27| Ein Strand im Aufzug

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You & I
One Direction

Romeo

Ich hätte niemals erwartet, dass es so unangenehm sein kann auf einen Aufzug zu warten. Nervös tippte ich mit meinem Fuß auf den seltsam klebrigen Boden und vermied es in seine Richtung zu blicken. Ich war nicht mehr mit ihm alleine gewesen, seitdem er an jenem Abend plötzlich vor mir geflohen war. Und anders konnte man es wirklich nicht beschreiben – Reid hatte seine Beine in die Hand genommen und war vor mir davon gerannt, als wäre ich jemand, der ihm eine Versicherung oder so etwas andrehen wolle.

Auch jetzt starrte er auf die metallische Tür als würde sie ihm die Antworten des Universums offenbaren. Vorsichtig spähte ich zu ihm auf. Er war schon immer die Art von Person gewesen, bei der man keine andere Gefühlsregung erkennen konnte, abgesehen von einer eisigen Kälte, die so viel ausdrückte, wie: komm mir nicht zu nahe, fass mich nicht an und denk erst gar nicht daran mich anzusprechen!

Und gehörst du nicht zu den Greens, war es auch besser, wenn man genau das tat.

Seine Lippen waren verkniffen und ich sah den angespannten Zug um seinen Mund. Seufzend fuhr ich mir über mein Kinn. Natürlich setzte die momentane Situation allen zu, und man musste davon ausgehen, dass in seinem Kopf gerade nur Gedanken für seinen Bruder herrschten, aber ich kam nicht darum herum, zu denken, dass er vielleicht irgendwie sauer auf mich war.

Hatte ich ihn auf irgendeine Art beleidigt? War irgendein Witz zu weit gegangen? Ich wusste, er konnte es nicht leiden, wenn jemand ihm zu nah auf die Pelle rückte, und auch wenn ich versuchte es bei ihm, so gut wie es für mich eben möglich war, zu vermeiden, vergaß ich es manchmal und behandelte ihn wie jeden anderen. Vielleicht war es das? Er hatte zwar noch nie etwas gesagt, wenn ich es vergaß, aber was, wenn meine Art ihm langsam zu viel wurde? War er deswegen abweisender als sonst? Augenblickliche rutschte ich einen Schritt nach rechts.

Sein Blick huschte zu mir.

Aber was, wenn es das nicht war? Hatte er mich vielleicht durchschaut? Hatte er gemerkt, wie sich mein Herzschlag beschleunigte, wenn er in meine Richtung schaute? Wie verdammt nervös er mich machte? Bullshit! Ich reckte mein Kinn.

Er konnte es gar nicht merken, weil da gar nichts war. Und selbst wenn,  würde ich es bald im Keim ersticken, bevor sein Blick noch kälter werden konnte. Vorsichtig sah ich wieder zu ihm auf und hielt die Luft an. Er starrte mich an als hätte ich seine Katze überfahren.

Was war denn nun?

Als ich die tiefen Augenringe sah, verfluchte ich mich selbst. Wie konnte ich in diesem Moment überhaupt an so etwas denken! Silas - der Knirps, der deutlich zu viel über tote Reptilien wusste- lag im Krankenhaus, verdammt! Und auch wenn Reid es nie zeigte, war es deutlich anzusehen, wie er litt. Und ich konnte nichts anderes, als mit mir selbst Mitleid zu haben. Ich hielt seinem Blick stand und er schien zu erkennen, was ich vorhatte. Mit dem Kiefer knirschend, wandte er sich ab. „Willst du drüber-?"
Nein."
„Ok."

Mit einem leisen Ping öffnete sich die Fahrstuhltür und offenbarte eine älter Lady mit einem Strauß Pfingstrosen. Ihre Augen weiteten sich geschockt und ich sah verwirrt hinter mich. Aber sie sah nur uns und weiße Wände. Ah, ich vergaß manchmal, dass wir beide nicht gerade wie freundliche Nachbarn von nebenan aussahen.

Während Reid zwar keine, zumindest sichtbaren, Tattoos und blauen Haare vorwies, war er dennoch ein durchtrainierter Riese mit einem Blick der töten konnte. Ich lächelte breit, „Guten Tag, Miss! Bezaubernde Blumen."

Bad Choices [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt