20. Du bist nicht allein

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20. Du bist nicht allein

Stunden vergingen, doch Dracos Zustand änderte sich kaum. Irgendwann hatte er aufgehört zu weinen, aufgehört zu schluchzen und zu schreien. Hermine saß einfach bei ihm und hielt ihn fest. Sie hatte es aufgegeben, auf ihn einzureden, hörte er ihr doch ohnehin nicht zu. Was würden ihre Worte auch ausrichten? Sie hatte nicht das Recht ihm zu versprechen, dass alles wieder gut werden würde. Irgendwann hatte die Löwin ihn dazu gebracht sich hinzulegen und deckte ihn zu, in der Hoffnung er würde vielleicht einschlafen. In eine Welt fallen, in der es nicht so aussichtlos und schmerzhaft war. Doch Draco hatte die Augen nicht einmal geschlossen. Immer wieder hatte sie ihn gefragte, ob sie etwas für ihn tun könne, aber er hatte immer nur den Kopf geschüttelt. Essen wollte er nicht, ebenso wenig trinken oder reden. Seit Stunden schon hatte er kein Wort mehr gesagt. Hin und wieder vernahm sie ein Niesen, doch mehr ließ der Slyhterin nicht von sich hören. Hermine hatte es dann schließlich aufgegeben und sich auf eines der freien Betten gesetzt, um zu lesen. Hin und wieder blickte sie zu Draco, doch er regte sich nicht. Als sie es nicht mehr aushielt, setzte sie sich samt ihres Buches zu ihm ins Bett. Sie wollte ihm zeigen, dass er nicht alleine war. Auch, wenn sie sich bis vor kurzen nicht hatten ausstehen können, nun war alles anders. Die junge Hexe hatte hinter seine kalte Maske blicken dürfen und wie es ihr schien, durften dies nicht viele. Niemals hätte sie mit so vielen versteckten Emotionen gerechnet. Sie hatte schon angefangen zu glauben, dass dieser Junge vielleicht wirklich keine Gefühle besaß und nicht nur so tat. Doch da hatte sie sich getäuscht. Das Mittagessen verstrich, aber Hermine bewegte sich nicht von der Stelle. Mehrfach frage sie Draco, ob er hungrig war, doch der Junge hatte ihr keine Antworten mehr gegeben. Er starrte einfach an die Decke und tat, als ob er nicht da wäre. Als Hermine ein leichtes Zittern neben sich spürte, nahm sie wie ganz selbstverständlich seine Hand und drückte sie leicht. Weitere Stunden vergingen und das Zittern verebbte. Hermine war nur einmal aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen und sich ein neues Buch zu nehmen. Draco blieb unverändert. Die Gryffindor begann sich ernsthaft Sorgen zu machen. Hatte er einen nachträglichen Schock? Verfiel er vielleicht in etwas, was man in der Muggelwelt Depressionen nannte? Hermine wusste es nicht und diese Tatsache machte sie wahnsinnig. Nichts schien ihr schlimmer, als jemanden dabei zu sehen zu müssen, wie er litt und nichts tun zu können. Es wurde Abend und der Hunger meldete sich immer häufiger bei der jungen Hexe. Sie versuchte ihn zu ignorieren, doch es fiel ihr zunehmend schwerer, schließlich hatte sie seit gestern früh nichts mehr gegessen. Sie erschreckte sich fast zu Tode, als sie Dracos brüchige Stimme vernahm. „Du solltest etwas essen.", brachte er hervor, ohne sie anzusehen. „Du aber auch.", sagte Hermine nach einer Weile, doch Draco zuckte nur mit den Schultern. Immerhin, er kommunizierte wieder mit ihr, das schien ihr schon einmal ein Fortschritt zu sein. Hermine wartete, doch die Schlange ließ nichts mehr von sich hören. Schließlich seufzte sie und nahm ihn bei den Händen. Sie waren kalt und schwach. Mit einem Ruck zog sie ihn in eine sitzende Haltung. Innerlich lächelnd, sah sie in die grauen, vor Schreck aufgerissenen, Augen. „Na komm.", sagte sie leise und deutete ihm, aufzustehen. Quälend langsam schälte Draco sich aus der Bettdecke und stand schließlich müde vor der junge Hexe. Die lächelte zufrieden und griff vorsichtig nach ihrem Zauberstab. Die Anspannung des Blonden spürte sie selbst aus der Entfernung. „Keine Angst." Mit einem Hieb hatte sie Draco von Schmutz und jeglichen Anzeichen seines langen Aufenthaltes im Bett, verschwinden lassen. Mit einem nun wieder ausdruckslosen Blick und hängenden Schultern stand der Blonde vor ihr. Kurzerhand nahm sie ihn in den Arm. „Du bist nicht allein, okay?", beteuerte sie ihm ins Ohr flüsternd. Wie zur Antwort, legte er eine Hand kraftlos auf ihren Rücken. „Du tust mir weh.", sagte der Slytherin leise ohne jegliches Gefühl. Sofort ließ Hermine von ihm ab und sah ihn besorgt an. „Es tut mir leid!" Er antwortete nicht, sondern ging einfach in Richtung Tür. „Warte! Accio Schuhe!", schon hatte Hermine sowohl Dracos als auch ihre eigenen zur Schuluniform passenden Schuhe in den Händen. Widerwillig ließ sich der Blonde von Hermine die Schuhe über die Füße stülpen. Gerade hatte sie die zweite Schleife in seine Schnürsenkel gebunden, da stand er einfach auf und lief weiter. Hermine wusste nicht was sie seinem seltsamen Verhalten halten sollte. War dies seine Art der Schmerzbewältigung? Verwirrt eilte sie ihm schließlich nach, doch sie musste gar nicht weit gehen, um ihn einzuholen. Nur wenige Meter vor ihr war er stehen geblieben und stand nun starr auf der Stelle. „Draco?", die Gryffindor folgte dem Blick des jungen Slyhterin. Unzählige Augenpaare waren auf den blonden Malfoy gerichtet. Einzelne Gryffindors zeigten mit den Fingern auf ihn und tuschelten. Draco war wie versteinert vor Angst. Diesen Gryffindors traute er alles zu. Doch Hermine war schon neben ihm aufgetaucht und hielt ihm die zierliche Hand entgegen. Unsicher griff er danach und erntete dafür ein Lächeln von der jungen Hexe. Kurz lächelte er zurück. Sie nickte ihm noch einmal zu und lief voraus in Richtung des runden Ausgangs. Draco stolperte ihr ungeschickt hinterher.



Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt