17. Déjà - vu (Teil 3)

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„Komm, dir ist doch sicher schon total kalt. Lass uns lieber rein gehen.", wisperte Hermine und richtete sich samt dem jungen Malfoy auf. Wie zwei Tage zuvor ließ er sich von ihr in Richtung des Gemäuers ziehen. Unwissend, dass sie beobachtete wurden. Albus Dumbledore stand in einen Fensterrahmen gelehnt in seinem Büro und beobachtete seine beiden Schüler mit einem Lächeln auf den Lippen.

Wie selbstverständlich zog Hermine Draco in den Gryffindorgemeinschaftsraum. Dieses Mal etwas weniger widerwillig, krabbelte der Blonde durch das Loch, das den Eingang darstellte. In Hermines Zimmer angekommen, deutete sie ihm sich auf ihr Bett zu setzten. Sie setzte sich sogleich neben ihn und legte den Arm um ihn. Draco war eiskalt. In seinem Haar hatte sich einige Schneeflocken verirrt, die langsam darin zu schmelzen begannen. Hermine beschleunigte dies, indem sie mit ihren Fingern oberflächlich seine blonden Haare durchkämmte. Draco ließ sich derweil kraftlos gegen sie fallen. Ein leises Seufzen entfuhr ihm, bevor er zum wiederholten Male geräuschvoll seine Nase hochzog. Hermine reichte ihm ein Taschentuch. Doch noch bevor er es zur Nase führen konnte, musste der Slytherin mehrfach niesen. „Na, jetzt hast du dich aber richtig erkältet, hm?", Hermine strich ihm sachte über die blassen Wangen. Draco zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und putzte sich die Nase. Jetzt war es an Hermine zu seufzen, doch ihr sollte es Recht sein. Sie ihrerseits hatte keine Lust krank zu werden, weshalb sie sich die große Decke schnappte und um ihren kalten Körper schlang. Da sie Draco noch immer im Arm hielt, deckte sie ihn somit ebenfalls zu, was den Slytherin aber nicht zustören schien. Vielmehr hatte die Hexe das Gefühl, dass er sich immer enger an sie schmiegte. Etwas überrumpelt von diesem Fakt, konnte sie nicht mehr tun, als ihm unbeholfen die Schulter zu tätscheln. Nachdem sie einige Zeit so engumschlungen auf dem Bett saßen, entschied Hermine, dass es wohl für beide angenehmer sein würde, würde sie sich hinzulegen. Also rückte sie samt Draco ein Stück nach hinten und legte sich um. Draco kuschelte sich wie ein kleines Kind wimmernd an sie. Zunächst merkte sie es nicht, doch dann sah sie die Tränen, die sich einen Weg über seine mittlerweile geröteten Wangen bahnten. „Shh...", machte sie immer wieder und erneut überkam sie das Gefühl, als wäre das ganze nur ein Traum. Ein langer, verrückter, verstörender, sich wirklich real anfühlender Traum. Unsicher schaute sie zu dem Jungen in ihrem Arm. Dieser lag mit weit aufgerissenen, tränenden Augen da und regte sich nicht. Erst nachdem Hermine begann in kreisförmigen Bewegungen über seinen Rücken zu streichen, begann Draco sich sichtlich zu entspannen. Mit Sorge spürte Hermine immer deutlicher die stetig ansteigende Wärme, die von ihm ausging. Probeweise legte sie ihre flache Hand auf seine Stirn und wurde nicht enttäuscht. Draco hatte deutlich Fieber. Aber auch ohne ihn zu fragen, wusste sie, dass er sich weigern würde zu Madame Pomfrey zu gehen, um sich behandeln zu lassen. Ein Gefühl sagte ihr, dass sie im Moment wohl seine einzige Bezugsperson war, wenn man es so nennen konnte. Hermine merkte, dass sich etwas änderte. Draco, sein Verhalten, sein Denken und ihre gesamte Beziehung. Wenn sie vor wenigen Tagen nichts außer Hass gegenüber dem verwöhnten Einzelkind verspürt hatte, so konnte nicht leugnen, dass sie begann Sympathien für den Jungen zu hegen. Auch nach seinem unmöglichen Verhalten in der großen Halle hatte sie keinen wirklichen Hass ihm gegenüber verspürt. Viel mehr war es die Enttäuschung gewesen, die sie übermannt hatte. Sie hatte sich einfach nicht vorstellen können, dass all das gespielt gewesen war. Die Tränen, die Verzweiflung,... die Angst. Gerade jetzt, da sich das ganze Szenario zu wiederholen schien, spürte Hermine deutlich, dass sie dabei war den wahren Draco Malfoy kennen zu lernen. All die Jahre hatte er sich ihr gegenüber so gemein und rassistisch verhalten und nun? Er ließ sich von ihr trösten, suchte sie sogar in der Bibliothek auf, um sich bei ihr zu entschuldigen! Merlin, wenn Harry , Ron und Ginny nur hier wären... Hermine hielt inne. Natürlich wüsste sie gerne was ihre Freunde jetzt tun würden, wie sie auf all das reagieren würden, aber doch war sie in gewisser Weise froh, dass sie sich alle im Fuchsbau und nicht in Hogwarts aufhielten. Die schlaue Hexe bezweifelte doch sehr, dass der Slyhterin sich ihr gegenüber so offen zeigen würde, wäre sie umringt von ihren Gryffindorfreunden. Es war nicht ausgeschlossenen, dass sie ihr abraten würden sich um Malfoy zu kümmern. Er war schließlich der Feind! Besonders sein Vater stellte eine große Bedrohung dar, er war schließlich ein bekannter Todesser! Das hatte er schon mehrere Male bewiesen. Plötzlich kam Hermine ein unguter Gedanke. Geschockt von dem Verdacht, der sich ihr soeben eröffnet hatte, verspannte sie sich sichtlich. Draco hatte gesagt, dass bei ihm Zuhause vor ein paar Tagen etwas vorgefallen war... Was wenn Voldemort ihn nun endgültig zum Todesser ernannt hatte? Oder was, wenn Harry die ganze Zeit Recht gehabt hatte und Draco schon längst einer von ihnen war? Was, wenn der dunkle Lord ihm vor wenigen Tagen einen Auftrag erteilt hatte, um ihm seine Treue zur dunklen Seite zu beweisen? Hermine überkam Panik. Womöglich hielt sie gerade nicht nur einen verzweifelten Slytherin im Arm, sondern auch einen frisch ernannten Todesser! Sie musste fest schlucken.

Hermine hielt es nicht mehr aus, sie musste ihn einfach fragen. „Draco?", fragte sie mit zitternder Stimme. Der Angesprochene sah ihr in die Augen. Sorge und Furcht spiegelten sich in ihnen. „Ja?", krächzte er mit brüchiger Stimme. „Bist... also... ich meine, machst du...-" „Du kannst mich fragen was du willst." „Okay... bist du ein Todesser?", kam es plötzlich aus ihr herausgeschossen. Sofort presste sie sich vor Schreck die Hand auf den Mund. Draco beäugte sie nachdenklich. „Nein.", sagte er ehrlich. Wie zum Beweis streckte er ihr seinen linken Arm entgegen. Eine Welle der Erleichterung durchflutete Hermine und ließ sie laut aufatmen. Draco sagte nichts dazu und schaute ihr nur gequält entgegen. Hermine wurde stutzig. „Du wärst gerne einer.", schlussfolgerte sie und ihr Blick wurde traurig. Hatte sie wirklich zu viel Hoffnung in ihn und seine neue Persönlichkeit gesetzt? Doch Draco entgegnete sofort: „Nein! Merlin, nein! Auf keinen Fall... das ist es nicht...", zum Ende wurde er immer leiser. „Was ist es dann?", Hermine nahm seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. Wieder hatte diese angefangen leicht zu zittern. Draco nieste und zog die Beine näher an seinen Körper. „Geht es um deinen Vater? Weil er einer von ihnen ist?", versuchte die Hexe es weiter. Draco schaute sie erschrocken an. „W-woher weißt du d-das?", stotterte er entsetzt. Hermine seufzte und drückte seine Hand. „Er hat es mehrfach bewiesen. Zum ersten Mal vor 2 Jahren, während des Trimagischen Turniers. Er war auf dem Friedhof, während Voldemorts Auferstehung." Bei der Nennung des Namens des dunklen Lords war Draco unwillkürlich zusammen gezuckt. Draco schaute sie noch immer ungläubig an. „Keine Angst! Ich... ich verurteile dich nicht deshalb.", ermutigte Hermine ihn, sich ihr zu öffnen. Doch der Draco schwieg. Träne über Träne rann ihm über das Gesicht, doch er schien es gar nicht zu merken. Gedankenverloren blickte er ins Leere. Sein Kopf rutsche immer weiter von Hermines Schultern, bis er schließlich auf ihrer Brust lag. Der Junge veränderte etwas seine Haltung, zeigte aber sonst keinerlei Regung. Auch die Gryffindor schwieg. Mit dem Blick zur Decke, strich sie dem Slyhterin gedankenverloren immer wieder durch die mittlerweile völlig zerzausten Haare. Sie merkte kaum wie ihr irgendwann einfach die Augen zufielen und sie völlig vergaß, dass sie ja eigentlich in der Bibliothek nach einem Buch hatte schauen wollen.

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt