26. Ist das das Ende? (Teil 2)

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Draco war sich nicht einmal sicher, ob er den Krieg überhaupt noch erleben würde und ob er ihn, falls dies nun dann wirklich der Fall sein sollte, auch noch überleben würde. Dies war eine ganz andere Frage.

Nicht zum ersten Mal dachte Draco daran, dass eine Strafe vom dunklen Lord noch ausstand. Er war sich nicht sicher, ob Dracos Erscheinen bei diesem Todessertreffen dem Bösen der Geschichten überhaupt ein wichtiges Anliegen gewesen war, aber wenn er den Worten seines Vaters auch nur für einen kurzen Moment Glauben schenkten, so war zu erwarten, dass er nicht straflos aus der Sache heraus kommen würde. Oft genug hatte Lucius ihm eingebläut, dass mit diesem mächtigen Zauberer nicht zu spaßen war. Dass es eine große Ehre war in seine Reihen eingeladen zu werden. Draco hatte sich ihm deutlich widersetzt und er wollte es fast nicht glauben, dass Voldemort es einfach so hinnehmen würde. Aktion- Reaktion- so einfach war das. Es schien beinahe albern zu glauben, dass der Paselmund keine Rache nehmen würde. Die Frage war nur an wem? Natürlich konnte Draco nicht sicher sagen, ob verschont bleiben würde und eigentlich sollte er diesem Gedanken gar nicht Einlass gewähren, aber... was, wenn es wirklich nicht ihn treffen würde? Genauso groß schien ihm die Chance, dass sein Vater leiden würde müssen. Falls er dies nicht schon längst getan hatte. Plötzlich kam Draco ein Gedanke, der ihm jegliche Farbe aus dem ohnehin blassen Gesicht trieb. Was, wenn Voldemort seinen Vater schon längst getötet hatte? Ihn mit einem kurzen ‚Avada Kedavra' ausgelöscht und gestraft hatte, weil er falsche Hoffnungen geweckt und schließlich doch wieder nur enttäuscht hatte? Es wäre seine Schuld! Sein Vater hätte wegen ihm sterben müssen!

Draco merkte gar nicht, wie er immer tiefer flog, während er mit gläsernen Augen in die Ferne starrte. Hermine merkte es und flog eilig zurück, als sie den Höhenunterschied bemerkte. „Draco, alles in Ordnung? Was ist denn los, warum fliegst du auf einmal so weit unten?", Draco hatte ihr Rufen wohl nicht gehört und auch ihre Anwesenheit war ihm anscheinend nicht bewusst, denn er hob nicht einmal den Blick, als sie neben ihm flog. Mit einer kurzen Berührung am Arm lenkte Hermine seine Aufmerksamkeit auf sie. Draco sah sie mit Tränen gefüllten und vor Schreck geweiteten Augen an. „Ich habe meinen Vater getötet!"

Hermine beschloss, dass es wohl das Besten wäre, erst einmal festen Boden unter die Füße zu bekommen, bevor noch ein Unglück geschah. So harkte sie sich bei Draco unter und ging ihn mit sich ziehend langsam in den Sinkflug über. Es dauerte nicht lange, da konnte sie eine kleine Wohnsiedlung erkennen, über der sie zuvor geschwebt hatten. Mit einem letzten Ruck sauste sie samt Besen (und Draco mit Besen) auf den Erdboden zu und landete mit Schwung auf dem Boden unter ihr. Im Gegensatz zu Hermine hatte Draco nicht das Glück auf den Füßen stehen zu können und landete unsanft mit dem Hinterteil voraus auf dem harten Asphalt. Wäre er nicht so verwirrt gewesen, hätte er vermutlich empört mit dem Fuß aufgetreten und schmollend erklärt, dass sie ihn ja hätte warnen können und dass es sehr weh tat mit dem Hintern aus über einem Meter Höhe auf eine Straße zu knallen, während er sich den schmerzenden Po rieb. Doch stattdessen saß er einfach da und litt im Stillen. Hermine achtete zunächst auch gar nicht auf ihn, sah sich hastig um und hob schnell den Besen auf, der bei der Landung herunter gefallen war, um ihn anschließend mit Hilfe ihres Zauberstabes, zusammen mit ihrem eigenen Besen, zu verkleinern und schließlich mitsamt ihres Zauberstabes in einer ihrer Gesäßtaschen verschwinden zu lassen. Ihr Blick glitt zu Draco, der noch immer wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß und sehr nachdenklich wirkte, während er gleichzeitig auch Etwas, was Hermine als Nervosität bezeichnen würde, ausstrahlte. Sie trat auf ihn zu und hielt ihm ihre Hand entgegen. Er ergriff sie ohne wirklich hinzusehen und ließ sich von ihr ohne größere Schwierigkeiten auf die Beine und schließlich in Richtung einer Bank ziehen, die Hermine derweil ausfindig gemacht hatte.

Hermine setzte sich und Draco sich ebenfalls. Hermine fuhr ihm durch die blonden Haare und musterte ihn mal wieder mit großer Sorge. Sie tat dies einfach viel zu oft, aber sie konnte es einfach nicht abstellen, er gab ihr immer wieder Anlass dazu. „Was ist los?", fragte sie ohne Umwege, aber nicht weniger sanft. Draco schluckte und hob den Blick, der zuvor auf seine Hände gerichtet gewesen war. Nach kurzem Zögern erzählte er Hermine schließlich von seinen Befürchtungen er habe seinen Vater umgebracht, oder zumindest den Zorn und die Rache Voldemorts auf ihn gezogen und Lucius somit zu Tode gebracht zu haben. Während er erzählte, spielte Draco unentwegt mit einem kleinen Fetzten Farbe, welcher von der Bank abblätterte. Hermine beobachtete ihn dabei und hörte ihm aufmerksam zu. Sie hatte gemerkt, dass es manchmal das Beste war Draco einfach reden zu lassen und ihn nur zu unterbrechen, wenn er sich zu sehr in eine Unwahrheit verstrickte oder ihm auf die Sprünge zu helfen, falls er mal nicht weiter kam oder einfach nicht wusste, wie er sich erklären sollte. Manchmal fragte sie sich, ob sie sich das nur einbildete, aber immer wieder beschlich Hermine das Gefühl, dass Draco es nicht gewohnt war so viel von sich zu erzählen. Ihn als stillen Jungen zu beschreiben, wäre dabei nicht richtig, da Draco in der Schule schließlich nie um ein Wort verlegen, wenn es darum ging andere zu schikanieren oder schlecht über andere zu sprechen, während er sich, seinen Vater, seine Familie und das Haus Slyhterin in den Himmel hob. Das stolze Prahlen mit seinem ihm alles ermöglichenden Vater und seiner reinblütigen Familie gehörte wohl nun der Vergangenheit an...

Draco stand mal wieder kurz davor völlig in Tränen auszubrechen und in seiner Verzweiflung zu versinken, als er fertig erzählt hatte. Immer wieder fasste er sich ans Auge und rieb sich die Nase. Hermine rückte leise seufzend näher an ihn heran und legte einen Arm um ihn. „War das Todessertreffen denn schon, zu dem dich dein Vater dich mitnehmen wollte?", fragte sie mitfühlend und zerzauste sein Haar. Draco nickte. „Ja, das muss schon vor Tagen gewesen sein." „Dann brauchst dir keine Sorgen zu machen. Dein Vater ist nicht tot.", nur langsam sickerten die Worte zu Draco hindurch. „Woher willst du das wissen?", fragte er schließlich und sah in Hermine lächelndes Gesicht. Es hatte etwas beruhigendes, wenn sie so lächelte. Draco hatte dann immer das Gefühl, dass er ihr wirklich glauben konnte, dass alles gut werden würde. Aber nun konnte er nicht verhindern, dass Skepsis ihn erfüllte. Hermines Hand tastete nach seiner und verschränkte sich mit ihr. „Woher ich das weiß?", fragte sie und Draco nickte langsam. Es kam ihm vor, als hätte er etwas offensichtlich übersehen und begann schon jetzt sich für seine Dummheit und Panik zu schämen. „Hast du den Brief von deiner Mutter noch?", fragte sie nun und wieder erhielt sie ein Nicken. Diesmal ein heftigeres, natürlich hatte er ihren Brief noch, niemals würde er ihn weglegen. Mit der freien Hand öffnete er den Reißverschluss seiner Jackentasche und zog den nun etwas verbeulten Briefumschlag hervor. Hermine nahm ihn an sich und zog den Brief heraus. „Schau.", sagte sie und zeigte auf die betreffende Stelle, die alles erklären und jegliche Sorgen verbannen sollte. Und tatsächlich.

Ich verspreche dir, irgendwann wirst du den Vater wieder in die Arme schließen können, den du aus Kindheitstagen kennst. Ich weiß, dass es diesen noch gibt! Irgendwo weit verborgen in dem Mann, der dir all das angetan hat...

Nachdem Hermine sicher war, dass Draco die Zeilen gelesen hatte, ließ sie ihren Finger wieder über das Papier schweben und zeigte schließlich nach wenigem Suchen auf eine weitere Stelle, die Draco und sie beide gleichermaßen zufrieden und traurig stimmte.

Nun muss ich mich aber beeilen; Lucius ist bald zurück.

„Siehst du, als deine Mutter dir diesen Brief schrieb, war er noch am Leben, also warum sollte du-weißt-schon-wer sich gerade jetzt an ihm rächen. Er hätte es schließlich schon viel früher tun können. Und der Brief deiner Mutter kann ja nicht allzu alt sein. So lange wird deine Eule schon nicht gebraucht haben." 

Simply Love - The unbelievable conversion of a Slytherin (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt