Erzähler
Januar
Es war ein kalter Monat, der so schnell vorbei ging, dass man das Gefühl hatte, man hätte ihn verschlafen. Es war auch an einem dieser müden Tage, an dem Reid Zuhause anrief, sich erkundigte wie es läuft, und der Hörer herum gereicht wurde, wie eine Friedenspfeife. Es war der selbe Tag, an dem Moe in seiner Wohnung saß und auf den Bildschirm in seiner Hand starrte, darauf zusehen, ein bekannter Name.
Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte er an jenem Tag im Januar den Anruf einfach weg gedrückt, sein Handy zur Seite geschoben und sich wieder auf seine Cornflakes konzentriert. Aber er nahm ab und lauschte der Stimme auf der anderen Seite der Leitung.
Zwei Wochen darauf stand er, genervt an seinen Haaren zupfend, vor seinem Spiegel und redete mit seinem Kater. Er war nicht nervös, dennoch legte sich ein schweres Gefühl um seine Brust, als ihm die Situation plötzlich schrecklich bekannt vor kam. Er wollte nicht dran denken, dass es vielleicht nicht nur das Deja-Vu war, sondern auch das schlechte Gewissen, das ihn seit ein paar Wochen verfolgte.
Er war nämlich mittlerweile gut darin geworden Ausreden zu finden. Plötzlich schien er ein viel beschäftigter Mann an Wochenenden zu sein. Sogar so beschäftigt, dass er es nie schaffte, in der Stadt zu sein wenn Reid Green seine Familie besuchte.
Er hatte ihn seit Sylvester nicht mehr gesehen. Und mit jenem Tag der verstrich, wusste er nicht, wie er sich den tiefen grünen Augen je wieder gegenüber stellen konnte.
Februar
Romeo's erstes Date war in einem kleinen chinesischen Restaurant gewesen, und er hatte dreimal mit sich selbst debattieren müssen, nicht doch zu kneifen. Mittlerweile war es Februar, aber die Kälte schien in diesem Jahr nicht weichen zu wollen. Deswegen war es auch nicht verwunderlich das Alex Wright in einer dicken Winterjacke vor seiner Tür stand. Er küsste ihn knapp auf die Wange, bevor er ihn auf ein weiteres Date ausführte.
Das zweite diese Woche.
Moe wusste nicht, ob es an den Gesprächen lag, die mit ihm so einfach erschienen, oder es die Tatsache war, dass sie niemals über seine Vergangenheit sprachen, aber er fühlte sich plötzlich wie eine ganz neue Person. Als könne er noch mal von vorne anfangen.
Er redete bei nicht viel über Alex. Hin und wieder erzählte er von ihm, aber es waren nie mehr als ein paar Sätze. Es war, als würde er die Greens und Alex geflissentlich von einander trennen wollen. Als wären es zwei unterschiedliche Welten, die man nicht miteinander in Verbindung bringen sollte.
Dennoch war es natürlich eine große Sache, dass Romeo Moretti plötzlich auf Dates ging, es zum ersten Mal in seinem Leben ernst meinte. Das führte dazu, dass er manchen Fragen geflissentlich nicht ausweichen konnte. Vor allem Sadie und Lee ließen ihn nicht entkommen. Weiß er von Cash? Was macht er beruflich? Behandelt er dich gut?
Es lief noch nicht lang genug, um es als eine echte Beziehung zu bezeichnen und er hatte mit Alex noch nicht darüber gesprochen, was dieser wollte, aber... Es fühlte sich nicht schlimm an. Es war nicht so beängstigend, wie er immer dachte. An Alex Seite fühlte er sich ... gut.
Er wusste nicht ob die Greens, Reid etwas von den neusten Entwicklungen gesagt haben. Und er redete sich vehement ein, dass es ihm auch egal war, ob er es wusste oder nicht.
März
Das Frühjahr kam und langsam wurde Sadie misstrauisch. Moe erzählte nun seit Längerem von diesem Alex, aber sie waren sich nie wirklich begegnet. Höchstens ein paar Mal im vorbei gehen. Es war, als würde Moe ihn nicht vorstellen wollen. Als hätte er ein Geheimnis. Aber da die Augen ihres besten Freundes leuchteten, wie schon lange nicht mehr, wann immer er diesen mysteriösen Typen erwähnte , dachte sie sich nichts dabei.
Es war in der Mitte des Monats, als er ihnen schließlich gestand, dass er nun offiziell einen Freund habe. Moe war wirklich in einer Beziehung. So mussten sich die Menschen 1969 gefühlt haben, als man auf dem Mond landete. Manchmal wurde Unmögliches möglich. Sadie hatte ihn in eine feste Umarmung gezogen, konnte aber das leichte Ziehen in ihrem Magen nicht ignorieren. Vielleicht lag es daran, dass sie Moe immer seltener sah, dass er nicht mehr so oft vorbei kam wie früher. Aber er schien glücklich, also wer war sie schon, etwas zu sagen?
Natürlich war der Konflikt zwischen Moe und Reid bereits der ganzen Familie aufgefallen. Die Spannung, wenn man den Namen des anderen erwähnte, oder der abrupte Themenwechsel, waren wie ein riesiger Waldbrand. Unmöglich zu ignorieren. Aber beide vermieden es vehement darüber zu sprechen.
Sie wusste, dass sie aus Reid nie etwas heraus bekommen würde, aber Moe... Wenn er etwas nicht erzählte, war es ernst. Und zwar sehr. Also beschloss sie, dass die beiden das selbst klären sollten.
Zur gleichen Zeit, deutete Reid's Mitbewohner zum ersten Mal auf die Wand mit Fotos, die über dem Bett des Greens hingen. „Sind das seine Leute?" Reid, der sich gerade seine Schuhe zu band, sah lächelnd über seine Schulter. „Meine Familie." Jack Sullivan, ein Recht großgeratener Blondschopf, stützte seine Hände in seine Hüften und lehnte sich ein Stück näher. „Man, sind das alles deine Geschwister? So viele Kinder..." Reid nickte und er pfiff anerkennend, murmelte etwas über die arme Mutter.
Reid richtete sich auf und stellte sich neben seinen Mitbewohner, sah an die Wand, an der er die einzelnen Fotos in einer sauberen Reihe aufgehängt hatte. Er hatte es diesen Monat noch nicht nach Hause geschafft, und das Heimweh lies ihn fühlen, wie ein kleiner Junge auf Klassenfahrt. „Uh, wer ist sie? Sie ist hübsch.", meinte er und deutete auf ein Foto von Sadie.
Reid drückte plötzlich viel angespannter den Rücken durch, beugte Jack nun mit etwas mehr Skepsis. „Meine Schwester.", erklärte er in mahnendem Ton, aber es schien nicht so, als hätte Jack das gehört. „Wow. Und ist das ihr Freund daneben?", fragte er weiter und deutete auf den jungen Mann, der ihr einen Kuss auf die Wange drückte. Reid hielt inne.
Das Foto war vom Abschluss. Die Beiden trugen dieses lächerliche Outfit mit den dämlichen Kappen. Reid hatte das Foto selbst geschossen. Er konnte sich noch daran erinnern, wie die Kappe des Jungen wegen des Kusses gegen Sadie's gekracht war und ihm deswegen vom Kopf gerutscht war und seine blaue Haarpracht enthüllt hatte. Sadie hatte sich danach angewidert die Wange abgewischt, konnte aber ein breites Grinsen nicht verhindern.
Er hatte genau den Moment eingefangen zwischen dem breiten Grinsen und dem angewidertem Gesichtsausdruck. Und Moe verharrte nun für immer breit grinsend, kurz nach dem Schmatzer, auf diesem Stück Papier. Das ganze schien ihm schon Jahrzehnte entfernt. „Nein", meinte er, während sein Blick wieder auf Moe fiel. Er hatte ihn schon so lange nicht mehr so lachen sehen. „Er ist nicht ihr Freund."
Reid schielte zu Jack, der daraufhin breiter grinste, und war gerade dabei eine Warnung auszusprechen, als dieser etwas einwarf, das ihn vollends aus dem Kontept brachte. „Hast du jemanden?"
Perplex sah er ihn an. Hatte er jemanden? „Jemanden der auf dich wartet? Zuhause? Eine Freundin?", schob er hinterher und Reid wandte den Blick wieder Richtung Wand. Er hatte eine Menge Leute, die auf ihn warteten, die ihn vermissten. Aber das meinte Jack nicht. "Nein, ich habe keine Freundin.", sagte er die Wahrheit.
Aber sein Blick fand wieder das Bild vom Abschluss und blieb wieder bei dem jungen Mann hängen. An Moe wie er da stand, die blauen Strähnen so wild wie immer, genauso wie das breite Lächeln.
Es gab da jemanden. Jemanden Zuhause. Aber die Dinge waren Kompliziert. Zu kompliziert, als das Jack es je verstehen könnte. Ja, Reid verstand es ja selbst nicht so ganz.
„Ich habe niemanden."
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Bad Choices [BxB]
Romance[2. Teil der BAD-Reihe] Schlechte Entscheidung stehen für Moe auf der Tagesordnung. Sei es die falsche Party. Die falsche Person, oder die falsche Nacht. Sein Ruf war dementsprechend. Er war ein Playboy, ein Dealer, der eine Typ in den man sich nur...