12. Wenn man vom Teufel spricht (Teil 2)

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Schreiend wachte der vermeintlich getötete auf. Hecktisch atmend setzte er sich ruckartig auf. Seine Kehle brannte und jeder Atemzug schmerzte in seiner trockenen Lunge. Erst als er den ohrenbetäubenden Lärm vernahm, merkte er, dass er noch immer schrie. Hastig presste er sich die zitternden Hände auf den Mund. Mit geweiteten Augen sah er sich panisch im Raum um. Sein Herzschlag begann sich zu normalisieren, als er erkannte, dass er sich noch immer im Jungenschlafzimmer der Slytherins befand. Erst jetzt traute er sich die Hände von den Lippen zu nehmen. Noch immer erschrocken fuhr er sich durch die schweißnassen Haare. Wie eine zweite Haut klebte der dunkelgrüne Pullover, den er trug an seinem Oberkörper. Ein wenig angeekelt befreite er sich von der feuchten Wolle. Es hatte sich alles so echt angefühlt. Noch immer glaubte er den kalten Atem seines Vaters auf der nackten Haut zu spüren. Mit steifen Fingern fuhr er sich über die fröstelnden Oberarme. Wieder und wieder hallten die gehässigen Wörter seines Erzeugers in seinem Kopf wieder. Vermischt mit den Äußerungen, die der Traum-Lucius an ihn gerichtet hatte, trieben sie ihn fast in den Wahnsinn. Er hielt es nicht mehr in diesem stickigen Zimmer aus. Eilig schnappte er sich einen neuen Pullover aus dem Schrank, stülpte ihn sich über und rannte aus der Tür. Ihm war egal, dass ihn die Schüler im Gemeinschaftsraum komisch ansahen. Er wollte nur eines- weg. Raus aus diesem Raum. Raus aus diesen Gemäuern. Blind vor Panik rannte Draco die Treppen hinunter. Selbst die berühmten Zauberer in den Gemälden schauten ihm spöttisch entgegen. Hier und da hörte er ein amüsiertes Glucksen, doch es kümmerte ihn nicht. Als er einem leisen Kichern doch seine Aufmerksamkeit schenkte, wandte Draco sich nicht schnell genug um und prallte gegen etwas Lebendiges. Mit halbem Ohr hörte er ein Stöhnen, welches synchron mit seinem zu hören war. Er spürte Bücher über sich ergießen und eine Feder über seiner Nasenspitze schweben. Prustend und völlig außer Atmen lag er der Länge nach auf dem kalten Marmorboden. Und wieder war da dieser Schmerz, der durch seine gesamten Glieder fuhr und ihm den Atmen raubte. Vor Schmerzen keuchend, japste er nach Luft. In wen war er da rein gerannt?

Hermine war gerade auf den Weg in die Bibliothek, als sie das Lachen einiger Gemälde vernahm. Sie verlagerte den Stapel Bücher, den sie in den Armen trug und sah auf. Als sie den Grund des allgemeinen Kicherns erkannte, konnte auch sie sich ein Grinsen nicht verkneifen. Draco Malfoy rannte wie ein Verrückter den Flur entlang. Immer wieder stolperte er gegen jegliche Einrichtungsgegenstände und riss mehrere Rüstungen zu Boden. Hermine kicherte. Noch nie hatte sie Malfoy so unkontrolliert gesehen; das musste sie sich merken! Ihr verging jedoch das Lachen, als sie den Störenfried auf sich zu rennen sah. Er drehte sich gerade um, um einem Laut nach zu gehen und sah nicht was vor ihm lang. Bevor Hermine aus dem Weg springen konnte, prallte Dracos Körper gegen ihren und riss sie beide zu Boden. Ihr Bücherstapel verteilte sich über den gesamten Flur, auch ihre Schreibfeder segelte zu Boden. Unsanft landete sie auf dem hart Gestein. Stöhnend rieb sich die Brünette die schmerzenden Ellenbogen. Was für ein Idiot! Weshalb rannte er auch wie von du-weißt-schon-wem persönlich verfolgt, durch die langen Flure? Schwerfällig rappelte sie sich auf und begann ihre verlorenen Bücher wieder einzusammeln. Dabei fiel ihr Blick auf den jungen Malfoy, der noch immer wie erschlagen auf dem Boden lag. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und sie glaubte sogar seine Augen verdächtig glitzern zu sehen. Erschrocken von dem Anblick des Blutes, das sich seine blassen Arme entlang bahnte, hielt sie inne. Noch immer mit leicht vor Schreck geöffnetem Mund legte sie die eingesammelten Werke über Zauberei jeglicher Art neben sich und erhob sich anschließend. Unsicher schritt Hermine auf den Blonden zu. Bei ihm angekommen, beugte sie sie sich zu ihm hinunter. „Malfoy?", fragte sie vorsichtig. Der Angesprochene reagierte nicht. „Malfoy? Ist alles in Ordnung? Hast du dir wehgetan?", fragte Hermine nun etwas lauter. Malfoy hob leicht den Kopf. „Nein...", murrte er, doch es klang nicht sehr überzeugend. Hermine seufzte innerlich, sie konnte nicht glauben was sie als nächstes tat. „Komm, ich helfe dir auf.", sprach sie leise und hielt ihm die Hand hin. Der arrogante Slytherin schaute die junge Hexe ungläubig an. Langsam, sehr langsam näherte sich seine Hand der ihren und Hermine war es schließlich, die ihre Finger um die seine schloss. Mit einem Ruck und dennoch darauf bedacht ihm nicht wehzutun, zog sie ihren Erzfeind auf die Füße. Draco Malfoy stand nun keuchend vor ihr und hielt sich die Seite. Seine Hand hatte er wieder aus ihrer gelöst.

Draco fühlte sich wie benebelt. Er hatte sich gerade wirklich von Granger auf die Beine helfen lassen, nachdem er mit voller Wucht in sie hinein gelaufen war. Seine Knochen schmerzten und er fühlte die warme Flüssigkeit seine Unterarme entlang schlängeln. Er spürte ebenfalls die stechenden Blicke Hermines auf sich ruhen. Als er den Kopf hob und in ihre Augen sah, konnte er echte Sorge in ihnen erkennen. Würde sich Hermine Granger um ihn, einem vermeintlichen Todesser, sorgen? Wenn dies schon der Fall war, musste er wirklich schrecklich aussehen. Doch diesen Gedankengang konnte er nicht fortführen, denn schon war Granger näher an ihn heran getreten. Wäre er nicht so weggetreten gewesen, hätte er den blumigen Duft riechen können, der von ihr ausging, so nah stand sie bei ihm. Draco spürte wie ihre warme Hand seinen rechten Unterarm berührte. Sie drehte ihn ihre Richtung, um die Wunden besser erkennen zu können. „Du solltest damit zu Krankenflügel.", sagte sie und beugte sich in Richtung der blassen Haut, um genaueres sagen zu können. Der Blonde war durch ihre Berührung wieder ins Leben zurückgeholt worden. Verwirrt hatte er ihren Worten gelauscht, doch nun, da sie sich seiner empfindlichen Haut mit ihrem bohrenden Blick näherte, entzog er ihr schnell seinen blutigen Arm. „Quatsch, das ist nur ein Kratzer.", sagte er schnell und zog den Stoff seines Pullovers über die Wunden. „Aber Malfoy-" „Nichts, aber! Da ist nichts und jetzt geh aus dem Weg, du... du...", Draco lies den Satz unbeendet. Er brachte es nicht über sich. Er konnte sie nicht Schlammblut nennen. Egal wie oft er es früher getan hatte, nun konnte und wollte er es nicht mehr. Sie wollte ihm ja nur helfen. Doch er brauchte keine Hilfe! Vor alle nicht von ihr, sie konnten sich nicht einmal ausstehen. Er wollte alleine sein, war das denn so schwer zu verstehen? Mit genervter Miene wandte er sich von der jungen Hexte ab und ließ sie einfach stehen.

Hermine war sich nicht sicher, ob das gerade wirklich geschehen war. Hatte sie gerade wirklich versucht Draco Malfoy zu helfen? Und hatte genau dieser, gerade vermieden sie mit dem Schandwort Schlammblut zu betiteln? Dem Mädchen schwirrte der Kopf. Konnte er sich nicht einfach so verhalten, wie sonst auch immer? Damit konnte sie zumindest umgehen. Seit sie ihm gestern vor der großen Halle begegnet war, hatte sie das ungute Gefühl, dass etwas mit Malfoy nicht stimmte. Dass dieser Möchtegern- Bösewicht ohnehin einen Schaden hatte, wusste sie schon seit Langem, aber sein jetziges Benehmen war höchst seltsam. Erst schaute er sie vor der Halle mit diesem verängstigten, unsicheren Blick an und dann rannte er wie von tausend Geistern verfolgt durch die Gänge Hogwarts. Auch eben hatte Hermine seine Unruhe genau gespürt. Was war wohl vorgefallen, was den sonst so kontrollierten Slytherin in diesem Maße aus der Bahn geworfen hatte? Schon gestern hatte sie sich gewundert was er hier in Hogwarts machte. Malfoy musste gestern mit dem Besen angekommen sein. Eine andere Erklärung eröffnete sich der Jahrgangsbesten nicht. Der scharlachrote Hogwartsexpress tuckerte nur zu Beginn und am Ende jeder Ferien über die magischen Schienen des Gleis 9 ¾. Auch hatte er sich nicht in die Liste eingetragen, die Professor McGonnegal jede Ferien aushing. Jeder, der die Ferien nicht nach Hause fuhr, hatte sich dort einzutragen. Naja, eigentlich konnte es ihr auch egal sein, vermutlich hatte der frühere Slytherinschüler Lucius Malfoy seine Finger im Spiel. Wie Recht sie damit hatte, konnte Hermine noch nicht erahnen.

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt