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"Peinlich hoch zehn" nuschelte ich, während ich in den Spiegel guckte und versuchte meine verlorengegangene Frisur wieder herzustellen. Die Betonung lag wirklich auf 'versuchte'.

Im Endeffekt nahm ich meine Haare dann in einen unordentlich Dutt, welcher auf halb sieben hang.

Hintereinander kamen wir am Esstisch an. Felix setzte sich, während ich Megan in eine flüchtige Umarmung schloss. Essen ging jetzt halt einfach mal vor.

Ich setzte mich gegenüber von meinem Bruder, welcher zwischen meiner Mutter und Megan saß.

Die ganze Zeit musterte er mich, und verfolgte so ziemlich jede Bewegung die ich machte. Irgendwann verlor ich halt ein wenig die Beherrschung.

"Ist irgendwas?" Zischte ich genervt, und er hob fragend eine Augenbraue.

"Nee?" Erwiderte er und machte einfach weiter, während ich ihm einen bösen Blick zu warf. Der Typ ist manchmal echt schwer von Begriff. "Hast du deine Tage, oder warum hast du so schlechte Laune?" Fragte er, als ob es das normalste Esstischgespräch der Welt wäre.

Megan rammte ihm leicht ihren Ellbogen in die Seite, während ich nur irgendwelche willkürlichen Beleidigungen vor mich hin murmelte.

Während ich schon satt war, aß Felix immer noch an seiner ersten Portion. Da ich aber ein absolut sozialer Mensch war, wartete ich noch bis auch er seinen Teller in die Tischmitte stellte, und gemeinsam standen wir dann, als letztes, auch auf.

"Ich muss jetzt zu CokeTV" teilte Felix mir mit und nickte Richtung Tür, während er aus meinem Zimmer sein Handgepäck holte.

"Kommst du danach noch mal?" Fragte ich erwartungsvoll, er schüttelte allerdings den Kopf.

"Ne, der Flieger kommt dann direkt" erklärte er, und schmiss sich seinen Rucksack auf den Rücken.

"Und das sagst du mir nicht früher? Ich dachte du gehst erst morgen" sagte ich, und klang saurer als ich es vorhatte.

"Uhm, sorry" nuschelte er und kratzte sich am Hinterkopf.

"Na dann geh' schon" grinste ich und zeigte in Richtung Tür. Erleichtert Lächelte er mir noch ein mal zu und verschwand dann aus der Haustür.

Gerade wollte ich mich auf mein Bett schmeißen, als es zum zweiten Mal an diesem Tag an meiner Gartentür klopfte. Verwundert öffnete ich sie und schaute in das grinsende Gesicht von meinem Freund.

"Ich hab' was vergessen"

Und mit diesen Worten küsste er mich noch ein letztes Mal, vor seiner Abreise. Ich drückte meine Hände leicht gegen seine Brust und vertiefte den Kuss kurz, bevor wir uns fast gleichzeitig von einander lösten und uns viel zu verliebt anlächelten.

Sah wahrscheinlich ziemlich kitschig aus, wie wir da so dicht beieinander standen und uns gegenseitig anstarrten.

Er gab mir noch einen Kuss auf den Kopf und verschwand dann endgültig durch meinen Garten.

Grinsend schloss ich die Tür, und legte mich auf mein Bett. Ich machte irgendeine Left Boy Playlist auf spotify an, und starrte einfach gegen die Decke.

Ich dachte an nichts relevantes, manchmal schaffte ich es sogar für einen Moment an nichts zu denken. Das verflog aber ganz schnell wieder, als ich daran dachte, dass ich nichts dachte.

Ich hoffe ihr versteht was ich meinte.

Einige seiner Lieder summte ich mit, andere genoss ich Schweigend.

"Mia, geh' Weg" murmelte ich, als sie mich aus dem Halbschlaf gerissen hatte.

"Du musst mich zu Benjamin fahren" stellte sie klar und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Was willst du denn im Zoo?" Fragte ich belustigt, stand allerdings auf.

"Ha Ha"

Ich schlüpfte in meine Vans und lief mit Mia zusammen die Straße, zu meinem Auto, herunter.

Ja, ich hatte einen Führerschein und einen klapprigen alten Jeep. Ich wusste gar nicht, ob es überhaupt erlaubt war, den in Deutschland noch zu fahren, so viele Kilometer wie der schon drauf hatte.

"Die solltest dir echt mal ein neues Auto zu legen" stellte Mia vorwurfsvoll fest, und hob beide Augenbrauen.

"Wozu? Ich fahr' eh nicht gerne, und wenn dann nur um dich durch die gegen zu kutschieren. Da ist so ein peinliches Auto doch tausend mal besser. Und lustiger" grinste ich, und stieg auf der Fahrerseite ein. "Oh nein!" Rief ich auf einmal gespielte geschockt und hielt mir die Hand aufs Herz. Mia schaute mich überrascht an, ihr Blick wechselte aber zu besorgt.

"Was ist?!" Fragte sie hektisch und zog die Beifahrertür zu.

"Hast du denn überhaupt Zuckerstückchen für Benjamin mit? Die liebt er doch so!" Kicherte ich und drückte aufs Gas.

AN: ziemlich spätes Kapitel, sorry! Aber es ist ja Wochenende, deshalb ist es ja nicht ganz so schlimm. :b
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen! :)

Spielkind || DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt