23. Christmas lullaby (Teil 5)

3.6K 223 28
                                    


Was Schlitten, Nordpol und fliegende Rentiere? Wovon redete diese Frau eigentlich. Es hieß doch immer, dass Muggel keine Magie kannten. Also für ihn klang das Ganze sehr wohl nach Magie! Hatte sich das Zaubereiministerium etwa Jahrhunderte lang geirrt und die Muggel wussten sehr wohl von der Magie Bescheid, die sie umgab? Draco schwirrte der Kopf. Das war doch alles seltsam.

Jean merkte schnell, dass Draco kein Wort von dem verstanden hatte, was sie gerade gesagt hatte. „Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir sage, dass das nur eine Erfindung ist. Kinder sollen motiviert werden, sich das Jahr über zu benehmen. Das klappt, aber bei den meisten auch nur mittelmäßig.", fügte sie hinzu und sah Dracos Miene sich erhellen. Er schien verstanden zu haben. „Ach so, ich verstehe. Ein Spiel für keine Kinder.", sagte er und lächelte. Dracos Blick fiel wieder auf die Schachtel in seiner Hand. Neben dem Weihnachtsmann (der übrigens aus Milchschokolade bestand), befand sich noch etwas darin. Ein dunkelgrünes Bündel lag, offensichtlich zusammen gefaltet, neben der Figur. Es bestand aus weichem Stoff, wahrscheinlich Wolle, wie Draco feststellte. Als er es aus dem Behältnis nahm, erkannte er, dass es sich dabei um einen Schal handelte. Ein dunkel- mit hellgrün gestreifter Schal aus dicker Wolle. Nach dem Fehler, den Draco in einer Masche fand, sowie das fehlende Etikett, welches die Quelle benannt hätte, zu beurteilen, war er selbst gemacht... Dracos Sicht verschwamm vor seinen Augen. Das war so nett von Hermines Mutter. Sie kannte ihn gerade mal wenige Stunden und schenkte ihm einen selbst gestrickten Schal; welcher auch noch aus seiner Lieblingsfarbe gefertigt war. Gerührt wie er war, vergaß er für einen Moment seine Sitten und fiel der Muggelfrau vor ihm um den Hals. Diese lachte. „Na hoppala." „Oh, tut mir leid.", Draco trat einen Schritt zurück und spürte wie ein rot anlief. „Macht doch nichts.", lachte Jean. „Ich hoffe er gefällt dir, auch wenn er nicht perfekt ist. Ich habe ihn gestern noch schnell zu Ende gestrickt. Denn, naja, wenn ich ehrlich bin, dann liegt der Schal schone eine ganze Weile bei mir herum, da es nie einen Grund gab ihn zu beenden. Jetzt hatte ich wenigstens einen, dies zu tun.", lächelnd strich sie über den weichen Stoff. „Ich denke du magst grün?", fragte sie. Draco nickte. „ Sehr."

„Was tuschelt ihr denn da rum?", erklang Hermines Stimme am linken Ohr des Slytherins. „Nichts.", antwortete dieser frech. „Oh Mom, du hast den Schal endlich fertig gestrickt! Den hattest du doch noch vor meinem ersten Jahr in Hogwarts begonnen.", öermine kicherte und Jean streckte ihrer Tochter frech (und kindisch wie sie manchmal war) die Zunge heraus. Draco fühlte sich mal wieder unwohl. Er ertrug es nicht, wie alle so harmonisch miteinander umgingen. Er wollte in diesem Moment einfach nur alleine sein. Draco wollte sich schon umdrehen, als er von Hermine aufgehalten wurde. „Wo willst du denn hin?", fragte sie fröhlich und zog ihn an sich. „Ich habe dir noch gar nicht frohe Weihnachten gewünscht. Also... Frohe Weihnachten, Draco!", sie hatte leise gesprochen und nun drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Hermine löste sich aus der ohnehin recht einseitigen Umarmung und Draco fasste sich an die Wange. Es war als spürte er Hermines weiche Lippen noch immer auf der Haut. Er spürte förmlich wie er rot wurde. Schnell packte er neben sich und drückte Hermine, bevor sie dies bemerkte, ein Päckchen in die Hand. „Frohe Weihnachten.", sagte er und konnte noch immer nicht fassen, dass er ihr dies zum ersten Mal wünschte.

„Oh Draco, das ist wunderschön! Woher wusstest du...?", rief Hermine strahlend aus. „Wie hätte ich nicht?", lachte Draco über die kindliche Freude des Mädchens. „Du konntest deine Augen kaum davon lassen, als wir in Hogsmead waren." Hermine spürte wie sie rot wurde. Es stimmte, sie hatte diese Kette im Schaufenster gesehen und war sofort verzaubert von dem Schmuckstück gewesen. Sie hatte nicht gemerkt, dass Draco sie dabei beobachtet hatte. Mit feuchten Augen betrachtete sie den schmalen Anhänger in ihrer Hand. Er hatte die Form eines mit kleinen Steinchen besetzten Herzens, welches von einem weiteren aus Silber bestehenden Herzen umschlungen wurde. „Er ist wunderschön!", seufzte sie und drehte ihn erneut in ihrer Hand. „Schön, dass er dir so gut gefällt."

Nach weiteren Stunden des Beschenkens und gemütlichen Beisammenseins, schlurften Draco und Hermine hundemüde die Treppen in den zweiten Stock hinauf. Machten sich nacheinander im Badezimmer bettfertig und legten sich in die warmen Federn. Gemeinsam kuschelten sie sich in Hermines Bett. Hermine rückte nah an Draco heran und drückte ihr Gesicht in sein Oberteil. ‚Er riecht gut...', schoss es ihr unwillkürlich durch den Kopf. Sie spürte wie er ihr Haar berührte. Ganz sanft und vorsichtig, als wollte er, dass sie es nicht bemerkte. „Hattest du ein schönes Weihnachtsfest?", fragte sie und drehte sich auf den Bauch, um ihn ansehen zu können. Draco strich ihr lächelnd eine Strähne hinter Ohr. „Sehr schön.", er nahm seine Hand wieder zu sich und begann sie mit Hilfe seiner anderen nervös zu kneten. „Danke, das werde ich dir nie vergessen." „Nicht dafür. Draco, weiß du ich...", Hermine wurde durch ein das Klopfen eines Schnabels gegen ihr Zimmerfester unterbrochen. „Eine Eule? Zu dieser Stunde?", verwirrt setzte Hermine sich auf und ging, nachdem weiteres hartnäckigem Klopfen ertönte, zum Fenster, um es zu öffnen. Ihr entgegen sprang ein herrschaftlich aussehender Uhu auf das schmale Fenstersims. „Kennst du diesen Uhu?", fragte Hermine an Draco gewandt, welcher sich im Bett aufgesetzt hatte. Sie sah wie sich sein Mund für einen Moment öffnete, als wollte er ihr antworten, doch schließlich schloss er ihn wieder ohne einen Ton verwalten zu lassen. Sichtlich geschockt starrte er auf den Vogel, der begonnen hatte sein dunkles Gefieder zu putzen. „Draco, was...?", setzte Hermine an, doch sie verstummte, als sie Draco vom Bett aufstehen und auf sich zukommen sah. Vor dem Uhu blieb er stehen. Dieser hob seinen Kopf, beäugte den Slytherin misstrauisch und flog schließlich auf dessen ausgestreckten Arm. Erstaunt und verwirrt beobachtete Hermine, wie Draco den majestätischen Vogel auf seinem Arm hielt und zu streicheln begann. „Das ist meiner...", hörte sie ihn leise murmeln. „Was?", fragte sie mit weit aufgerissenen Augen. „Das ist mein Uhu.", sagte Draco geistesabwesend, noch immer das Tier streichelnd. „Aber was macht denn deine Eule hier?", Hermine näherte sich langsam dem dunklen Gefiedertier. „Keine Angst, der beißt nicht. Falls er dich aber nicht mögen sollte, merkst du es relativ schnell.", es war ihr nicht geheuer, dass Draco in so einer monotonen Stimmlage mit ihr sprach. Wie hypnotisiert starrte er auf das Tier auf seinem Arm. „Sieh doch, er hat etwas mitgebracht!", fiel Hermine plötzlich auf. Ihr lautes Rufen schien den Jungen aus seinen Träumereien zu holen. Er blinzelte und hob den Kopf, um ihn gleich wieder zu senken. Hermine trat neben ihn und löste den Umschlag vom Fuß des Uhus, welcher ihr das Bein bereitwillig entgegenstreckte. Als Hermine den Brief in der Hand hielt, spannte der Uhu flugbereit die Flügel. Doch statt, wie es das Mädchen erwartet hatte, dass er davonflog, hüpfte er auf die Schulter des Jungen neben ihr und knabberte liebevoll am linken Ohr seines Besitzers.

Hermine gab Draco den Umschlag. Er betrachtete ihn mit klopfendem Herzen. Dieser Brief musste von Zuhause kommen. Niemand anderes könnte sonst eine Nachricht von seinem Uhu schicken. Jedoch... eigentlich befand sich sein Uhu zu dieser Zeit in Hogwarts, es war somit eigentlich nahezu unmöglich, dass sein Vater oder seine Mutter ihn zu sich rufen konnten. Bei dem Gedanken an seine Mutter spürte er einen Stich in seiner Brust. Draco seufzte, er wollte doch einfach nur nach Hause...

Der Uhu flog von seiner Schulter, direkt aus dem geöffneten Fenster. Draco sah ihm mit Wehmut ihm Herzen nach.

Nervös biss er sich auf die bebenden Lippen, während er das Siegel brach und einen gefalteten Papierbogen aus dem Umschlag zog. Sofort erkannte er die geschwungene Handschrift Narcissa Malfoys. Der Brief war von ihrer Mutter! Sofort spürte er einen Kloß im Hals, welchen er krampfhaft herunterzuschlucken versuchte; doch er blieb. Seine Augen glitten in schnellen Bewegungen über das Papier, Tränen tropften auf das mit Feder beschriebene Pergament und ließ die dunkle Tinte verschwimmen. Sein Herz zog sich zusammen, fester und fester, bis es schließlich beim letzten Satz, wie von unsichtbaren Kräften befreit, gelöst und leicht wurde. Es schien, als würde jegliche Anspannung von ihm abfallen. Tränen liefen über seine Wangen. Mehr und mehr, doch er wischte sie nicht weg. Zog nicht die Nase hoch und nicht die Stirn kraus. Er stand einfach da, still und leise. Das Zittern seines Körpers merkte er kaum; er würde nicht dagegen anzukämpfen versuchen, würde es nicht mehr unterdrücken. Er ließ es einfach geschehen. Stand einfach da und ließ es geschehen.

Hermine fragte nicht nach. Fragte nicht, von wem der Brief war, was in dem Brief stand, wieso ihn das Geschriebene so traf. Sie nahm ihn einfach in den Arm und hielt ihn fest. Stand einfach da und gab ihm Halt.

Draco weinte lange in dieser Nacht, doch es war ein friedliches Weinen. Er schrie und brüllte nicht; er trat und schlug nicht um sich. Er schluchzte zu Beginn viel, doch auch das legte sich, bis er einfach still an Hermines Brust lehnte und ihrem Herzschlag lauschte. Es war ein magischer Abend, der sein Ende noch nicht gefunden hatte. 

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt