31. Irrungen und Wirrungen

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31. Irrungen und Wirrungen


Schon lange nicht mehr hatten die Gryffindorschüler des 6. Jahrgangs das Frühstück so voller Spannung erwartet. Besonders Harry, Ron und Neville brannten darauf, einen erneuten Blick auf Draco Malfoy zu werfen. Sie konnten es sich nicht recht erklären, aber die drei Jungen waren sich sicher, dass heute etwas anders sein würde. Sie würden Draco Malfoy zum ersten Mal in einem anderen Licht sehen. Außer Harry waren sie schon seit Kindestagen mit Vorurteilen bestückt gewesen. Besonders Ron war mit Horrorgeschichten über Malfoy-Clan aufgewachsen und erzogen worden. Arthur Weasley hatte bei seiner Arbeit im Ministerium immer wieder mit dem einflussreichen Lucius Malfoy zu kämpfen. Dieser erfreute sich besonders daran, über die Weasleys schlecht zu reden, schließlich waren sie in seinen Augen „Blutsverräter", nur, weil sie Nicht – Reinblüter nicht wie Dreck behandelten. Dass die Familie dazu, zu ihren vielen Kindern (immerhin waren es 7 an der Zahl), auch noch immerzu knapp bei Kasse war, machte es nicht gerade besser.

Heute könnte ein ganz besonderer Tag werden. Der Tag an dem sich Rivalen die Hand geben und Streitigkeiten endlich ad acta gelegt werden könnten.

Hermine erwachte diesen morgen früh, weit vor dem Klingeln des altmodischen Weckers, der neben ihrem Bett stand. Noch während sie sich die Müdigkeit aus den Augen rieb, begann ihr Herz vor Nervosität schneller zu schlagen. Hibbelig wie sie daraufhin war, konnte sie einfach nicht mehr einschlafen. Früh, noch bevor irgendein anderer aus dem Hause Gryffindor an den Morgen dachte, stand Hermine unter der Dusche und versuchte ihren Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Ruhig atmete sie ein und aus, während die heiße Brause ihre Muskeln entspannte. Es würde alles gut werden, so redete sie es sich zumindest ein. Harry, Ron und Neville hatten so gut auf ihre Beichte reagiert! Wenn Draco nicht gerade auf Idee kam, sie vor all ihren Freunden zu küssen, dann... sollte doch alles gut laufen. Hermine riss erschrocken die Augen auf, wobei große Schwalle Wasser erbarmungslos auf sie einprasselten. Hastig stellte sie das Wasser ab und wischte sich Seife und Wasser aus den Augen. Bitte, würde er sie nicht vor den Augen aller küssen! Dann konnte sie für nichts mehr garantieren...

Hermine seufzte auf ihren Gedanken schwer, wieso musste sie auch so pessimistisch sein? In aller Ruhe, schließlich hatte sie genug Zeit bis der große Ansturm zu erwarten war, machte Hermine sich fertig. Zog sich an und setzte sich schließlich mit einem Buch über Heilkräuter in einen Sessel nahe des Kamins. Der Gemeinschaftsraum war gegen ihre Erwartungen nicht lange unbesetzt. Hermine hatte sich gerade erst dem zweiten Kapitel gewidmet, da sah sie aus dem Augenwinkel, jemanden sich ihr gegenübersetzten.

„Hey, Hermine...", kam es von der Person.
„Neville!", Hermine war sichtlich überrascht; Neville zählte nicht gerade zu den Menschen, die man als Morgenmenschen bezeichnen würde.
„Was machst du denn schon hier?", fragte sie.
„Das gleiche könnte ich dich auch fragten.", grinste Neville, sah aber bald darauf in die Flammen des Kamins. „Ich konnte einfach nicht mehr schlafen, ehrlich gesagt. Mir ist das, was du uns gestern erzählt hast, nicht mehr aus dem Kopf gegangen..."

Hermine sah Neville erwartungsvoll entgegen. Zu welchem Schluss war er wohl gekommen?

„Ich frage mich einfach, wie sehr man sich in einer Person täuschen kann. Das Lucius Malfoy ein egoistischer Rassist ist, das wusste ich immer, aber ich habe mir immer gesagt: Er ist bestimmt ein toller Vater und liebt seine Familie. Draco hat immer so von ihm geschwärmt; uns allen regelmäßig unter die Nase gerieben, dass wir keinen so tollen Vater haben. Nachdem Draco von Seidenschnabel ‚angegriffen'-", Neville malte Anführungszeichen in die Luft „wurde, hat er keine Kosten und Mühen gescheut, seinen Sohn zu rächen. Wie kann es sein, dass dieser Mann seinen Sohn plötzlich rausschmeißt? Nur weil er sich seiner Vereinigung nicht anschließen will?", Neville brachte seinem Unglauben deutlich zum Ausdruck; Hermine konnte nicht anders, als zu schmunzeln, wurde aber schnell wieder ernst.
„Wenn es nur irgendeine Vereinigung wäre, wäre das sicher auch nicht so schlimmer... Neville, Lucius Malfoy ist ein Todesser! Entweder du bist für oder gegen sie. Du – weißt – schon- wer wird keine halben Sachen machen."
„Verteidigst du ihn gerade etwa?!", Neville stand Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben.
„Nein!", beeilte Hermine sich zu sagen. „Nein, natürlich nicht. Er hat Draco verdammt weh getan und ich bin mir nicht sicher, ob Draco das jemals wirklich verkraften wird. Es ist so, wie du es gesagt hast – Draco hat seinen Vater verehrt! Es war wohl mehr als offensichtlich, dass er sich nichts mehr als den Respekt seines Vaters gewünscht hat.", das und das wünscht er sich, wenn er ehrlich ist, noch immer mehr als alles andere, fügte sie im Stillen hinzu. Neville musste schließlich nicht alles wissen, es würde Draco schon unangenehm genug sein, dass seine ehemaligen Schulfeinde ihn so am Boden sahen.
„Ich frage mich, ob Malfoy Senior es bereut, oder froh ist, die Last eines Kindes endlich von sich zu haben...", sprach Neville seinen Gedanken laut aus. Hermine schüttelte nur den Kopf. Sie wusste es nicht und wusste auch nicht, ob sie das wirklich interessieren sollte. Hermine ging es um Draco, was Lucius – dieser Idiot – mit seinem Leben anfing, war ihr relativ egal. Narcissa Malfoy war die einzige, für die sie etwas, wie Mitleid aufbringen konnte. Sie hatte ihr Kind verloren, ohne die Hoffnung es jemals wieder bei sich haben zu können. Hermine konnte sich auch nicht wirklich vorstellen, dass Lucius seine Frau wirklich tröstete.

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt