41. Alci fidem servare

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41. Alci fidem servare

Andromeda hatte es kaum glauben können, als sie Schwester und Schwager wieder vereint sah. Es war ihr als habe sie Augen aus dem Kopf fallend gestarrt, aber Anblick Lucius Malfoys vor ihrer Haustür hatte sie doch sehr überrascht. Nicht nur, dass sie sich fragte, woher er ihre Adresse kannte, wo sie sich doch beinahe sicher war, dass er ihren Namen nicht einmal kannte, so fragte sie sich natürlich sogleich, was er hier wollte. Zu Narcissa, das war ersichtlich, aber würde er sich wirklich bei ihre für sein Verhalten entschuldigen? Würde Narcissa diese Entschuldigung überhaupt annehmen, nach all der Zeit? Andromeda war sich fast sicher, dass sie es nicht tun würde.
Wenn auch widerwillig ließ sie den Gast eintreten, der auch sogleich die Treppe hinauf eilte, als er hörte, dass er Narcissa dort finden würde.
Zu gerne hätte die ehemalige Slytherin ja gelauscht, Neugier legte man selbst im Alter nicht ab, aber sie zügelte sich und wartete, wenn auch ungern, im Wohnzimmer auf Lucius' Rückkehr.

Es war für sie zwar überraschend, geradezu unverständlich, wie Narcissa ihrem Mann seine Taten und Worte hatte verzeihen können, aber schließlich freute sie sich für ihre Schwester. Nach all dem Kummer hatte sie es verdient, wieder glücklich zu sein.

Auch für Narcissa war es komisch, wieder neben Lucius zu stehen. Er hatte den Arm um sie gelegt, was er normalerweise nicht sehr oft tat, aber sie glaubte, dass er ihr zeigen wollte, wie viel sie ihm bedeutete. Für sie wäre das aber eigentlich nicht nötig gewesen. All die lieben Worte, die er ihr entgegen gebracht hatte, die Liebe die sie gespürt hatte, die Geborgenheit, die seine Anwesenheit ihr beschert hatte, das genügte ihr. Dennoch wollte sie sich nicht beklagen. Lucius zeigte nicht sehr oft seine zärtliche Seite, also wollte sie die Zeit genießen, in der er sie durchkommen ließ.
Zurück im Manor fühlte Narcissa sich plötzlich unbehaglich. Mit diesem Ort verband sie so viele schöne Erinnerungen, die sie allesamt nicht missen wollte, aber die letzten Vorkommnisse, die sich hier ereignet hatten, konnte sie nicht einfach vergessen. Da halfen auch keine netten Worte und auch keine zärtlichen Gesten. Allein die Zeit würde ihr helfen diese schlechten Erinnerungen durch Neue und Schönere zu ersetzten.

Lucius betrachtete seine Frau, wie sie auf dem Sofa saß auf dem sie schon so oft gesessen hatte und doch wirkte sie in diesem Bild wie eine Fremde.
Als er ihn Geheimnis entdeckt hatte, war ihr Bauch ersichtlich und deutlich zu verstehen und deuten gewesen, aber nun, diese ganzen Wochen später, war er nicht mehr zu übersehen. Ihr Anblick weckte so viele Erinnerungen aus vergangener Zeit. Ihre Schwangerschaft mit Draco war schon so viele Jahre her. Vor 17 Jahren hatte er sie das letzte Mal so gesehen.
Sich Mut zuredend – Merlin, das war seine Frau! – setzte er sich neben sie und nahm ihre Hand. Narcissa lächelte. Ihre freie Hand lag auf ihrem Bauch. Lucius musste sie lange angestarrt haben, denn Narcissa blickte ihn plötzlich fragend an.
Er wusste, was sie fragen wollte. Beantworten konnte er es aber nicht.
Ja, er hatte sich entschuldigt. Und ja, er hatte seine Taten und Worte wirklich bereut, aber ob er dieses Kind akzeptieren konnte? Er wusste es nicht. Das letzte Kind war so enttäuschend gewesen, er war so froh es nicht mehr sehen zu müssen und nun schenkte sie ihm ein Neues. Lucius kämpfte mit sich. Er hatte keine weiteren Kinder gewollt. Mit Draco hatte er nie etwas vermisst und war dieser erste einmal fort, merkte Lucius, dass er ihn nicht einmal vermisste. Das Bitten und Betteln, das Nett sein und akzeptieren, vielleicht war er einfach nicht dafür geschaffen ein guter Vater zu sein. Er hatte schließlich auch keinen gehabt. Andererseits war dort dieses Gefühl in ihm, dass sie ihm sagte, er solle das Kind annehmen als was es war. Ein Geschenk. Womöglich sogar eine Chance auf einen Neuanfang. Dieses Kind würde in einen Sieg geboren werden und nicht im Verlust leben. Es war seine Chance einen würdigen Nachkommen zu erziehen.
Lucius gefiel der Gedanken und er nickte. Narcissa lächelte, aber er konnte spüren, wie ihre Hände leicht zitterten. Langsam und sanft legte sie seine Hand auf ihren Bauch. Zunächst fühlte es sich komisch an. Lucius' Herz klopfte fest in seiner Brust und pochte ihm in den Ohren. Es dauerte einen Moment bis er merkte, dass auch seine Hand zitterte. Noch einen Moment bis ihm ganz heiß wurde. Bis er spürte, wie eine Woge der Wärme von seinem Herzen in seinen Körper übergriff. Bis seine Ohren summten und seine Wangen rot leuchteten. Fast automatisch zogen sich seine Mundwinkel nach oben und er konnte nicht anders als sich über die feuchten Augen zu wischen.

Auch Narcissa hatte Tränen in den Augen. Natürlich hatte sie sich eine solche Reaktion gewünscht, erwartetet hätte sie sie jedoch nie. Lucius sah so glücklich aus. So gerne hätte sie diesen strahlenden Ausdruck, der sich langsam auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte, eingefangen. Niemals hätte sei erwartet, dass er sich über diese Kind doch so freuen könnte, dass es ihn sogar Tränen in die Augen trieb.
„Wie lange dauert es noch?", hatte er mit solch einer kindlichen Vorfreude gefragt, dass Narcissa ihm erst gar nicht hatte antworten können.
Als sie ihm dann aber zusicherte, dass es in spätestens 10 Wochen soweit sei, fehlte ihr nichts mehr zu ihrem Glück. Außer Draco. Doch Narcissa lächelte weiter tapfer. Lucius würde es nicht verstehen.

Trotz allen Hoffens hätte Narcissa niemals geglaubt, dass auch wieder schöne Zeiten kommen würden. Sie hatte es sich so gewünscht, aber noch weniger hatte sie geglaubt, diese Zeiten mit Lucius verbringen zu können. Er war so liebevoll, wie lange nicht. Sorgte dafür, dass es ihr an nichts fehlte und es ihr rundum gut ging. War er nicht da, verdonnerte er mindestens zwei der Hauselfen dazu ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Die ersten Tage war Lucius so sehr um sie besorgt, dass Narcissa ihn kaum wiederkannte. Er wich ihr kaum von der Seite und Narcissa ließ den Gedanken nicht los, dass er sie von den Hauselfen beschatten ließ. Egal wo sie war, sie kam sich einfach immer beobachtet vor. Sie versuchte ihm nicht böse zu sein, er meinte es doch nur gut. Erst in der zweiten Woche traute Lucius sie auch einmal alleine zu lassen. Narcissa vermutete, er hatte Angst, sie könne während seiner Abwesenheit wieder verschwinden. Als er sich aber einmal wieder daran gewöhnte zu gehen, merkte Narcissa schnell, wie leicht es ihm doch fiel. Immer öfter verschwand er um die Mittagszeit und kam erst spät am Abend zurück. Sie frage nicht, aber Narcissa wusste genau wo er hinging. Und es machte ihr Angst. Es konnte nichts Gutes bedeuten, wenn der dunkle Lord seine Anhänger so oft kommen ließ. Lucius sagte er nichts, vermutlich um sie nicht zu beunruhigen, aber Narcissa wusste auch so, was ihnen blühte. Sie hatte es schon erlebt – oh ja – sie wusste, wie der Himmel selbst beim hellsten Sonnenschein seine Farbe verlor, was es bedeutete, eine vermeintlich unsichtbare Schwere auf seiner Schulter zu spüren, die bei nähernder Gefahr noch schwerer lastete. Es bedeutete Krieg. Merlin, sie hatte sich so gewünscht, so gefleht und gehofft, dies nie mehr erleben zu müssen! Sie wollte einfach in Frieden leben können, zusammen mit ihrer Familie. Dies wurde ihr aber einfach nicht vergönnt. Wieder würde sie einen Krieg durchstehen müssen, wieder stand sie mit Lucius auf der falschen Seite und hatte nicht die Macht dies zu ändern und nicht die Kraft und die Stärkte Lucius alleine zu lassen. Sie konnte ihn das nicht alleine tun lassen. Wenn sie kämpften, dann gemeinsam. Falls nötig bis zum bitteren Ende, auch wenn das hieß das Falsche zu tun.
Das hatte sie zumindest gedacht. All die Jahre wäre sie dafür bereit gewesen. Sie hätte, wenn auch wider Willen, ohne zu zögern gekämpft. Aber heute... da war dieses Kind in ihrem Bauch. Dieses kleine unschuldige Lebewesen, dass doch einfach nichts dafür konnte in welche Welt es geboren wurde. Narcissas Herz war nun hin und her gerissen. Da war die Liebe zu ihrem Mann, den sie nicht verlieren wollte, aber da war auch die Liebe zu ihrem ungeborenen Kind, dass sie einfach nicht gefährden. Es war noch zu klein, um sich wehren zu können und den Hauselfen würde sie es ganz sicher nicht anvertrauen.

Narcissa legte die Hände an ihre Wangen. Sie sollte aufhören über die Zukunft zu grübeln. Es brachte ja doch nichts. Alles würde so kommen, wie es kam, da konnte alles Überlegen und Jammern nichts ändern. Sie konnte nur hoffen, dass sie auch dieses Mal so glimpflich davon kommen würden. Auch wenn sie das nicht wirklich glaubte.
Einmal hatten man ihnen geglaubt..., aber ein zweites Mal? Bestimmt nicht.

Dass sie das Kind mittlerweile in sich spüren konnte, hatte Narcissa bisher für sich behalten. Sie wusste selbst nicht wirklich, wieso sie es ihm nicht sagte, aber manchmal merkte sie einfach, dass es ihr nicht genug war. Es war albern, natürlich, Lucius akzeptiere das Kind und freute sich auch noch darauf, mehr konnte sie einfach nicht erwarten. Nur manchmal, da spürte sie einfach nicht diese Verbundenheit, wie bei Draco. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass Lucius dem Kind näher wäre, hätte er die Schwangerschaft von Beginn an miterlebt. Narcissa hoffe darauf, dass sich dieses Fremdheitsgefühl legen würde, sobald das Kind auf der Welt war.  

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt