10. Keine Hoffnung

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10. Keine Hoffnung


Weit trugen Dracos Füße ihn nicht, nachdem er das schwere Eisentor des Malfoy Manors hinter sich gelassen hatte. Trotz der wenigen Meter, die ihn von den vertrauten Mauern trennten, fühlte er sich schon jetzt verloren. Wo sollte er denn hin? Er kannte niemanden, der ihn gerne bei sich hätte. Niemanden, der sich für ihn interessierte. 

Peitschender Wind fegte ihm um die leuchtend rote Nase. Eisige Kristalle wirbelten um ihn herum und nahmen ihm jegliche Sicht. Blind vor Tränen und Verzweiflung irrte er durch die verschneiten Straßen und Gassen. Den kleinen Lederkoffer fest mit den schon jetzt gefrorenen Fingern umklammernd. Dann blieb er einfach stehen. 'Wo sollte er hin?', immer und immer wieder drängte sich diese Frage vor all seine Gedanken. Draco konnte kaum denken vor Kälte und Hoffnungslosigkeit. Nie hätte er mit solch einer Reaktion gerechnet. Nie solch ein Ende vermutet. Wieder und wieder spielten sich die Szenen der letzten Minuten vor seinem inneren Auge ab. Wieder und wieder schallte der letzte Satz seines Vaters in seinem Kopf. Wie ein niemals endendes Echo, dass ihm sein Ende wieder und wieder vor Augen führte. Er hatte es wirklich getan. Draco hatte es wirklich getan. Lucius hatte es wirklich getan. Narcissa hatte es wirklich zugelassen. Alles war wahr und schlimmer, als in jedem Albtraum vorstellbar.

Unter einer blattleeren Kastanie brach Draco schließlich zusammen. Seine Beine trugen ihn nicht mehr und er landete mit den Knien im Schnee. Nasse Kälte kroch durch den dünnen Stoff seiner Hose in seine müden Glieder. Doch er spüre nur am Rande wie die herrschende Kälte seinen Körper gefangen nahm. Viel zu gefangen war er von seinem Inneren. 

Draco hatte gerade den Deckel seines kleinen Handkoffers geschlossen, als er schon die polternde Stimme seines unerbittlichen Vaters vernahm. Lucius stürmte auf den blonden Jungen zu und zog ihn auf die Beine. Unsanft schleifte er ihn am Arm die Treppen des Malfoy Manors hinab. Draco stolperte überfordert über jegliche Stufen bis er schließlich das Gleichgewicht verlor und hart einige Stufen hinab fiel. Lucius hatte dafür nur ein verächtliches Schnauben übrig. Am ganzen Leib zitternd rappelte sich der Gefallene wieder auf und bewältigte die letzten Meter alleine. „Raus.", sagte sein Erzeuger schlicht und zeigte mit dem erhobenen Finger auf die Haustür. Draco zögerte. Er meinte es also wirklich erst. Er schmiss seinen eigenen Sohn aus dem Haus.

Und wofür? Für Voldemort, für einen elenden Mörder, der seine Taten im Namen trug. Noch einmal drehte sich der Junge hilfesuchend zu seiner Mutter um, doch diese schaute ihm nur traurig entgegen. „Ich will dich hier nie wieder sehen. Nie . Wieder.", hart trafen ihn die Worte des Mannes, dessen Stolz er hatte immer sein wollen. Schon traten ihm die Tränen in die Augen und verschleierten ihm die Sicht. Mit einem letzten Blick auf seine geliebte, aber machtlose Mama, verließ er seine Heimat mit dem Wissen nie mehr zurückkehren zu können.

Verzweifelnd schluchzend kniete er noch immer im Schnee. Die eisige Kälte spürte er schon gar nicht mehr. Nicht die heißen Tränen, die ihm die Sicht raubten. Nur diese Einsamkeit, die ihn bewegungslos machte. Unfähig machten zu Atmen. Hecktisch japste er nach Luft. Die kalte Luft brannte scharf in seiner Lunge. Immer wieder schlug er auf den feuchten Boden unter ihm. Doch auch das fühlte er nicht. Er fühlte nichts... Nichts außer das zerreißende Ziehen in seiner Brust. 

Draco hatte keine Kraft mehr. Er konnte nicht mehr kämpfen, nicht mehr weinen. Mit dem Gefühl der Einsamkeit, das in zu erdrücken schien, schloss er die Augen. Er wollte sie nie wieder öffnen. Er wartete, bis die Welt um ihm zu schwinden schien. Er schlief ein. Ohne Hoffnung. 


Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt