36. Andromeda (Teil 2)

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Andromeda hielt sie zurück.
„Red doch keinen Unsinn! Du bist meine Schwester, egal was war. Du bist hier und nur das zählt."
Narcissa konnte kaum glauben, was sie da gehört hatte. War es wirklich so einfach Frieden zu schließen? Wäre es all die langen, qualvollen Jahre voller Sehnsucht nach Dromeda so einfach gewesen sie wieder in ihrem Leben zu haben? Das konnte sie doch nicht wirklich so meinen!
„Dromeda-", begann sie, doch sie wurde sogleich wieder unterbrochen.
„Narcissa, wirklich, es ist okay. Lass uns wann anders darüber reden. Es ist schon weit nach Mitternacht, wir sollten beide schlafen gehen.", erst jetzt fiel Narcissa auf wie müde ihre Schwester aussah. In der Aufregung hatte sie nicht nur die späte Stunde, sondern auch ihre eigene Müdigkeit vergessen.
„Worauf wartest du?", hörte sie Andromeda aus dem Flur fragen. Sie sollte wirklich schlafen gehen. Ihre Probleme liefen ihr bedauerlicherweise ja nicht davon, sie konnte auch morgen noch nach einer Lösung suchen – sofern es überhaupt eine gab. Das bezweifelte Narcissa nämlich sehr.

Das Haus war nicht groß, das konnte Narcissa auch im Dunkeln erkennen. Andromeda zeigte ihr das Badezimmer und führte sie anschließend in Nymphadoras altes Zimmer. Als Narcissa den bunten Schriftzug über dem Türrahmen entdeckte, konnte sie nicht anders als zu lächeln. Sie konnte verstehen, wieso das Kind den Namen nicht mochte und sich stattdessen lieber mit ihren Nachnamen rufen ließ. Nymphadora. Plötzlich wünschte sie sich das Mädchen würde sie nicht aus vollstem Herzen hassen. Und Narcissa wusste, auch ohne zu fragen, dass dem so war.
Vielleicht hätte sie sogar eine gute Tante abgegeben. Hätte einmal zu hören bekommen: „Du bist die beste Tante der Welt!". Aber nein, wenn sie einen Titel verdient hätte, dann den der schlechtesten Tante. Der schlechtesten Mutter. Der schlechtesten Ehefrau.

Andromeda, die Narcissa noch bis ins Zimmer gefolgt war, drückte ihrer kleinen Schwester kurz an sich. „Ich freue mich wirklich, dass du hier bist. Wir reden morgen."
Narcissa lehnte sich an sie. „Danke"

Sowohl Narcissa als auch Andromeda konnten, trotz dessen, dass sie sehr müde waren, nicht gleich einschlafen. Mit klopfendem Herzen lagen sie in ihren Betten und konnten den nächsten Morgen kaum erwarten.

Narcissas erwachte bei dem Klang eines summenden Geräusches. Hecktisch sah sie sich um, als sie die Umgebung nicht gleich zuordnen konnte. Das Zimmer war klein und bunt. Es war so verrückt, wie es das Zimmer ihrer Nichte nur sein konnte. Narcissa fiel es wieder ein. Sie war bei ihrer Schwester Andromeda. Der Schwester, die sie seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Narcissa atmete einmal tief durch. Sie wusste, dass sie sich Andromedas Fragen würde jetzt stellen müssen Das war sie ihr Schuldig. Nicht nur, weil sie sie bereitwillig mitten in der Nacht aufgenommen hatte.

Narcissa musste nicht lange suchen, um Andromeda zu finden. Sie stand summend und pfeifend in der Küche und schnitt Obst in kleine Stücke. Als sie ihre kleine Schwester erblickte lächelte sie erfreut.
„Narcissa! Da bist du ja, ich wollte dich gerade wecken kommen. Komm setzt dich schon mal. Kaffee ist schon gekocht."
Narcissa blickte ihre Schwester verdattert an. Wie konnte sie so tun als wäre alles normal zwischen ihnen? Und was bei Merlins Barte war Kaffee?
„Kaffee?", fragte sie also, worauf Andromeda lachte.
„Das ist... ach vergiss es. Möchtest du vielleicht einen Tee?" Noch ehe Narcissa zustimmen oder ablehnen konnte, hatte Andromeda einen kleinen Hebel hinuntergedrückt und schon weniger später, brodelte Wasser in dem Gefäß.

Andromeda verlagerte das Frühstück kurzerhand ins Wohnzimmer, um dort, so glaubte sie, besser mit Narcissa reden zu können. Mit Tee, Kaffee und einer Schale voll Obst setzten die ehemaligen Black-Schwestern sich an den Wohnzimmertisch.
Beide wussten, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Jetzt wurde es ernst.

„Ich muss es einfach wissen Narcissa, wieso bist du hier? Du weißt hoffentlich, dass das keiner Weise negativ gemeint ist. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dich hier zusehen! Nur glaube ich nicht, nur deshalb mitten in der Nacht her gekommen bist."
Narcissa schüttelte den Kopf. Natürlich nicht.
Also begann sie zu erzählen. Sie fing ganz am Anfang an mit dem Tag an dem Draco ihnen gesagt hatte, dass er kein Todesser werden wollte und auch nicht weiter würde. Schweren Herzens berichtete sie von Lucius völlig überzogenen Reaktion, von den Qualen die Draco hatte erleiden müssen, ihren traurigen Versuchen ihrem Sohn zu helfen und schließlich vom seinem Rausschmiss.
Andromeda war mehr als schockiert. Wieder und wieder fragte sie, ob das ihr Ernst sei. Mehrfach verfluchte sie Lucius und Narcissa konnte ihr einfach nicht widersprechen. Sie hatte doch Recht! Lucius' Verhalten war inakzeptabel, das wusste sie jetzt.
„Ich kann absolut verstehen, warum du dich getrennt hast! Du hast genau das Richtige getan!", sagte Andromeda, die einfach nicht mehr hatte sitzen bleiben können und nun fluchend den Raum auf und ab ging. Narcissa hatte nicht gewusst, dass ihre Schwester solch schlimme Wörter kannte! Passend waren sie allemal.
„Andromeda, da hast Recht, nur... so ganz, also..."
Andromeda dreht sich ruckartig zu ihr um.
„Du hast dich deshalb gar nicht von ihm getrennt?"
„Nein, ich-"
„Narcissa! Hast du dir gerade selbst zugehört? Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du nach dieser Aktion weiterhin bei Lucius, diesem Geisteskranken, geblieben bist!"
„Dromeda, du verstehst nicht-"
„Was gibt es da nicht zu verstehen?", nun regte Andromeda sich richtig auf. Das hatte sie früher schon gut gekonnt. Während Narcissa meistens eher der stille Typ war, konnte Andromeda doch sehr aufbrausend reagieren, wenn sie etwas ärgerte.
Bestimmt 10 Minuten kam Narcissa nicht zu Wort, da Andromeda sich einfach nicht mehr beruhigen wollte.

„Dromeda bitte! Möchtest du jetzt wissen, wieso ich hier bin, oder nicht? Es geht noch weiter."
Andromeda schnaubte noch einmal, setzte sich aber schließlich wieder hin und steckte sich eine komplette Erdbeere in den Mund, um diese aufgebracht zu zerkauen. Narcissa musste sich wirklich sehr zusammenreißen, um sie nicht zu recht zu weisen. Wo hatte Andromeda nur diese Manieren her?
„Ich habe Lucius zwar nicht verlassen, aber es hat sich trotzdem etwas geändert... zwischen uns. Ich habe mich geändert. Zum ersten Mal in meinem Leben find ich an, Sachen wirklich zu hinterfragen. Ich habe auch versucht Lucius dazu zu bewegen, manche seiner Gewohnheiten zu ändern, aber... naja du kannst dir ja denken, wie er reagiert hat. Er hielt mich für verrückt und hat mich einfach nicht ernst genommen.", nun wurde Narcissa ebenfalls wütend.
„Ich habe angefangen mich zurückzuziehen. Ich bin ihm aus dem Weg gegangen und dann... habe ich etwas herausgefunden."
Narcissa traute sich einfach nicht, es auszusprechen. Die Reaktion der letzten Person, die es erfahren hatte, hatte Narcissa noch genau im Ohr.
„Das ist eine Schande! Das ist es!" „Du hattest doch etwa nicht vor, dieses Ding zu behalten!" „Spinnst du, mir das nicht zu sagen? Dachtest du etwa du könntest so etwas vor mir verheimlichen?! Du bist so dumm, Narcissa! So unendlich dumm!" „Raus! Ich will dich und dieses Dreckskind hier nicht mehr sehen! RAUS!"
An mehr wagte Narcissa sich nicht zu erinnern. Es hatte so weggetan von Lucius in diesem Maße angeschrien zu werden. Mehrfach hatte er sie beleidigt, ihrem Kind, ihrem gemeinsames Kind, den Tod gewünscht! Nein, sie konnte und wollte nicht mehr daran denken.

Andromedas Hände fingen an zu schwitzen. Wieso sagte Narcissa denn nichts? Was hatte sie so schlimmes herausgefunden, dass sie sich von ihrem Mann trennte, wenn sie das schon nicht tat, wenn er ihr gemeinsames Kind misshandelte? Was konnte so schlimm sein, dass sie es ihr nicht sagen konnte?
„Was ist es, das du herausgefunden hast?", Andromeda konnte einfach nicht mehr warten.

Narcissa atmete noch einmal tief durch, dann nahm sie sich ein Herz.
„Ich bin schwanger."


Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt