25. Zeit für Veränderungen (Teil 2)

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Beim Abendessen bot sich für Narcissa die perfekte Gelegenheit mit Lucius über die Rechte der Hauselfen zu sprechen. Lucius hatte ihren nachdenklichen Blick wohl schon bemerkt, denn er musterte sie seit geraumer Zeit und wartete wohl darauf, dass sie zu sprechen begann.

„Lucius, es gibt etwas worüber ich gerne mit dir sprechen würde.", sagte sie und legte ihr Besteck bei Seite. Lucius tat es ihr gleich und nickte als Zeichen, dass er ihr seine komplette Aufmerksamkeit schenkte. „Worüber möchtest du denn mit mir reden?", fragt er und griff über den Tisch nach ihrer Hand. Narcissa war sich nicht sicher, ob ihr das in der Situation angenehm war oder nicht. Nach einer kurzen Denkpause, in der sie sich die zuvor zu recht gelegten Wörter wieder ins Gedächtnis rief, begann sie zu sprechen. „Ich würde gerne mit dir über unsere Hauselfen sprechen." „Über unsere Hauselfen? Hat einer von ihnen etwas angestellt oder gar kaputt gemacht? Ich schwöre dir, ich schmeiße sie sofort hinaus. Solch undankbare, hässliche, wertlose Viecher!", wurde sie auch schon von ihrem Mann unterbrochen, welcher während seiner Worte einen Zorn in den Augen trug, der sie erschreckte. Normalerweise hätte sie es dabei belassen. Hätte genickt und weiter gemacht, als wäre nichts gewesen, doch diese Zeiten sollten der Vergangenheit angehören. Sie musste endlich für ihre Meinung einstehen. „Lucius, ich verbiete dir so über sie zu sprechen!", fuhr sie den, nun etwas erschrocken dreinblickenden, Malfoy vor sich an. „Aber Narcissa, sie sind wertloser Abscha-", Narcissa erhob warnend die Hand, um ihn zu unterbrechen. „Wage es nicht, sie noch einmal so zu bezeichnen. Diese kleinen Wesen arbeiten viel und hart und dem solltest du wenigstens etwas Respekt zollen! Stell dir vor, du müsstest das alles alleine erledigen.", sie hörte Lucius verächtlich schnauben und anschließend lachen. Natürlich, das konnte der feine Herr sich sicherlich nicht vorstellen! „Ich erwarte nicht, dass du sie für ihre Arbeit bezahlst, auch belohnen musst du sie nicht - das würden sie ohnehin nicht annehmen wollen - doch es gibt eine Sache, Lucius, die verlange ich von dir.", Narcissa setzte eine erste Miene auf und entzog Lucius ihre Hand. Dieser hörte nun ob der Ernsthaftigkeit seiner Frau auf zu lachen und sah ihr in die Augen. „Respekt. Sie sollen frei von Angst und Demütigung ihre Arbeit verrichten können. Das alles um das ich dich bitte, Lucius. Überleg es dir, ich bin in meinem Lesezimmer, falls du mich Suchen solltest.", mit diesen Worten stand sie auf und verließ mit hoch erhobenen Kopf den Speisesaal.

Narcissa war stolz auf sich. Endlich hatte sie etwas für sich getan. Etwas gesagt, für das sie einstand und bereit zu kämpfen war. Sie wusste, dass es ihr womöglich weniger um die Hauselfen an sich, als um Meinungsfreiheit und einen eigenen Willen ging. Lucius sollte merken, dass sie nicht nur seine hübsche Begleitung war, die sich mit den Frauen seiner Geschäftspartner unterhielt. Sie wollte nicht mehr länger einfach nur seine Zierde sein. Sein Spielzeug, das er herauskramte, wenn er denn Lust auf Gesellschaft und ein Gespräch hatte. Sie wollte eine ebenbürtige Partnerin sein, die die gleichen Rechte wie er besaß. Narcissa bezweifelte nicht, dass er sie liebte; nein, das tat er. Doch manchmal hatte es den Anschein, als verlöre er ihre Person aus den Augen. Dabei wollte sie doch nur das eine. Respekt.

Sie wartete nun schon eine ganze Weile und so langsam gab sie die Hoffnung auf, dass er noch kommen würde. Über die Konsequenzen, wenn er sich weigern würde, ihren Wünschen nach zu kommen, hatte sie zuvor nicht nachgedacht. Als es schließlich doch noch an der Tür klopfte, fiel ihr ein großer Stein vom Herzen, obwohl sie nicht einmal wusste, ob Lucius sich ihrer Meinung anschloss oder nicht. Da sie schon wusste, wer es war, der um Einlass bat, hob sie nicht einmal den Kopf, als sich die Tür auf ihr „Herein!" hin öffnete. Narcissa hörte Lucius' Schritte auf sich zu kommen; den Blick hob sie dennoch nicht. „Narcissa, Liebling... können wir nicht noch einmal darüber reden?", fragte er, legte seine Finger unter Narcissas Kinn und zwang sie somit ihn anzusehen. Narcissa sah in seine grau-blauen Augen, in denen sie sich schon so oft verlor, doch sie durfte jetzt nicht klein beigeben. Er würde sich ihren Wünschen fügen müssen, oder er würde ein Problem mit ihr bekommen. „Sag mir, wieso interessierst du dich so plötzlich für die Recht unserer Hauselfen?", fragte er nun und Narcissa, die stetig auf der Suche nach dem ihr allzu bekannten Spott in der Stimme war, fand ein Fünkchen dessen und entzog sich genervt seinem Griff. „Weil ich leider jetzt erst realisiert habe, wie schäbig du und ich sie behandeln. Und das werde ich nicht mehr akzeptieren.", erklärte sie ihre Entscheidung und konnte nicht verhindern, dass sie wie ein trotziges kleines Kind klang. Lucius verzog wenig begeistert das Gesicht.

Was war das denn jetzt für eine Masche? Seit Dracos Rauswurf verhielt sie sich im Allgemeinen sehr komisch. Er konnte sich kaum an eine Zeit erinnern, in der Narcissa so emotional war, wie sie es im Moment war. Lediglich während der Schwangerschaft mit Draco und den ersten Wochen nach der Geburt hatte sie sich so verhalten. Manchmal, wenn Narcissa etwas zu tief ins Feuerwiskeyglas schaute, kamen die Emotionen in ihr hoch, die sie sonst immer zu verstecken versuchte. Lucius hinderte sie nie daran, da er selbst auf diese Weise erzogen worden war. Gefühle waren etwas für schwache Menschen und er war nicht schwach. Hauselfen waren schwach; schwach und armselig. Wieso setzte Narcissa sich plötzlich so für sie ein? All die Jahre hatte es sie auch nicht gestört ihnen Aufträge zu erteilen und sie, falls nötig, zu bestrafen. Nun wollte sie mehr Respekt? Lucius verstand die Welt nicht mehr. Was war hier los? Narcissa kam ihr vor, wie eine Frau, die sich frisch von ihrem Mann getrennt hatte und nun ihr ganzes Leben umkrempeln musste. Wieso waren Frauen nur so emotionsgesteuert? Das machte sie so unglaublich schwach! Wäre es anders, wäre es Lucius aber wahrscheinlich auch nicht recht. Er wusste genau, dass er es mochte, die Schwäche der Frau für sich zu nutzen. Er war gerne der Hausherr, gab gerne Befehle und spielte den Helden und Beschützer. Doch mit Narcissas Stimmungsschwankungen wusste er nicht umzugehen. Er konnte es sich einfach nicht erklären und das störte ihn. Er hasste es, nicht die Kontrolle zu haben. Lucius verstand einfach nicht, dass die Trennung von ihrem Sohn für Narcissa auch eine Trennung war, die sie irgendwie verarbeiten musste. Für ihn verhielt sie sich einfach komisch, wie eine Frau eben. Und Frauen, die verstand doch ohnehin niemand! Wenn man sie fragte, verstanden sie sich doch meistens selbst nicht, wie sollte er es also schaffen?

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt