38. Die Stille vor dem Sturm (Teil 2)

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Seit sie den Kontakt mit Draco abgebrochen hatte, dachte Pansy unentwegt über den dunklen Lord, Todesser, Harry Potter und den Krieg nach. Mehr und mehr wurde ihr klar, dass sie nicht wollte, dass es zu einem Krieg kam und noch viel weniger wollte sie, dass die Bösen gewannen. Denn das war ihr durch Dracos Entscheidung gegen seine Familie klar geworden: sie waren die Bösen! Der dunkle Lord war einfach nur grausam und jeder der im folgte war zu verachteten. Nur konnte Pansy den Kontakt mit ihrer Familie nicht einfach aufgegeben. Sie liebte ihren Vater, trotz dessen, dass er streng sein konnte, sie wusste, dass er nur das Beste für sie wollte. Sie wollte ihn nicht verlassen, nur weil er der falschen Überzeugung folgte. Draco hatte dies aber getan und das obwohl er seinem Vater noch viel näher stand als Pansy ihrem Vater je stehen würde. Draco war so stolz auf seinen Vater gewesen, hatte ihn geradezu vergöttert und sich dennoch gegen ihn entschieden.
Das hatte Pansy beeindruckt. Und sie nachdenklich gemacht.
Gerne würde sie jetzt mit Draco reden, aber er sah sie nicht einmal an. Ihre Entscheidung musste ihn sehr verletzt haben, daher konnte sie ihn verstehen; weh tat es trotzdem.

Das Gespräch schien beendet und Pansy glaubte, dass es das Beste sein würde zu gehen, aber Blaise hielt sie zurück.
„Bleib.", sagte er und keiner widersprach ihm.
So blieb Pansy bei den Gryffindors, Blaise und Draco im Gras sitzen.

Es war schließlich Neville, der Pansy in ein Gespräch verwickelte. Wie sich heraus stellte, konnten sie noch viel voneinander lernen. Pansy hatte Kräuterkunde bisher als sehr langweilig und nutzlos empfunden, aber je mehr Neville über die Wirkung und Pflege magischer Pflanzen philosophierte, desto interessanter fand Pansy es.
„Und bist wirklich schon einmal bei dem Schrei einer Alraune ohnmächtig geworden?", fragte sie kichernd.
Neville wurde rot. „Naja, er war schon sehr laut.", sagte er und fuhr sich verlegen durch die Haare.
Pansy lächelte ihn an.
„Nun hast du mich so für Kräuterkunde begeistert, dass ich das nächste Mal sogar wirklich zuhören werde!", sagte sie und setzte hinzu. „Gibt es vielleicht irgendein Fach, dass du nicht magst und für das ich dich begeistern könnte?"
Neville seufzte. „Zaubertränke, aber, dafür kannst du mich nicht begeistern, fürchte ich."
„Oh stimmt...", sagte Pansy peinlich berührt. Die Frage hätte sie sich sparen können. Neville war schließlich dafür bekannt Snapes größtes Opfer zu sein, wenn es darum ging wegen schlechter Leistungen im Fach Zaubertränke aufgezogen zu werden.
„Wenn wir gerade davon reden...", sagte Pansy nun leise. „Es tut mir leid, dass ich dich die ganzen Jahre über beleidigt, gedemütigt, geärgert und sabotiert habe.", wieder einmal widmete sie sich dem Gras unter ihren Füßen.
„Ist... ist schon okay.", sagte Neville nach einiger Zeit, was Pansy überrascht aufsehen ließ.
„Schon okay?", wiederholte sie.
„Ja. Für dich mag es komisch klingen, aber Draco habe ich schließlich auch mehr oder weniger verziehen, also wieso sollte ich es dir weiter übel nehmen. Wichtig ist nur, dass ihr beide damit aufhört, mehr verlange ich gar nicht."
Pansy war erstaunt. Sie hätte niemals gedacht, dass jemand so verdammt nett sein konnte! Das konnte er doch nicht ernst meinen. Er verzieh ihr? (Zumindest mehr oder weniger.) Sie konnte es gar nicht glaube, wollte es aber lieber nicht noch weiter in Frage stellen; am Ende nahm er seine Aussage noch zurück.
„Ich danke dir.", sagte sie also ehrlich.
Neville lächelte ihr nur zu.
„Vielleicht können wir dir somit doch das Interesse an Zaubertränke zurückgeben.", sagte Pansy nach einiger Zeit und merkte, wie ihr ganz heiß wurde.
„Wie?", fragte Neville sogleich.
„Naja ein Grund, wieso du nicht so gut-"
„Du meinst wohl grottenschlecht!"
„So hätte ich es nicht gesagt, aber gut, dann warst du eben grottenschlecht in Zaubertränke, weil wir dich regelmäßig sabotiert haben... Es tut mir wirklich leid! Wir dachten es wäre witzig, dich ein bisschen ins Schwitzen zu bringen und irgendwann war es, naja ... fast schon Routine..." Pansy fühlte sich schlecht. Entschuldigungen und Schuldeingeständnisse, die damit eingingen, waren gar nicht so einfach.
Neville lacht nur. Er bekam einen regelrechten Lachanfall. „Hahahaha."
„Was ist daran denn jetzt so lustig?", fragte Pansy nun völlig verzweifelt.
Neville konnte einfach nicht aufhören zu lachen. „Dachtest du etwa das wusste ich nicht? Ich habe es teilweise sogar selbst gesehen, wie ihr mir irgendwelche falsche Zutaten in den Kessel geworfen habt und ihn somit zum Überlaufen oder sogar Explodieren gebracht habt. Ich wusste schon immer, dass ihr mich sabotiert."
„Oh.", kam es von Pansy.
„Ich finde es aber schön, dass du es mir jetzt selbst gesagt hast. Ich kann dich aber beruhigen, ich wäre auch ohne eure Hilfe schlecht gewesen."
„Aber auch ohne Snape?", fragte Pansy.
„Ohne Snape wäre ich sicher um einiges besser gewesen, das merke ich ja. Seit wir Slughorn in Zaubertränke haben, hat sich meine Leistung um einiges gebessert. Gut bin ich deshalb aber noch lange nicht."
„Zaubertränke ist jetzt auch nicht mein aller liebstes Fach, aber für ein E reicht es noch, also wenn du möchtest, dann... dann könnte ich dir in der nächsten Stunde beim Trankbrauen helfen.", schlug Pansy vor. Ihr Herz klopfte dabei doppelt so schnell in ihrer Brust. Wenn er ihre Hilfe nun ablehnen würde, wäre das ziemlich peinlich; zudem würde es sehr an ihrem Stolz kratzen – die bot schließlich nicht jedem Gryffindor ihre Hilfe an! -, würde Neville ihre Hilfe ausschlagen.

Doch ihre Sorge war vollkommen unbegründet, denn Neville wollte sich gerne helfen lassen. Er würde alles tun, um zumindest ein Annehmbar in den Abschlussprüfungen zu bekommen. Würde er noch einmal ein Schrecklich mit nach Hause bringen, würde seine Großmutter ihm sonst was erzählen. Schon beim letzten Mal hatte sie ihn über mehrere Stunden kopfüber an die Decke gezaubert – das war alles andere als lustig gewesen. Noch viel schlimmer für ihn war aber der Moment gewesen, als sie sagte, dass seine Eltern sicher sehr enttäuscht von ihm wären und sich für seine Leistungen schämen würden. Das hatte Neville einen Stich im Herzen beschert, der auch nach Stunden noch spürbar gewesen war. Wann immer er an die Worte seiner Großmutter dachte, wurde ihm traurig zu mutig. Sie hatte ja Recht. Seine Eltern waren ausgezeichnete Schüler gewesen. Sein Vater Frank musste ein außerordentlich guter Zauberer gewesen sein, das sagte zumindest seine Großmutter Augusta, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Er konnte doch auch nichts dafür, dass Snape ihn so sehr hasste, er wüsste auch gerne, wieso er ihn so gerne quälte. Es würde sein Leben um einiges erleichtern, müsse er sich nicht immer vor den Zaubertränkestunden fürchten, zudem wäre er, da war Neville sich sicher, auch um einiges besser in diesem Fach, wenn Snape ihn nicht so einschüchtern würde.

„Neville? Ist alles in Ordnung?" Beunruhigt sah Pansy zu Neville hinüber, der mit gläsernem Blick in die Ferne starrte. Dabei hatte er jede Minute, die vergangen war, trauriger gewirkt. Woran er wohl gerade dachte? Etwas erfreuliches konnte es nicht sein. Vielleicht an Snapes Unterricht? Oder gar an den dunklen Lord? 

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt