61| Warum er?

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Romeo

Ich bahnte meinen Weg durch die dunkle Einfahrt, darauf bedacht keine Geräusche zu machen. Es war schon spät und ich wollte niemanden wecken. Das war jedenfalls der Plan.  „Du bist wieder da.", erklang es aus der Dunkelheit und ich unterdrückte ein Fluchen. Ich hatte die dunkle Gestalt nicht gesehen, die auf der Treppe vor der Tür hockte, doch nun sah ich sie ganz deutlich.

Ich rieb mir erschöpft über die Stirn und sah zu Reid, der immer noch regungslos auf dem Holz verharrte. Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu und das Licht der Vordertür schaltete sich durch den Bewegungsmelder an. Wie lang saß er da schon? „Du bist noch wach?", murmelte ich und wollte an ihm vorbei. Sein Blick folgte jedem meiner Schritte, während er mich schweigend ansah. Das künstliche Licht bestrahlte ihn von hinten und seine Züge wurden durch tiefe Schatten verzerrt. Ich räusperte mich nervös. Ich wusste nicht, warum er hier draußen saß. „Ich hab nur mein Ladekabel bei euch liegen lassen, ich hole es nur schnell und bin gleich wieder w-"
Du hast aufgehört."
„Hm?"

Ich war in meiner Bewegung erstarrt, sah zu ihm hinab. Erst jetzt sah ich das Glas in seiner Hand, dass er gedankenverloren herumschwenkte. Der Inhalt sah nicht aus wie Wasser. Er hob den Blick, sah mich taub an, als würde er mich gar nicht sehen und da wusste ich es sicher. Reid war betrunken.

„Die Vater Witze. Reginald Forman? Bob Belcher? Seit ich wieder da bin. Kein Spitzname.", murrte er und nahm einen kräftigen Schluck. Ich verzog die Stirn. „Von was redest du da?" Er stellte das Glas auf die Stufe neben sich und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Zuerst dachte ich, du wärst noch sauer auf mich. Wegen Silvester. Aber ich war nicht der einzige." „Reid-" Ich konnte das nicht hören. Nicht heute Nacht. Nicht nach diesem Abend. Aber er fuhr einfach fort. „Kein Zwerg für Liz. Kein Knirps für Silas. Nicht mal ein Drecksack für Lee. Du hast einfach aufgehört."

Ich wischte meine Hände an meiner Hose ab, wandte den Blick ab. Hatte ich wirklich? Das war doch Schwachsinn!

„Ich hab nicht mal gemerkt, dass-"
Ich aber. Ich habe jede kleine Veränderung an dir bemerkt, Romeo. Jede einzelne.", zischte Reid und erhob sich wacklig von den Stufen, krallte sich an das Geländer um sein Gleichgewicht zu halten. Ich wollte ihm zur Hilfe eilen, aber meine Füße bewegten sich kein Stück. Hilflos zuckte ich mit den Schultern. „Ich mach halt keine dummen Witze mehr, na und?"

Ich wusste, dass das hier nur die zweite Runde von heute Nachmittag werden würde. Und ich war definitiv zu müde für sowas. Etwas dunkles huschte durch seinen Blick, als er das Geländer los ließ, seine Faust auf seine Brust legte.

Na und? Es sind nicht nur deine Sprüche. Es ist die Art, wie du Leuten nicht mehr in die Augen siehst.", schnaufte er und taumelte eine Stufe nach unten. „ Wie du da stehst, wie du redest, alles so ... verklemmt." Die nächste Stufe. „ Als wärst du jemand anders! Als-"
„Ich bin nicht hier, um mich von dir beleidigen zu lassen! Du bist doch völlig betrunken.", rief ich als mir seine Worte zu viel wurden.

Als wäre ich jemand anders? Wer war ich denn überhaupt? Nein, wirklich! Wer zur Hölle war ich? Ein Bankangestellter? Ein Tätowierer? Ich fragte mich diese beschissenen Fragen so oft in letzter Zeit. So oft. Doch am Ende schien Freak immer zuzutreffen.

Reid strich sich die Haare nach hinten. Sah mich einfach nur an.„Ich beleidige dich nicht. Ich ..." Er seufzte, sah an mir hinab. „Du zitterst. Merkst du das eigentlich? Deine Füße, ständig in Bewegung. Deine Nägel sind ganz abgekaut. Das letzte Mal, als ich dich so gesehen habe, war als du obdachlos warst." Ich wandte mich ab, ging durch den Rasen, als ich merkte wie meine Atmung schneller wurde. „Warum tust du das jetzt?", haucht ich verzweifelt.

Bad Choices [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt