sich kein Stück verändert.

Seine blauen Haare glänzten im Licht der Sonne und ich stellte fest, dass er endlich einen Haarschnitt bekommen hatte. Sie waren immer noch wild und lang, aber sie waren definitiv kürzer. Statt im nun in wilden Strähnen bis zum Kinn zu hängen, reichten sie ihm nun nur noch knapp bis hinters Ohr. Ich wette, er hatte sie sich wieder Mal in einem Anflug von Langeweile mitten in der Nacht mit einer Bastelschere geschnitten. So wie so oft.

Tada!", meinte er und grinste Sadie stolz und breit an, während er auf die Kisten vor sich deutete. Ich stieß erstarrt die Luft aus meinen Lungen, während Sadie fragend den Kopf schief legte. „Oh, das sind die falschen Kisten." Sein Lächeln fiel in sich zusammen. „Was?"
Sie deutete auf das Haus hinter ihr, auf mich. „Die Laternen sind in den Kisten im Keller, du hast gerade die Kisten mit Reid's Gartenwerkzeugen aus dem Schuppen geholt. Ganz ehrlich, hast du da nicht rein geschaut, bevor du die alle hier rausgetragen hast?"
Hättest du mir das nicht sagen können, bevor ich mich abgeschuftet habe, wie ein verdammter Esel?", rief er, immer noch leicht außer Atem.„Das du ein Idiot bist? Ich dachte, dass wäre dir bereits bewusst."

Moe schnaubte und wollte an Sadie vorbei Richtung Haus gehen, als sein Blick auf die Veranda fiel. Meinem begegnete. So wie meine, erstarrten seine Schritte, als wären sie plötzlich Teil des Bodens. Er sah mich an. Und ich ihn. Und auf einmal kam es mir vor, als wäre es erst Gestern gewesen, dass ich mein Zuhause, ihn, verlassen hatte. Es war, als wäre ich wieder ganz am Anfang. Ich holte tief Luft.

Aber meine Lungen schienen sich nicht zu füllen. Es war ein heißer Tag für April, aber das Stickige, das warme Flirren, schien nicht das Werk der Sonne zu sein. Er sah mich an, auf eine Weise, die ich nicht verstand. Ich spürte etwas Schweres, das zwischen uns stand. Als würde uns viel mehr trennen, als ein paar Meter Rasen und Worte, die mich die letzeten Wochen heimgesucht hatten.

Sadie sah zwischen uns hin und her, als würde sie von all dem absolut nichts mitbekommen. „Reid kann dir gleich beim tragen helfen. Die müssten im Keller neben der Weihnachtsdekoration stehen.", erklärte sie, bevor sie sich weiteren Vorbereitungen widmete und uns allein auf dem Rasen zurückließ. Moe starrte mich einen weiteren Moment an, bevor er auf die Veranda zu stapfte, wie ein Soldat, der seine Befehle erhalten hatte.

Bad Choices [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt