23. Days before Christmas (Teil 2)

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Ob der Tränkemeister wohl von der vorliegenden Situation unterrichtet worden war? Draco war sich dem nicht sicher; schließlich müssten seine Eltern dann zugeben, dass sie eine Schande großgezogen hatten. Und an dieser Schande konnten sie schließlich nicht unschuldig gewesen sein. Er war nicht von alleine so geworden. Die Umstände hatten ihm zu dem gemacht, was er war. Ein schwacher Junge, der es nicht schaffte Verantwortung zu übernehmen und erwachsen zu werden.

Doch selbst, wenn Snape noch nichts von seinem Rauswurf wusste, so würde er sich einem Gespräch dennoch nicht entziehen können. Es musste den Lehrer für Zaubertränke doch sehr gewundert haben, dass Draco ausgerechnet mit der muggelgeborenen Gryffindor Hermine Granger zum Abendessen erschienen war. Hatte er doch all die Jahre so schlecht von ihr gesprochen und keine Möglichkeit ausgelassen, sie als „Schlammblut" zu bezeichnen. Draco bereute diese Zeit zutiefst. Egal wie verletzt er war von der Entscheidung seines Vaters; wie sehr es ihm den Boden unter den Füßen entrissen, sein Selbstbewusstsein wie Glas zerschlagen hatte, seine Meinung hatte sich nicht geändert. Auch das Versprechen, welches er sich selbst gemacht hatte, hatte er selbst unter den Qualen im Kerker nicht vergessen. Muggel waren kein Abschaum, nur weil sie nicht zaubern konnten. Vielmehr sollten Zauberer froh sein, diese Gabe zu besitzen, als sich über Jene Lust zu machen, die sie nicht ins sich trugen. Noch immer war Draco überrascht von seiner Feststellung. Woher dieser Geisteswandel gekommen war, konnte er sich selbst nicht wirklich erklären. Sein Vater hatte ihm dieselben Sachen versucht einzutrichtern wie zuvor. Vielleicht hatte er diese Art der Beeinflussung sogar verstärkt, seit er versuchte Draco für ein Leben als Todesser vorzubereiten. Der Junge konnte es nicht sagen; er hatte den Worten seines Vaters schon längere Zeit keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt. Wieder und wieder warf Lucius Malfoy mit denselben Äußerungen um sich, als stammten sie aus einer altweislichen Bibel, die nur er kannte. Die Wichtigkeit seiner Worte wurde Draco erst jetzt bewusst. Schon viel früher hätte der Blonde es lernen müssen, von den Äußerungen auf den Charakter zu schließen. Sein Erzeuger war ein kaltherziger, erbarmungslos verachtender Rassist! Wieso war ihm das nicht vorher aufgefallen? Wieso hatte es bei ihm nicht alle Alarmglocken läuten lassen, wie sein Vater über andere Menschen urteilte? Hätte sein Unterbewusstsein ihm nicht sagen müssen, dass es der falsche Weg war, den er dabei war zu beschreiten? Vielleicht hatte es diese Warnungen seiner selbst gegeben, doch er hatte sie ignoriert. Lucius Malfoy war sein Held gewesen! Schon seit er klein war, war dieser Mann sein großes Idol und Vorbild, zu dem er aufsah wie zu einem Gott. Nie hatte er an seinen Worten gezweifelt. Immer schon wollte er nichts mehr, als diesen Zauberer stolz zu machen. Dem Namen dessen und seiner Vorfahren Ehre erweisen... Er war so dumm gewesen. Da musste erst Voldemort kommen, sein Vater ihn vor die Tür setzten, Hermine Granger sich um ihn kümmern, als dass Draco Malfoy merkte, dass der von ihm als richtig erachtete Weg, der Falsche war. Wie gerne würde Draco sich einfach vor einer Steinmauer niederlassen und solange den Kopf gegen die Steinmauer schlagen, bis jedes Wort dieses Verrückten aus seinem Gedächtnis gelöscht war. Oft hatte Draco gesehen, wie ihr ehemaliger Hauself Dobby sich auf diese Weise selbst bestraft hatte. Dobby... der treueste Hauself den man sich vorstellen konnte. Er hatte die Fehler Lucius Malfoys erkannt, doch wer hätte ihm zugehört?

„Ich merke doch, dass dich etwas beschäftigt!",Hermine Granger stemmte die Hände in die Hüften und beäugte den Jungen vor ihr mit einem scharfen Blick. Dieser schwieg und betrachtete interessiert seine Fingernägel. Hermine kniff die Augen zusammen, bevor sie resigniert neben dem Blonden Platz nahm. „Sag mir doch einfach was los ist. Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst.", die Brünette nahm die Hand des Jungen, um seineAufmerksamkeit zu gewinnen. Dieser seufzte laut und drehte sich in Richtung des Mädchens. „Na gut... Kannst du etwas für dich behalten?" „Natürlich." „Professor Snape ist mein Patenonkel." Hermine nickte verstehend, bevor sie die braunen Augenweit aufriss, als sie wirklich verstand. „Snape ist dein was?", geschockt rückte sie etwas von Draco ab. „Das erklärt natürlich so einiges.",murmelte sie und konnte nicht verhindern, dass sie verärgert klang. Wie in einem Zeitraffer, sah sie Szenen aus den vergangen Jahren vor ihrem inneren Auge abspielen. Szenen von Momenten in denen Draco von Snape, wie ein treues Hündchen für alles gelobt wurde, was er tat. Für egal was er tat. Auch erklärte sich die Hilfe beim Duellierclub mit Lockhart, als der junge Malfoy sich mit Harry duellieren musste. Ebenso Dracos stätig überlegen wirkendes Verhalten schien nun verständlich. Der Vater im Schulrat und der Patenonkel als Hauslehrer und Tränkemeister; eine bessere Absicherung gab es wohl kaum. Vieles machte nun so viel mehr Sinn, nachdem die Hexe von dieser Tatsache wusste.

Etwas ängstlich wartete Draco auf eine Antwort von seitens Hermine. Er konnte sich vorstellen, was nun in ihrem Kopf vorging. Draco war klar, dass es ihm vieleVorteile verschafft hatte Severus als Patenonkel zu haben. Ein lautes Seufzen Hermines ließ ihn schließlich nervös aufblicken. „Verstehe.", sagte sie und fuhr, nachdem sie Dracos zweifelnden Blick bemerkte, fort. „Nein, ich verstehe wirklich. Du hast Angst, dass er mit dir reden will, wegen der Sache... vorhin in der großen Halle. Falls er es nicht ohnehin schon weiß, wird er wollen, dass du ihn aufklärst und naja... Das macht die Sache ziemlich endgültig, nicht?",Hermines Stimme wurde weicher, als sie seinen Blick suchte. Draco aber hatte diesen gesenkt und knetete unsicher seine Fingerknöchel. Sie sah wie seine Augen sichschlossen und seine Schultern zuckten, da wusste sie schon was zu tun war. Einladend schlang sie die Arme um ihn. „Shh... es ist okay.", flüsterte sie in sein Haar. Draco schluchzte an ihre Brust. Er wollte nicht, dass es so endgültig wurde, dass schon die engsten Bekannten davon erfuhren. Es, der ihm bis dahin fast schon unbekannten Hermine zu erzählen, hatte ihm schon so viel Überwindung gekostet. Getäuscht hatte er sich im Vorfeld damals auch nicht, es hatte ihn erneut getroffen, als stünde sein Vater direkt vor ihm und spukte ihm die Worte erneut ins Gesicht. „Ich will dich hier nicht wieder sehen. Nie . Wieder."

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt