64| Abrechnung

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Romeo

Ich knallte die Tür meines Wagens zu, als ich den Parkplatz des Clubs erreichte. Mein Herz raste, wie damals, als ich noch ein naiver Teenager war, der gerade sein erstes Tütchen vertickt hatte. Aber heute war es anders. Heute ließ pure Wut meine Hände verkrampfen, statt Angst und Nervosität.

Ich zog meine Sweatshirtjacke enger um mich, als ich auf den Eingang zuschritt. Meine Hand klammerte sich in der Tasche um das kühle Metall. Immer wieder dachte ich über den Inhalt, des Brief nach und die schreckliche Wahrheit, die er mir enthüllt hatte.

Das Schlimmste war, dass das noch nicht mal alles gewesen ist. Panisch hatte ich auf der Suche nach antworten, die Dokumente durchwühlt, sowie seine Emails. Es war so viel größer, so viel schlimmer, wie ich zunächst angenommen hatte. Es war direkt vor meiner Nase gewesen, ich war nur zu blind gewesen es zu sehen.

Seine Worte, sein Verhalten machte nun alles einen Sinn.

Ich zog mir meine Kapuze vom Kopf, als ich den stickigen Nachtclub betrat. Es war ein teurer Schuppen, aber für Alex und seine Freunde war das kein Problem. Ich hatte sie hier schon mal begleitet. Wusste also sofort, wo ich sie fand. Ich blieb vor der Tanzfläche stehen, während die grellen Neonlichter in meinen Augen stachen und die tanzende Menge immer wieder durch mein Blickfeld glitt.

Ich sah seine Freunde, sah sie lachen, und verspannte sichtlich. Ich wollte damals so sehr, dass mich seine Freunde mögen. Selbst damals war mir schonaufgefallen, wie verdammt schleimig und arrogant sie alle waren. Ich hatte es einfach ignoriert. Wie so vieles...

Ich ging auf die Lounge zu, blieb vor der Gruppe stehen, die mich die ersten Momente nicht mal beachtete. Alex war nicht unter ihnen, aber ich wusste, dass er noch hier war. Will, einer der Schlimmsten unter ihnen, war der erste unter ihnen, der mich entdeckte. „Moretti! Was macht den unser Lieblings Dealer hier?" Ich verspannte mich für einen Moment. Ich wusste nicht, dass Alex ihnen das von mir erzählt hatte. Ich wusste nicht, dass er seinen Freunden von meiner Vergangenheit erzählt hatte. Aber das war nun egal.

„Wo ist er?", knurrte ich, fuhr in meiner Jackentasche erneut über die kühle Oberfläche. Die anderen realisierten nun auch meine Anwesenheit und beugten mich ganz offen. James, ein weiterer Freund, richtete sich bereits deutlich schwankend auf und verschüttete damit den Drink über seine Hand. „Was? Spielst du jetzt etwa den Psycho-Freund? Ist das so n' Eifersuchts-Ding?" Ich lächelte zynisch. „Nein, das ist so n' ich-schneid-dir-die-Eier-ab-Ding. Wo ist er?"

„Woah chill! Wir sind doch hier unter Freunden!", lachte Will.

Sind wir das wirklich? Ich musterte ihn stumm und Will's Lächeln zerfiel. „Er is am Klo, du Psycho." Ich drehte mich um und ging stur in Richtung der Toiletten. „Aber Klopf vorher. Wir wollen doch nicht, dass er bei seinem Spaß gestört wird.", rief er mir hinter her, mit der einzigen Intention mich zu verletzen. Normalerweise hätte es das auch. Aber heute Abend, war ich nicht hier für böse Scherze.

Ich stieß die Tür zum Klo auf und erschreckte damit die wenigen Besucher, die lediglich aus einem betrunkenen Kerl, der definitiv nicht in die Schüssel pisste,bestanden, und Alex der gerade dabei war die Hände zu waschen. Seine Augen weiteten sich geschockt, als sich unsere Blicke in der Reflexion des Spiegels trafen. Er wirbelte zu mir herum.

„Moe? Was machst du-"
Ich schritt auf ihn zu, und im nächsten Moment schleuderte ich ihn gegen die verflieste Wand, auf der sich schon mehrere mit Markern und anderen undefinierbaren Mitteln verewigt hatten. Alex stieß ächzend die Luft aus, als ich ihm den Ellbogen gegen die Brust drückte, ihn festhielt. Ich schien zu brennen. Meine Haut, meine Lungen, selbst meine Knochen. „Fuck! Was ist dein Problem?", keuchte er und ich fletschte die Zähne. „Du bist tot, Arschloch."

Bad Choices [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt