34. Staunen

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Als die anderen Gryffindors vom Mittagessen wiederkamen, waren sie mehr als überrascht als plötzlich zwei Schlangen in ihrer Mitte saßen. Sie wollten schon anfangen sich zu beschweren als sie sahen, dass Harry und die anderen kein Problem damit zu haben schienen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass alle sieben Schüler sich auf den Sesseln oder wahlweise auf dem Boden ausgebreitet hatten und sich die Bäuche hielten. Ihnen war so unfassbar schlecht. Alle schworen sich, Dobby nie wieder um Essen zu bitten. Nie wieder!

Am nächsten Morgen ging es ihnen allen aber schon viel besser. Den Schwur hatten sie aber nicht vergessen.
Am Abend als sie sich dann voneinander verabschiedeten, vereinbarten sie, sich vor der großen Halle zum Frühstück zu treffen. Draco und Blaise waren früher als die anderen; sie aber auch nur zu zweit und die Gryffindors mussten auch auf Ron warten, der wie allen bekannt ein ziemlicher Morgenmuffel war.
„Wann kommen die denn? Ich habe Hunger.", jammerte Blaise und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Sie kommen schon noch...", war die Antwort seines besten Freundes, dabei wurde auch er langsam ungeduldig. Er wollte gerade selbst zu einer Beschwerde ansetzten, da sah er einen braunen Lockenkopf und nur wenige Sekunden später erkannte er das Gesicht seiner schönen Freundin.
„Hermine!", rief er und winkte sie zu sich. Ein paar Schüler drehten die Köpfe, verloren aber schnell das Interesse an der Szene.
„Draco, deine Ohren werden ja ganz rot.", kicherte Blaise und bekam sich kaum noch ein. Doch der hörte ihn schon gar nicht mehr. Sein Blick und sein Gehör halten nur noch Hermine, die schnell lief, als sie ihn erblickte. Die letzten Schritte rannte sie fast, bevor sie ihm in die Arme fiel. „Guten Morgen!", flötete sie und entließ ihn aus ihrer Umarmung. Harry, Ron, Ginny und Neville kamen rechtzeigt genug, dass Blaise die Peinlichkeit erspart wurde, das gesehene zu kommentieren. Die Gruppe begrüßte sich und lief zusammen in der großen Halle ein.

Professor McGonagall, Snape und auch Flittwick und Hagrid sahen staunend auf als sie die ungewöhnliche Gruppe sahen.
Minerva McGonagall konnte sich wieder nur wundern. Seit wann verstanden Harry Potter und seine Freunde sich mit Draco Malfoy und Blaise Zabini? Hassten die sich nicht schon seit dem ersten Jahr? So langsam verstand sie gar nichts mehr.
„Was ist da nur los, Albus?", fragte sie ihren Sitznachbar, der bisher nicht einmal aufgeblickt hatte.
„Wo?", fragte der weise Mann und sah sich nun in der großen Halle um. „Ah unser Mister Potter in Begleitung mit Mister Zabini und dem jungen Malfoy? Höchst kurios."
Danke für die Einschätzung, dachte Minerva. Sie hatte sich etwas mehr Information erhofft. Sonst wusste Albus doch auch immer über alles Bescheid, dass sich im Schloss abspielte. Wie gerne wüsste sie, was da unter den Häusern vor sich ging.

„Soo, jetzt werden sich unsere Wege wohl oder übel trennen.", theatralisch zog Blaise Zabini Harry und Ginny in eine unfreiwillige Gruppenumarmung. „Blai-ise", stöhne Harry. Der Junge hatte echt starke Arme. Harry hatte das Gefühl, er zerquetsche ihm sämtliche Rippen. „Lass los! Hihi! Du kannst sogar das ganze Essen zu uns rüber sehen.", versprach Ginny und schaffte es endlich sich aus dem Klammergriff des Slytherins zu befreien. Erleichtert atmete sie auf. „Endlich."
Blaise verzog gespielt beleidigt das Gesicht und grummelte etwas, das sehr nach ‚Unverschämtheit' klang.
Ginny, die das durchaus gehört hatte, zwickte ihn in die Seite und machte sich auf den Weg zum Gryffindortisch. Harry und Neville folgten ihr, während Hermine noch wartete; sie wollte sich erst noch von Draco verabschieden.
„Wir treffen uns nachher am See.", raunte Draco ihr zu und drückte ihr, ohne nachzudenken, einen Kuss auf die Lippen.

Plötzlich wurde es ganz still in der großen Halle. Dann ging ein Raunen durch die Schülerschaft.
Selbst am Tisch der Professoren wurde geflüstert.
Draco Malfoy und Hermine Granger? Wer hätte das gedacht.
Eine gewisse Lehrerin für Verwandlung musste sich sehr zurückhalten nicht den Mund aufzureißen. Sie hätte ihn vermutlich nicht wieder schließen können.
Deshalb hatten sich die Häuser Gryffindor und Slytherin in den letzten Tagen und Wochen so überraschend gut verstanden! Der junge Malfoy und Miss Granger waren verliebt – in einander! Minerva konnte es kaum glauben. Hätte sie es nicht gerade mit ihren eigenen Augen gesehen, hätte sie es auch nicht geglaubt. Es schien ihr befremdlich, aber sie freute sich dennoch für ihre Lieblingsschülerin. Das würde sie ihr natürlich nie sagen; sowohl das eine als auch das andere. Minervas Blick schweifte zu ihren Kollegen. Hagrid schien verblüfft, lächelte aber. Ähnliche Reaktionen konnte sie auch bei Filius, Poppy und den anderen Lehrkräften erkennen. Schließlich blieb ihr Blick bei Severus Snape hängen. Der schien alles andere als überrascht zu sein. Vielmehr sah es aus als amüsiere er sich über die Reaktionen der anderen.
„Hast du es gewusst?", musste sie einfach fragen. Severus' Mundwinkel zuckten, schließlich schloss er sein linkes Auge für einen kurzen Moment.
Hatte Severus Snape ihr gerade wirklich zugezwinkert?! Minerva konnte es nicht glauben. Solche Gefühlregungen bei Severus Snape. Und das in der Öffentlichkeit! Das grenzte ja schon fast an ein Wunder. Das zweite Wunder innerhalb weniger Minuten. Merlin, sie brauchte dringend frische Luft.

Draco und Hermine sahen auf. Hermine spürte wie ihre Ohren heiß wurden, es würde also nicht mehr lange dauern, bis das Blut sich auch in ihren Wangen gesammelt hatte. „Draco, ich glaube-", begann sie, doch Draco ließ sie gar nicht zu Wort kommen. Schon hatte er seine Hand in ihren Nacken gelegt und drückte seine Lippen erneut auf ihre. Hermine, die eher unbehaglich fühlte, wollte sich dagegen wehren. Aber es schmeckte so gut...
Ehe sie es sich versah, stieg sie mit in den Kuss ein. So lange, bis sie einfach anfangen musste zu lachen. Es war ein einfach zu komisches Gefühl sich zu küssen in dem Wissen, dass einem die ganze Schule dabei zusah. Draco störte sich offensichtlich nicht daran, aber Hermine hatte genug. Die Peinlichkeit womöglich von einem Lehrer zur Ordnung gerufen zu werden, wollte sie sich lieber ersparen. Einen dicken Schmatzer noch, ein „Bis später" schon halb im Gehen, dann wandte sie ihrem Freund vollends den Rücken zu. Sie würde jetzt zu gerne sein Gesicht sehen, aber nein, sie würde davon stolzieren, so wie sie es schon in so vielen Filmen gesehen hatte. Bloß nicht hinfallen, dachte sie sich dabei, bloß nicht hinfallen! Aber es klappte alles zu ihrer Zufriedenheit. Mit einer würdevollen Miene setzte sie sich auf den freien Platz neben Ginny und trank einen Schluck Kürbissaft aus ihrem Glas, das Ginny ihr schon vorsorglich eingeschenkt hatte.
„Das war genial!", wisperte diese ihr nun zu und musste sich offenbar mit aller Kraft auf die Lippen beißen, um nicht loszulachen.
Hermine fühlte sich großartig. Das hätte sie schon viel früher machen sollen. Zum ersten Mal verstand sie, wieso viele so oft die Unnahbare spielen – es hatte so seine Reize, das musste sie zugeben.

Draco hatte nun nicht mehr ganz so gute Laune. Musste Hermine ihn wirklich vor der ganzen Schule so bloß stellen? Selbst sein Patenonkel hatte sich ein Grinsen verkneifen müssen – das hatte er genau gesehen!
Draco war nah dran den Beleidigten zu spielen, aber er zwang sich den aufkommenden Ärger hinunter zu schlucken und fröhlich zu sein. Er hatte immerhin allen Grund dazu. Zum einen waren die erstaunten und teils wirklich geschockten Gesichter der anderen mit keinem Gold der Welt bezahlbar gewesen und zu anderen war es endlich raus! Endlich wussten alle, was Hermine und er füreinander empfanden. Obwohl die Reaktionen, vor allem von seinen Hausgenossen, noch ausstanden, so wusste Draco, das es ihm nichts ausmachen würde. Er hatte eindeutig genug davon immer auf die Meinung der anderen zu hören. Draco wusste, dass er niemandem Rechenschaft schuldig war, er konnte zusammen sein mit weg er wollte, da brauchte er nicht die Meinung anderer. Weder die von Blaise, von Snape, Pansy oder sonst jemandem. Besonders hatte nichts auf die Meinung irgendwelcher Kinder zu geben, die nicht einmal den Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum beim ersten Versuch fanden. Nein, er war alt genug um zu wissen, was gut für ihn war. Und wenn sich alle gegen ihn stellen sollten deswegen – sollten sie doch! Er brauchte niemanden seiner angeblichen Freunde, die sich doch nicht für ihn interessierten. Draco wusste auf wen er sich verlassen konnte, auf Blaise, überraschenderweise sogar auf Snape, auf Hermine sowieso und er glaubte wirklich, dass auch Harry sich für ihn einsetzt würde, wäre es erforderlich. Es war ein ungewohntes Gefühl, aber Draco hatte das erste Mal in seinem Leben das Gefühl genau das richtige getan zu haben. Wenn er jetzt noch seine Eltern hinter sich stehend wüsste... aber daran wollte er jetzt nicht denken, jetzt wollte er einfach nur glücklich sein.  

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt