38. Die Stille vor dem Sturm (Teil 4)

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Doch die Gryffindors blieben natürlich nicht untätig. In den nächsten Tagen und Wochen klapperten sie alle Häuser ab und versuchten so vielen Schülern wie möglich die Tragweite ihrer Handlungen und ihrer Stellungen in der jetzigen Situation klar zu machen. Die meisten hatten Angst, waren zum Teil auch viel zu jung, um sich mit so einem Thema auseinander zu setzten, weshalb sie sich darauf einigten die ersten drei Jahrgänge nicht miteinzubeziehen, es war einfach zu gefährlich. Sie hofften, dass diese von ihren Eltern von der Schule genommen und nach Hause geholte würden, wenn es soweit war. Dies war kein toller Plan, aber einen anderen hatten sie nicht. Noch immer wusste keiner, wie die Prophezeiung zu interpretieren war. Wüssten sie doch nur, wie sie im Ganzen ginge, dann kämen sie sicher weiter.

Der endgültigen Verzweiflung nahe, bekamen die Gründer der Hogwarts Armee von unerwarteter Seite Hilfe.
Neville lief durch die Gänge von Hogwarts auf den Weg zur Heulenden Hütte, die zum geheimen Treffpunkt der Hogwarts Armee geworden war, um sich doch mit den anderen kampfbereiten Schülern zu treffen, als er plötzlich grob am Arm gepackt wurde.
„He Junge!", hörte eine raue Stimme sagen, die Neville die Nackenhaare aufstellen ließ. Filch! Oh nein.
„Komm mit!", raunzte Argus Filch, der Hausmeister und zog Neville in sein Büro.
„W-was wollen Sie von mir?", fragte Neville mit zitternder Stimme.
„Nun mach dir nicht gleich ins Hemd, Schwächling.", sagte Filch, der mit dem Rücken zu Neville stand und in einer Kiste kramte.
Neville war gerade überlegt, einfach zu gehen – Filch konnte ihn gerade schließlich nicht sehen und würde ihn erst recht nicht aufhalten können – als es zu seinen Füßen feindselig fauchte. Mrs Norris stand mit angelegten Ohren vor ihm und begann auf seine Schuhe loszugehen. Neville versuchte sie vergebens abzuschütteln.
Als Filch sich zu ihm umdrehte, blitzen seine Augen. „He, du Trottel, lass meine Katze zufrieden!", mit diesen Worten nahm er Mrs Norris von Nevilles Füßen, dieser dachte, die Katze würde den Hausmeister in der Luft zerfetzten, aber tatsächlich gab sie augenblicklich ihre Angriffshaltung auf und schnurrte in den Armen ihres Besitzers. Der setzte sich schließlich wieder auf den Boden und wandte sich wieder Neville zu.
„Ich habe mitbekommen, dass du und deine kleinen Freunde den Kampf mit dem dunklen Lord aufnehmen wollt.", sagt Filch vielsagend; Neville bekam eine Gänsehaut.
Woher wusste er davon und was würde er nun mit ihm machen? War der Hausmeister am Ende selbst ein Todesser? Neville hatte immer gedacht, er wäre ein Squip ... oder ein so schlechter Zauberer, dass es ihm verboten war, in Anwesenheit anderer zu zaubern. Das würde zumindest erklären, wieso Filch Schüler so sehr hasste und Neville ihn noch nie hatte zaubern sehen.
„Außerdem", fuhr Filch schließlich fort ohne auf eine Antwort von Neville zu warten. „habe ich gehört, dass ihr auf der Suche nach etwas seid."
Nun war der Gryffindor völlig verwirrt? Was konnte Filch nur meinen? Von der Prophezeiung konnte er doch nichts wissen, oder?
„Weißt du, Junge, vor vielen Jahren ging hier ein Junge zur Schule. Er war seltsam, überhöflich, steht's bestrebt der Beste zu sein. Er hat mir all die Jahre keinen Ärger gemacht, doch in seinem 7. Schuljahr erwischte ich ihn immer wieder des Nachts durch die Schule schleichen. Ich bekam einfach nicht heraus, was er tat. Doch eines Nachts entdeckte ich ihn in einem ungenutzten Klassenraum und er hatte etwas bei sich."
Nie hätte Neville gedacht, dass ihn die Worte dieses grimmigen Mannes einmal so fesseln würden.
„Was hatte er denn bei sich?", fragte er vorsichtig.
„Tja, was hatte er bei sich? Ich konnte es erst nicht erkennen und wusste es bis vor kurzem immer noch nicht. Es war ein Gegenstand, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Er kam mir gleich verdächtig vor, die Macht, die davon ausging war deutlich spürbar und ja, ich gebe zu, mir ist bei ihrem Anblick noch immer so unbehaglich zu mute, dass ich sie seit vielen Jahren nicht mehr hervorgeholt habe. Doch dann hörte ich dich und deine Freunde geheimnisvoll miteinander tuscheln und ich wusste plötzlich, was es war. Obwohl ich nicht wusste, was es war, wusste ich, dass es Ärger machen würde, also habe ich es an mich genommen.", Filch kam Neville bedrohlich nahe. Dieser schluckte schwer. Er traute sich kaum zu atmen.
Doch Filch ließ von ihm ab und wandte sich wieder der Kiste zu in der er zuvor schon nach etwas gesucht hatte. Bedächtig griff er hinein und hielt ein in dunklen Stoff gewickeltes Bündel in den Händen. Dieses reichte er Neville. Filch humpelte zur Tür und öffnete diese. „Ich hoffe, es hilft euch.", sagte er noch, bevor er die Tür schließen wollte. Neville hielt ihn mit der freien Hand auf. „Warten Sie! Wer war dieser Junge, dem sie diesen Gegenstand abgenommen haben?"
Filch grinste wissend. „Mir war es, als hättet ihr schon von dem jungen Tom Riddle gehört."

In der heulenden Hütte herrschte wildes Treiben. Es wurde geredet, gelacht und vereinzelt Zauber ausgeführt. Pansy war es, die Neville schließlich in der Tür stehen sah. Mit einem Stoffbündel in der Hand stand er einfach nur da und starrte ins Leere. Eilig lief sie auf ihm zu.
„Neville, da bist du ja!", rief sie schon von weitem. Als sie bei ihm ankam, überkam sie Sorge.
„Du bist ja ganz blass.", sagte sie und legte eine Hand auf seine Wange. „Was ist passiert?"
Nun waren auch die anderen auf die beiden aufmerksam geworden. Es wurde immer leiser bis auch das letzte Wort verstummte. „Neville!" Harry kam auf seinen Freund zugelaufen. „Wo warst du?"
Neville schluckte. „Bei Filch.", sagte er schließlich.
„Bei Filch?! Hat er dich wegen irgendwas bestraft?", fragte Ron, der zusammen mit Hermine und Ginny ankam.
„N-Nein.", sagte Neville. „Er hat mir etwas gegeben."
Der Blick der fünf fiel auf das Stoffbündel in seiner Hand.
„Was ist das?", fragte Ron.
Neville öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber es kam kein Ton heraus.
„Okay, Neville, ich glaube, wir gehen jetzt erst einmal wieder ins Schloss zurück. Du bist ja ganz durcheinander.", sagte Pansy und harkte sich bei ihm unter.
Die anderen waren damit einverstanden. Sie würden das heutige Treffen noch zu Ende führen und dann nachkommen.
Ron blieb nur ungern zurück, aber Hermine überzeugte ihn, dass es so besser war. Nun hatten sie die anderen schon hergeführt, da sollten sie die wenige Zeit die sie hatten auch nutzen.

„Geht's wieder?", fragte Pansy Neville ein Glas Wasser reichend.
Neville nickte dankbar.
Pansy setzte sich neben ihn. „Also, Neville... was ist es, was Filch dir gegeben hat?"
Neville schaute auf das Bündel, dass er noch immer in der Hand hielt. Er hatte es noch immer nicht ausgepackt. Ein kurzer Blick hinein hatte genügt, um zu wissen, dass Filch nicht gelogen hatte. Es war eine Prophezeiung, das Leuchten der Glaskugel und das unheilvolle Gefühl der Macht waren unverkennbar. Er war noch klein gewesen als Freunde seiner Großmutter eine solche Prophezeiung mit sich trugen, aber das Gefühl, dass er gehabt hatte bei Anblick des hellen Leuchtens hatte er nie vergessen.
Statt Pansy zu antworten, entwickelte Neville die Glaskugel.

Pansy erkannte sie sofort. „Ist das...?"
Neville nickte. „Die Prophezeiung."
Pansy fehlten die Worte. „Neville!", keuchte sie. „Das... das ist-"
„Der Wahnsinn, oder? Merlin, wenn das die Lösung ist, dann... dann-"
„Müssen wir Filch am Ende noch dankbar sein!", lachte Pansy.
„Ja.", nun musste auch Neville lachen.

„Hast du sie dir schon angehört?", fragte Pansy aufgeregt.
Neville schüttelte den Kopf. „Nein, es ist Harrys Prophezeiung, ich finde, nur er hat das Recht sie anzuhören."
Pansy nickte, er hatte Recht. Sie durfte nicht immer so ungeduldig sein.
„Filch hat sie dir also einfach überlassen?"
„Ja, er hat mich im Gang aufgehalten und in sein Büro geschleift."
„Wie gruselig!", sagte Pansy und schüttelte sich. Sie mochte Filch nicht. Er war eklig, verbittert und nervig.
„Er hat mir von einem Jungen erzählt, den er in seinem siebten Jahr immer wieder nachts in den Fluren umherlief. Eines Tages hat er ihn dann mit dieser Prophezeiung erwischt und es irgendwie geschafft sie an sich zu nehmen."
„Wer war dieser Junge?", fragte Pansy nervös.
„Tom Riddle."
Pansy griff instinktiv nach Nevilles Hand. „Also wirklich...", flüsterte sie und klang plötzlich so scherschocken, dass Neville einen Arm um sie legte.
Er verstand sie. Ihm ging es genauso. Obwohl er wusste, dass es dumm war, gab es da diese Hoffnung in ihm, dass alles ganz anders kommen würde. Dass es zu keinem Kampf zwischen Gut und Böse und zu keinem blutigen Krieg kommen würde, aber die Prophezeiung machte es deutlich. Die Gefahr war real. Lord Voldemort würde kommen.


Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt