14. The beginning is always today (Teil 6)

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Dass die kleinen Schrammen an seinen Armen sein kleinstes Problem waren, konnte Hermine ja nicht wissen. Und sie würde es auch nicht erfahren. Es reichte schon, dass sie von denen Blessuren an den Armen wusste, da musste die neugierige Gryffindor nicht auch noch von den restlichen seiner Verletzungen erfahren.

Hermine hörte lautes Poltern aus dem Bad und einen leise fluchenden Malfoy, der sich offenbar den Kopf an irgendetwas gestoßen hatte, doch sie sah nicht auf. Viel zu versunken war sie in ihren verworrenen Gedanken. Was ein verrückter Tag. Erst ein weinender und nun ein führsorglicher Malfoy. Hier konnte doch etwas nicht stimmen. Normalerweise hätte er sie höchstens ausgelacht, wenn er überhaupt auf sie geachtet hätte. Normalerweise hätte er aber auch nicht in ihrem Bett geschlafen und das ganze wäre gar nicht passiert. Das junge Mädchen seufzte und setzte sich schließlich auf, als sie Draco auf sie zukommen sah. Etwas überfordert, balancierte er eine Schachtel mit Verbandszeug, einen feuchten Lappen, sowie ein Handtuch auf den Armen. Hermine musste unwillkürlich lächeln. Der Junge hatte ja beinahe den ganzen Inhalt des Badezimmers mitgeschleppt. Draco schaute sie gespielt böse an. „Jaja, lach doch den kleinen Malfoy aus, der ist doch eh nichts wert.", schnaubte er und schob schnell ein Lächeln hinterher. Hermine aber bemerkte, dass die Worte nicht nur Spaß waren. Sein Lächeln wirkte gekünstelt und unehrlich. Dachte er das wirklich? Hatte er wirklich das Gefühl weniger wert zu sein, als andere? Hermine war verunsichert. Das passte doch alles nicht zusammen. Draco war schließlich immer derjenige gewesen, der mit allem geprahlt hatte, was er besaß. Niemals zuvor war sie einem derartig eingebildeten Jungen begegnet. Wie er immer durch die Gänge Hogwarts stolzierte, vor Selbstbewusstsein trotzend. Und genau dieser sollte plötzlich so etwas wie Selbstzweifel hegen? Nein, das war nun wirklich zu viel des Guten. Sie war wohl einfach übermüdet oder die kleine Wunde an ihrem Fuß war es, die ihr jegliche Wahrnehmungs- und Einschätzungsfähigkeiten nahm. So musste es sein. Ihre Vermutung war doch geradezu lächerlich. Würde Malfoy davon erfahren, würde er sie lautstark auslachen, dessen war sie sich sicher.

Nachdem Draco Hermines Fuß verbunden hatte, machte diese sich daran seine Arme zu verarzten. „Was hast du denn gemacht?", fragte sie, als sie den tiefen Schrammen mit dem Finger folgte. Draco zog daraufhin seinen Arm zurück. „Nichts.", sagte er kalt und versteckte die wunde Haut unter dem Stoff seines Pullovers. „Aha.", war das einzige was Hermine dazu zu sagen hatte. Wenn er nicht darüber reden wollte, na bitte. Dann eben nicht. Es grenzte ohnehin an ein Wunder, dass es der Syltherin und die Gryffindor überhaupt schafften eine normale Unterhaltung zu führen. „Ich geh dann mal.", murmelte Draco und stand auf. Hermine schnalzte genervt mit der Zunge. „Jetzt mach dich nicht lächerlich.", sagte sie und hielt ihn am Oberarm fest. Überrascht darüber wie leicht es für Hermine war diesen zu umgreifen, ließ sie ihn wieder los. Erschrocken beobachtete sie die Reaktion Malfoys. Er sah blinzelnd zur Decke, während er seine Hand zitternd über der Stelle schweben ließ, die Hermine umfasst hatte. „Es tut mir leid...", wimmerte sie, ein Schluchzen unterdrückend. Sie wollte Malfoy doch nicht wehtun. Im Gegenteil, Hermine hatte ihm doch nur helfen wollen. Draco hatte begonnen leicht auf und ab zu gehen. In gleichmäßigen Abständen pustete er Luft aus seiner Lunge, den Blick noch immer zur Decke gerichtet. „Draco bitte...", schluchzte Hermine nach einer Weile; die Tränen liefen ihr über die Wangen. „...sag doch was."

In dem jungen Malfoy tobten die Emotionen. Der Schmerz, der durch seinen Arm jagte, raubte ihm alle Sinne. Durch eine gezielte Atmung versuchte er den Schmerz weg zu hecheln. Während der Zeit im Kerker des Malfoy Manors, hatte es ihm so einige Male geholfen. Nur leise hörte er die Stimme der Gryffindor, die mit ihm zu reden schien. Mit dem Blick zur Decke versuchte er die Tränen wegzublinzeln, die sich in seinen müden Augen gebildet hatten. Wieso er auch immer weinen musste, das war doch mehr als peinlich. Wenn sein Vater mit einem Recht gehabt hatte, dann damit, dass Malfoys nicht zu weinen hatte. Es war unmännlich und sinnlos. Noch niemandem hatte es geholfen, salzig brennende Flüssigkeit aus seinen Augen zu ergießen. Danach waren sie nur rot und geschwollen. Als der Schmerz langsam nachließ und für Draco wieder erträglich wurde, ließ er den Blick wieder zu Hermine schweifen. Diese saß schluchzend vor ihm auf dem Bett. Das tränenüberströmte Gesicht hatte sie in den zitternden Händen vergraben. Der Slyhterin hastete erschrocken auf sie zu. „Hermine, hey... was ist denn los? W-warum weinst du?", fragte er vor Verzweiflung stotternd. Er konnte nicht damit umgehen, wenn Menschen vor ihm weinten. Meistens verließ er daraufhin fluchtartig den Raum oder nutzte die Gelegenheit, um der Person eins reinzuwürgen. Aber Granger... er konnte sie jetzt nicht alleine hier zurück lassen. Nicht, nachdem sie sich zuvor so selbstlos um ihn gekümmert hatte. Und das nach allem, was er ihr angetan hatte. Sollte er sie ihn den Arm nehmen? Er hatte keine Ahnung. Er wurde nicht oft getröstet. Zuletzt war es seine Mutter gewesen, die er in die Arme geschlossen hatte. Der Verstoßene musste unwillkürlich hart schlucken. Er vermisste seine Mutter schon jetzt. Mit glasigen Augen starrte er auf die weinende Hexe vor sich. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Unsicher wie nie, setzte er sich auf die hölzerne Kante des Einzelbettes. Zögernd legte er einen Arm um Granger. Diese blickte überrascht auf, für einen Moment waren ihre Tränen versiegt. Um anschließend noch schneller aus ihren geröteten Augen zu treten. Heftige Schluchzer durchfuhren sie und schüttelten ihren gesamten Körper. Draco war verdattert in der Bewegung verharrt. Er verstand es nicht. Merlin, wieso weinte sie denn so? Hilflos tätschelte er ihren Arm. Hermine schniefte daraufhin laut und wischte sich beschämt über die Augen. „Hermine, bitte! Jetzt sag mir doch warum du so fürchterlich weinst.", hörte sie Draco verzweifelt fragen. „Es tut mir so leid.", schniefte sie und wieder verließen Tränen ihre Augen. „Was tut dir leid?", fragte er weiter. „Ich wollte dir nicht wehtun...", murmelte sie und es tat ihr ehrlich leid. Die schlaue Hexe spürte seinen Blick auf sich ruhen. „D-das macht nichts.", er schien ernsthaft getroffen. Nervös kratzte er an seinem Ellenbogen, bis er gerötet war. „Weißt du...-", begann Hermine und knetete unruhig ihre Fingerknöchel.

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt