26. Ist das das Ende? (Teil 3)

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„Siehst du, als deine Mutter dir diesen Brief schrieb, war er noch am Leben, also warum sollte du-weißt-schon-wer sich gerade jetzt an ihm rächen. Er hätte es schließlich schon viel früher tun können. Und der Brief deiner Mutter kann ja nicht allzu alt sein. So lange wird deine Eule schon nicht gebraucht haben." Draco nickte langsam. Sie hatte Recht, ganz bestimmt. Narcissa hätte ihm niemals seinen Tod verschwiegen. Wo kamen nur immer diese panischen Gedanken her? Hermine würde ihn noch für völlig bescheuert halten. Aber immerhin sprach sie wieder mit ihm. Erst als er ihren Atem an seinem Hals spürte, merkte er wie nah er war. Schnell rückte er ein Stück von ihr ab. „Ähm... gut Danke! J-jetzt bin ich beruhig. Du hast Recht, dass hätte er sicher schon viel früher getan. Ich... ich habe mal wieder völlig überreagiert und mich von meinen dummen Gedanken verwirren lassen. Weißt du was? Lass ... lass uns das ganze einfach vergessen und weiter fliegen, es wird schon dunkel.", Draco stand sich räuspernd auf. „Ähm kommst du?" Hermine war verwirrt, stand aber auf und holte die verkleinerten Besen aus ihrer Tasche. Ein Schwung ihres Zauberstabes und schon hatten sie wieder ihre Originalgröße angenommen. Sie reichte Draco seinen, der auch schon sofort aufstieg und in die Lüfte steigen wollte, aber Hermine hielt ihn schnell am Arm fest. „Draco-" „Ja?" „Deine Gedanken waren nicht dumm. Du bist in einer Ausnahmesituation, da gehen die Nerven schon einmal mit einem durch. Mach dir keinen Kopf, ja?", ihre Hand wanderte über den Arm hin zu seiner Hand und drückte sie leicht. „Danke, für alles.", es kaum mehr als ein Flüstern, doch zu mehr war Draco im Moment nicht zustande. Wie konnte es denn sein, dass Hermine ihn immer so gut verstand? Sich immer in ihn hineinversetzten konnte oder es zumindest versuchte? Sie hatte ihm seither nie wieder vorgeworfen, dass er sie all die Jahre immer so schlecht behandelt hatte. Er wusste nicht, ob er das gekonnt hätte, wäre er in ihrer Situation.

Draco und Hermine flogen wenig später wieder mit ihren Besen durch die Lüfte. Nur noch wenige Kilometer trennten sie von ihrem Ziel und sowohl Dracos als auch Hermines Herz wurde immer schwerer je weiter sie sich Hogwarts näherten. Sobald sie die alten Mauern betraten, würde alles anders werden. Zumindest anders als in den letzten Tagen. Da hatten sie einfach durch die Flure und Gänge spazieren können ohne sich groß Sorgen machen zu müssen. Schließlich waren die meisten aus ihrem Jahrgang nicht dort gewesen. Jetzt, da es der letzte Ferientag war, waren sicher alle wieder von Zuhause zurück und belagerten die runden Erker und Hallen. Hermine wurde es mulmig zu Mute, dachte sie über ihre beiden besten Freunde nach. Sie wollte Harry und Ron nicht gerne vorwerfen, dass sie wären nicht tolerant genug, aber bei aller Toleranz, die die beiden aufzubringen fähig waren, Hermine konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihre Freundschaft zu Draco Malfoy akzeptieren würden. Malfoy war ihr größter Widersacher und auch wenn Hermine diesen Ausdruck äußerst albern fand, auch irgendwie ihr Feind. Sie hatte Draco kennengelernt und somit seine Fehler verzeihen können, aber sie zweifelte daran, dass Harry und Ron ihm die Chance dazu geben würde. Besonders Ron war sehr verbohrt, wenn er sich erst einmal auf etwas eingeschossen hatte. Das war bei dem bulgarischen Schüler und Hermines Tanzpartner beim trimagischen Ball, Viktor Krum, der Fall gewesen und so erlebte sie das auch jeden Tag aufs Neue, wenn jemand nur den Namen Snapes in den Mund nahm. Seit dem ersten Tage an, dichtete Ron dem verhassten Lehrer für Zaubertränke und dazu Hauslehrer von Slyhterin jegliche Machenschaften und böse Absichten an, egal was er auch tat. Snape konnte sich wahrscheinlich auch ein Glas Wasser einschenken und Ron würde ihm vorwerfen, er würde mit Glasflasche jemanden erschlagen und sich nur als unauffällig tarnen wollen. Bei Harry hegte Hermine noch kleinen Hoffnungen, er würde sie verstehen. Manchmal hatte Harry einen offeneren Blick und erkannte, wenn er falsch lag. Er würde Draco vielleicht eine Chance geben. Nun ja, vielleicht...

„Hermine, schau! Da ist Hogwarts.", Draco zeigte mit ausgestrecktem Arm Richtung Boden. Tatsächlich, nur noch wenige hundert Meter trennten Hermine und Draco von den steinernen Mauern Hogwarts. Hermine setzte wenige Minuten später bereits zum Sinkflug an und Draco tat es ihr gleich. Kalter Wind rauschte in ihren Ohren und zerzauste beiden die Haare. „Draco, pass auf, der Wind ist ziemlich stark!", schrie Hermine gegen das tosende Rauschen an, bevor sie wegen einer stärken Böhe einige Meter zur Seite getrieben wurde. „Hermine! Ist alles in Ordnung?", rief Draco ihr entgegen, doch Hermine winkte ab. „Alles okay!" Sie kamen dem Boden immer näher bis Hermine schließlich als Erste im weichen Gras landete. Sie sah, wie auch Draco zum Stehen kam und vom Besen sprang. „Jetzt sind wir da.", sagte er. „Ja.", stimmte Hermine zu und konnte nicht verhindern, dass es irgendwie traurig klang. Es fühlte sich beinahe wie ein Abschied an. Und das war es auch in irgendeiner Weise. So frei wie in den letzten Tagen würden sie sich nicht mehr treffen und unterhalten können. Aber nein, Hermine wollte und konnte nicht so tun, als wäre nichts zwischen ihnen passiert, als hätte sich nichts geändert.... Es musste einen Weg geben! Freunde zu sein, auch zu diesen Zeiten. Hermine legte ihren Koffer und Besen ab und nahm auch Draco seine Sachen aus den Händen, um sie auf den schneebedeckten Rasen zu legen. Er beobachtete sie mit großen Augen, sagte aber nichts. „Ich werde dich vermissen.", sagte sie, doch schon während sie sprach, brach ihr ihr die Stimme und Tränen traten in ihre Augen. „Hermine...", Draco breitete die Arme aus. „Komm mal her.", sagte er und zog sie schon in seine Arme. „Okay.", flüsterte Hermine mit tränenerstickter Stimme und fiel in seine Arme. Ihr entfuhr ein leises Schluchzen. Draco legte seine Arme und ihre Taille und begann kleine Kreise auf ihren Rücken zu zeichnen. Hermine vergrub ihr Gesicht in seiner Halskuhle und ließ sich einfach von ihm halten. Sie wollte ihn nie wieder loslassen müssen. Schon jetzt tat ihr Herz weh, wenn sie daran dachte, ihn gehen lassen zu müssen. Ihn nicht mehr immer um sich zu haben. Sie konnte nicht einfach so weiter machen als wäre nichts passiert. Sie hatten sich geküsst! Das hatte doch etwas zu bedeuten, auch wenn sie ihn abgewiesen hatte. Sie hatte es doch nicht so gemeint...

Hermine begriff, dass sie handeln musste. Und zwar jetzt! Sie löste sich aus der Umarmung und legte ihre Hände in seinen Nacken. „Draco, ich-" „Ja?" „Ich- ich...", sie konnte es nicht sagen; nicht jetzt, nicht so. Hermines Herz schlug ihr bis zum Hals. Wie erstarrt sah sie in Dracos Gesicht und brachte kein Wort heraus. Ihre Augen sahen in seine und schafften es nicht den Blick abzuwenden. Noch nie hatte sie die dunkelgrauen Halbmonde im wilden Sturm seiner Augen bemerkt. Ihre Hände begannen zu zittern, so dass Draco es doch bemerken musste. Doch er lächelte bloß ein leichtes Lächeln. Ein Lächeln, das für Hermine die Welt bedeutete. In wenigen Tagen hatte dieser Junge es geschafft, sie durch seinen bloßen Blick zu hypnotisieren, sie in seinen Bann zu ziehen. Sein Anblick genügte, und ihr Herz schlug doppelt so schnell wie sonst. Die Tränen waren normal, die ihre Wange hinabglitten, als wären sie aus Glas. Das pure Glück, das sie erfüllt, als er ihr näher kam. Und das nur, wegen einem einfachen Lächeln, einem Blick, einer Berührung. „Ich liebe dich.", entfuhr es ihr, ehe sie den Gedanken zu Ende dachte. War dies geschehen, trat Hermine mit vorgehaltener Hand erschrocken zurück. „Was?", Dracos Augen waren groß.

Hatte er gerade richtig gehört? Hatte Hermine das gerade wirklich gesagt, oder spielte Dracos Gehör ihm mal wieder einen Streich? Es musste so sein; es machte keinen Sinn. Doch Hermines Blick sagte etwas anderes. Sie löste die Arme von seinem Nacken und trat einen Schritt zurück. „E-es tut mir... nein, ich ... ich wollte das ni-", Draco ließ sie nicht aussprechen. Er trat auf sie zu, nahm ihre Hand, zog sie an sich und küsste sie. Zog sie an sich, drückte seine Lippen gegen ihre Lippen, immer und immer wieder. Er hatte das tun müssen, er musste. Wenn nicht jetzt, wann dann? Draco wusste, das war seine letzte Chance und er hatte sie nutzen müssen. Und es hatte sich gelohnt. Es dauerte einige Sekunden. Für Draco eine scheinbar niemals enden wollende Zeit, aber schließlich bewegten Hermines Lippen unter seinen. Ganz leicht, ganz sanft. Dracos Hände gruben sich in Hermines dunkelbraune Locken. Er zog sie noch fester an sich. Hermine legte nur zaghaft ihre Hände an seine Brust. Konnte die Muskeln unter seinem Umgang spüren, sein schlagendes Herz. Wie ihres schlug es viel zu schnell. Vor Aufregung und Glück. Hermines konnte es einfach nicht glauben, Draco Malfoy küsste sie. Sie küsste Draco Malfoy! Ihr Magen schien einen Salto zu schlagen, doch zum ersten Mal in ihrem Leben war ihr das nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil. Sie wollte, dass es nie wieder endet.

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt