Hermine war so in ihr Gespräch vertieft, dass in seinem Verlauf das Thema noch in eine ganz andere Richtungen führte, dass ihr Sorge um Draco ganz vergaß.
Draco lief nun schon seit fast einer Viertelstunde den Gang auf und ab. Er konnte sich einfach nicht dazu durchringen, hinein zu gehen. Zu groß war die Angst vor dem, was ihn erwarten würde. Weder von Zabini, noch von Crabbe oder Goyle konnte er wirkliches Verständnis erwarten. Er war sich nicht einmal sicher, ob Crabbe und Goyle überhaupt wussten, dass er verstoßen wurde (oder – falls das der Fall sein sollte – sie überhaupt wusste, was das bedeutete... wohl eher nicht). Draco schalte sich in Gedanken. Er sollte nicht so fies sein, er wusste nicht, ob die beiden vielleicht die einzigen sein würden, die sich mit ihm abgaben. Eigentlich waren sie ja auch ganz okay. Draco hatte sie schließlich nicht nur als Bodyguards engagiert, wie so manche es sicher dachten. Man konnte sich mit Crabbe und Goyle durchaus unterhalten, wenn das Niveau nicht allzu hoch war... Draco ohrfeigte sich in Gedanken, er musste wirklich damit aufhören. Es war beinahe schon wie ein Reflex, dass er immer etwas dranhängen musste, was einer Beleidigung gleich kam. Draco warf frustriert den Kopf in den Nacken. Sein Leben umzukrempeln und plötzlich nett zu sein, war gar nicht so leicht. Draco musste sein Gehirn loben. Es schaffte es tatsächlich ihn mit solchen Nichtigkeiten (als dass er seinen Lebenswandeln für einen kurzen Moment benennen musste) zu beschäftigen, dass sein wahres Problem, dass unmittelbar vor ihm lag, in den Hintergrund rückte.
Es dauert weitere Minuten des Gang auf und ab Gehens bis Draco sich endlich dazu durchringen konnte, der Steinmauer entgegen zu treten. Er nannte das Passwort (das sich während seiner Abwesenheit glücklicherweise nicht geändert hatte) und trat ein. Draco verfolgte die Vorstellung, dass sich alle bei seinem Eintreten umdrehen und ihm gehässige, sowie abwertende Blicke zuwerfen würden. Zu seiner Erleichterung war dies nicht der Fall. Kaum jemand schien ihn zu bemerken und die, die es taten, schenkten ihm kaum mehr als einen zweiten Blick. Eilig und dennoch bemüht einen nicht so schuldigen und ängstlichen Eindruck zu machen, ging Draco durch den in Grün getauchten Raum direkt in Richtung seines Schlafsaals. Herzklopfend öffnete er die Tür einen Spalt, stets in der Stellung fliehen zu können, falls nötig. Zu Dracos Freude und erneuter Erleichterung war er allein. Besen und Koffer landeten auf dem Boden und Draco setzte sich auf sein Bett. Ohne sein wirkliches Zutun, landeten seine Hände in den blonden Haaren auf seinem Kopf, um sich so gleich darin zu vergraben. Draco raufte sich scheinbar minutenlang die Haare und blickte nicht auf. So merkte er nicht, wie sich die Tür erneut öffnete und ein großer, dunkelhäutiger Junge eintrat. „Draco!", keuchte dieser und machte somit auf sich aufmerksam. Draco erstarrte und blickte nur langsam auf. Blaise Zabini stand im Türrahmen, seinen Koffer in der Hand, den Besen unter den rechten Arm geklemmt. Beides ließ er nun geräuschvoll zu Boden fallen. Sein Mund öffnete sich, vermochte er auch nichts zu sagen. Seinen besten Freund, beinahe hätte er ihn nicht wieder erkannt! Traurig und kraftlos blickte Draco ihm entgegen. Die dunklen Ringe unter seinen Augen stachen auf seiner viel zu blassen Haut allzu deutlich hervor. Er sah... gebrochen aus. Blaise schloss einmal kurz die Augen, um den Mut zu tanken, den er brauchte, um den ersten Schritt zu machen. Schließlich stürzte er mit wenigen Schritten auf Draco zu. Zu seinen Füßen blieb er in der Hocke sitzen. „Was ist passiert?", fragte Blasie entgeistert. Draco hatten den Blick wieder gesenkt, und sah ihn nicht an. Blaise wartete, bekam aber keine Antwort auf seine Frage. Als Blaise schon dachte, Draco hätte seine Frage vielleicht nicht gehört, hob dieser den Kopf. Der Anblick seiner mit Tränen gefüllten Augen versetzte Blaise solch einen Stich in der Brust, dass er nicht anders konnte als seinen besten Freund einfach fest in die Arme zu schließen. Draco schluchzte schmerzlich an seiner Schulter und Blaise spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Es musste etwas wahnsinniges Schlimmes passiert sein, sonst würde Draco nicht in Tränen ausbrechen. Er hatte Draco noch nie weinen sehen – und es machte ihm Angst. Es war nicht typisch für den Eisprinzen, wie er von so vielen genannt wurde, dass er sich so schwach zeigte. Was konnte nur passiert sein? War sein Vater verhaftet und nach Askaban gebracht worden? Blase riss erschrocken die Augen auf ob seines nächsten Gedankens. War Narcissa etwa unheilbar krank oder vielleicht sogar schon -, nein, er wollte diesen Gedanken nicht zu Ende führen. Blaise wusste, wie wichtig Draco seine Mutter war. Auch, wenn er sie so manche Male zu aufdringlich und einengend fand, so glaubte Blaise, dass es keine Person auf dieser Welt gab, die Draco wichtiger im Leben war. Gerne hätte Blaise gefragt, was Draco so verletzt hatte, aber sein Freund schien nicht in der Verfassung zu sein, etwas zu erzählen. Draco schluchzte laut und presste Blaise so fest an sich, dass es wehtat. Wieso war er nur so verzweifelt? Blaise würde ihm so gerne helfen...
Draco hatte sich dann doch irgendwann beruhigt, seinen Klammergriff aber keinen Falls gelockert. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an Blaise, als sei er das Einzige, das ihn noch hielt. Jetzt war er ruhig. Schluchzte nicht. Weinte vielleicht. Blaise konnte es nicht sehen. Dracos Arme hielten Blaise im festen Griff, sein Kopf presste sich an dessen Schulter. „Draco?", sprach Blaise seinen Kumpel an, nicht sicher, ob Draco ihm zuhörte. „Kannst... kannst du mir sagen, was passiert ist?" Mit höchster Vorsicht löste Blaise Dracos Hände, die sich in seinen Pullover gekrallt hatten. Draco gab ein Geräusch von sich, das wie ein Wimmern klang und Blaise fast das Herz zerriss. Mit höchster Ruhe strich er über Dracos Rücken, wunderte sich, als er dicken Stoff spürte; stoppte mitten in der Bewegung. Sein Herz schlug plötzlich doppelt so schnell in seiner Brust. Hatte Draco etwa eine Krankheit? Würde er sterben und war deshalb so Verzweifelt? „D-Draco, bitte! Sprich mit mir!", flehte Blaise mit zitternder Stimme. Er hörte Draco laut schnaufen, bevor dieser endlich seinen Klammergriff löste. „T'schuldigung...", murmelte Draco und sah zu Boden. „Draco, bitte, sagt mir, was passiert ist!", Blaise konnte sicher sagen, er hatte Angst! Angst um seinen Freund.
Draco fuhr sich ein paar Mal erschöpft über das Gesicht, um sich zu beruhigen. Er schämte sich. So loszuheulen empfand er als höchst peinlich, aber Draco blieb keine Zeit sich der Scham anzunehmen. Aus Blaise' Worten hatte er entnehmen können, dass dieser sehr besorgt und aufgebracht war, ob Dracos Zusammenbruch. Draco wusste, dass es an der Zeit war, ein weiteres Mal mutig zu sein und seine Geschichte zu erzählen. Wie sollte er nur beginnen?
Draco nahm schließlich Blaise' Hand und zog ihn neben sich auf das Bett. Erwartungsvoll, aber ängstlich, blickte ihm sein bester Freund entgegen. „Ich hoffe, du hast ein bisschen Zeit mitgebracht?", versuchte Draco zu scherzen, doch Blaise lachte nicht. Pure Angst stand in seinen Augen.„Blaise, es... so schlimm ist es nicht. Keiner ist gestorben und es wird auch keiner so schnell sterben, also schau nicht so.", begann Draco und erntete dafür ein erleichtertes Seufzen von Seitens seines Freundes. Der legte den Arm um den anderen und drückte ihn an sich. „Ich hatte wirklich Angst, Alter.",gestand er.
„Ich habe in den Ferien eine Entscheidung getroffen, Blaise.", sagte Draco nun und sah seinem Kumpel fest in die Augen. Er sah in hart schlucken. „Ich habe mich dazu entschlossen... meinem Vater nicht zu folgen und kein Todesser zuwerden." So, nun war es raus. Erwartung und Angst erfüllten Dracos Blick. Blaise öffnete überrascht den Mund, schloss ihn aber wieder. Dracos Herz schlug so laut, dass er glaubte, der andere müsste es hören. „Das ist gut.", sagte Blaise schließlich. „Oder?"
Draco lächelte traurig. „Wie man es nimmt." Blaise warf ihm einen fragenden Blick zu. „Mein Vater war, wie du dir sicher vorstellen kannst, alles andereals begeistert davon.", half ihm Draco mit leisem Ton auf die Sprünge.Nachdenklich fuhr Draco sich über die Arme. Sein bester Freund nahm das als eine unbewusste Bitte. Schau dir meineArme an!
Er griff kurzer Hand nach Dracos rechtem Arm. Trotz dem verwirrten Blick seines Kumpels zog er den Ärmel seines Pullovers auf Höhe des Ellenbogens. WasBlaise darunter entdeckte, gefiel ihm gar nicht. Rote Striemen zogen sich über Dracos gesamten Unterarm. Teils noch von einer dunkelroten Kruste überzogen,teils schon fast verheilt. Sie warfen sich verwirrte Blicke zu, doch beide schwiegen.
DU LIEST GERADE
Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)
FanfictionDraco Malfoy hat endlich das Richtige getan. Er hat sich gegen Voldemort entschieden und kämpft im Krieg auf der richtigen Seite. Doch, als er sich gegen Voldemort entscheidet, entscheidet er sich auch gegen seinen Vater und seine gesamte Familie...