40. Die Prophezeiung (Teil 2)

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„Vielleicht einem seiner engsten Anhänger, der noch zu ihm hält. Als eine Art Belohnung oder Ehre.", schlug Neville vor. „Einer wie..."
„Mein Vater."

Die Köpfe aller schnellten zu Draco. Er tat als mache es ihm nichts aus, aber Hermine wusste es besser. Sie konnte fast schon sehen, wie seine Maske sich aufbaute und langsam vor seine wahren Gefühle schob.
Sie würde ihm so gerne helfen, aber sie wusste, dass es stimmte. Es war nicht ausgeschlossen. Es könnte sein. Es war möglich und es tat ihm weh. Egal wie sehr er seinen Vater zurzeit verachtete und hasste. Wie sehr er ihn verletzt hatte, physisch und psychisch. All das war nicht wichtig, denn er war sein Vater. Selbst, wenn Lucius Malfoy der Träger der Macht war, er war sein Vater. Und das würde er immer bleiben.

Hermine nahm Draco bei der Hand und drückte sie aufmunternd. Sie stand ihm zur Seite, sie war für ihn da. Draco lächelte traurig. „Danke."

Der Gedanke an Lucius Malfoy als Träger und Verantwortlichen, als die treue Hand des dunklen Lords zog die Stimme weit nach unten. Jeglicher Spaß war aus den Gesichtern der Schüler gewichen. Ihnen wurde wieder bewusst. Dies hier war ernst. Es ging hier um Leben und Tod.

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„Was, wenn er es wirklich so ist, Hermine? Dann müssen wir ihn töten! Hermine, ich kann das nicht!", Draco raufte sich verzweifelt die Haare. Wie schon die gesamten vergangenen Stunden seit Ende des Treffens.
Hermine sagte nichts. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Dracos Vermutung könnte sich als wahr herausstellen und wenn dies tatsächlich der Fall war, war es nicht unmöglich, nein, nicht einmal unrealistisch, dass es so enden könnte. Wenn der dunkle Lord nicht freiwillig den Zauber löste, mussten sie den Träger töten.
Hermine hatte Draco schon mehrfach gesagt, dass sie sich nicht einmal sicher waren, ob es sich bei dem Träger um einen Menschen handelte. Es konnte noch immer ein Gegenstand, ja sogar ein Ort sein! Es war noch nichts entschieden. Womöglich machte er sich vollkommen umsonst solche Sorgen. Das hatte sie ihm gesagt, aber Draco wollte das nicht hören. Er hatte sich in dem Gedanken verrannt, sein Vater stünde Voldemort so nahe. Würde alles für ihn tun.
„Hermine, bitte sage mir, dass er es nicht ist, bitte!"
„Das habe ich schon."
„Was?"
„Draco.", Hermine nahm ihn bei den Schultern. „Ich habe es dir schon mehrmals gesagt. Er muss es nicht sein. Wir haben keine Beweise. Es ist eine reine Vermutung. Es kann auch alles ganz anders sein. Vielleicht ist sein Träger gar kein Mensch, sondern ein Gegenstand. Ein Amulett, ein Diadem, eine Kelch,..."
„Ein Mensch."
„Draco."
„Es tut mir leid, Hermine, aber... ich will es einfach nicht tun müssen. Ich ertrage es nicht ihn noch einmal zu verlieren."
„Ich weiß."

Hermine schloss Draco einmal fest in ihre Arme. Zärtlich strich sie ihm durch das hellblonde Haar und versuchte es irgendwie zu ordnen.
„Wenn du deine Haare weiter so zerzaust und raufst, zerstörst du dir noch völlig die Frisur.", kommentiere Hermine das Vogelnest auf seinem Kopf.
„Na und?"
„Na und? Hat Draco Malfoy etwa gerade na und gesagt? Willst du deine Haare denn niemals in einem so schicken Zopf tragen, wie dein Vater?", fragte Hermine zuckersüß.
„Ehrlich gesagt, nein.", antwortete Draco trocken.
Hermine seufzte traurig. „Zu früh für Witze?"
„Zu früh.", stimmte Draco zu. Um dann im nächsten Atemzug zu sagen: „Aber, wenn es wirklich so schlimm aussieht, dann sollte ich es lieber lassen. Am Ende sehe ich noch aus wie du."
Hermine schnappte nach Luft, Draco streckte ihr nur die Zunge raus. Für einen kurzen Moment lag ein Lächeln auf seinem Gesicht.

Trotz dessen, das er vor Hermine schon wieder begonnen hatte zu scherzen, war ihm gar nicht danach. Er wollte nur nicht wieder der Schwache sein. Ihm war klar, dass Hermine jetzt an der Reihe war. Wenn sie Trost brauchte, wäre er für sie da; Hermine hatte ebendies lange genug für ihn getan.
Froh sein konnte er aber einfach nicht. Ihn quälte der Gedanke mehr denn je seinen Vater erneut zu verlieren. Wie dumm es auch war, Draco hatte die Hoffnung nie gänzlich aufgegeben, sein Vater käme wieder zur Einsicht und alles könnte wieder so wie früher sein. Draco hatte immer geglaubt, den besten Vater zu haben, den es gegeben konnte. Merlin, wie oft hatte er den Harry, den Weasleys und allen anderen möglichen Menschen unter die Nase gerieben, was für einen tollen Vater er doch hatte. Einen so tollen Vater, wie ihn keiner hatte. Wie ihn keiner jemals wieder haben würde. Einen Vater, der nicht akzeptieren konnte, dass er sich geirrt hatte. Der seinen Sohn lieber verstieß, als einzusehen, dass er Unrecht hatte. Ja, so ein toller Vater war Lucius Malfoy und kein anderer. Aber wie verlernt man die Liebe für die eigenen Eltern? Wie erträgt man den Verlust des einzig standhaften im Leben, dass sich, so dachte man, niemals ändern würde. Die Verbindung eines Kindes zu seinen Eltern ist etwas Besonderes. Nirgendwo anders erlebt man eine solch innige, vertraute, nicht zu erklärende Einigkeit und Liebe, als bei den Eltern zu ihrem Kind. So dachte man und so hatte auch Draco immer gedacht; nun, das hatte er zumindest geglaubt, war dies anders, aber es stimmte nicht, es hatte sich nichts geändert. Draco liebte seinen Vater noch immer, wie am ersten Tag, vermisste ihn jede Sekunde so schmerzlich in der ihm bewusst wurde, was er verloren hatte am Tag seiner Entscheidung, nur die wahre und innige Zuneigung fehlte. Denn diese war verloren. Und Draco wusste nicht, ob sie jemals wieder sein würde.
Wenn sein Vater am Ende des Krieges, wenn auch des Friedens willen starb, sicherlich nicht.
Hermine und auch die anderen hatten zwar immer wieder gesagt, dass es nicht sein müsse. Dass es nur ein Verdacht, ja nur eine reine Vermutung war, die er auch noch selbst aufgestellt hatte, aber Draco war nicht dumm und wusste, dass eine Vermutung immer noch eine Möglichkeit war. Und Möglichkeiten konnten zu Wahrheiten werden. Lieber wollte Draco sich gleich mit dem Gedanken auseinandersetzten seinen Vater verlieren zu können, als es als schwachsinnige Äußerung abzustempeln und am Ende doch der Tatsache ins Gesicht sehen zu müssen. Nein, zumindest diesem Schmerz wollte er sich entziehen können. 

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt