Mexikanische Wurzeln?

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POV Inéz

Als ich aus dem Auto gestiegen bin, war mir schrecklich kalt. Ja, es ist Sommer, aber ich bin einfach zu verfroren.

Er hält mich mit festem Griff an meinem Arm und ich versuche die Flashbacks von gestern Abend zu unterdrücken. Jack hielt mich genauso fest, wenn nicht sogar noch fester. Ich hatte keine Chance mich von ihm loszureißen, ich habe mich noch nie so schrecklich hilflos gefühlt, wie in der letzten Nacht.

Die Menschen beobachten uns haargenau, entweder weil ich im Nachthemd umherstolziere oder weil sie diesen Drogen-Boss kennen, dessen Namen ich noch nicht einmal kenne.
Er holt sein Handy heraus und betätigt einen Anruf. Auf einmal wirkt er viel dominanter. So wie er sich artikuliert, muss es sich um einen Streit handeln. Ich sehe mich derweilen um und suche nach einem Fluchtweg. Ja, es mag naiv klingen, allerdings werde ich sowieso zu Jack zurückkehren müssen in naher Zukunft.
Entweder erst, wenn er alles abgezahlt hat oder schon jetzt, wenn ich mich nicht an die Regeln halte, also muss ich es einfach riskieren von hier zu verschwinden und zwar schleunigst.

„Nein, ich denke du hast den Ernst der Lage nicht verstanden. Es geht hier nicht nur um ein paar Tausender, es handelt sich hierbei um Ehrenschulden. Eine riesen Menge Kohle, wenn man so will. Das könnte ich bald auf dem Konto haben, du wirst mir das nicht versauen, nur weil du deine Triebe nicht unter Kontrolle hast, capito?! Mein Zug wartet Jaro, ich leg AUF!"

Er schiebt sein Handy genervt in seine Hosentasche und starrt in die Ferne.

„Wer ist Jaro?" Frage ich.
„Ein netter Geschäftspartner. Hast du schon mal davon gehört, dass man nicht lauscht, wenn andere diskutieren." Er wirft mir einen prüfenden Blick zu.
„Das war kein Diskutieren. Der gesamte Bahnhof hat Ihnen zuhören können, Sir."
Ein wenig Frechheit lege ich gerne an den Tag.
Er wird mich nicht umbringen, er will dieses Geld, also? Wo ist jetzt seine Macht?

Er verstärkt warnend seinen Griff um meinen Arm.
„Aua", gebe ich von mir.
„Das tut dir weh? Das ist ja süß."
F*ck dich schwarzhaariger Namenloser.

„Wie ist dein Name?" Fragt er mich, während wir in den Privatwagon steigen, der mit einer altmodischen, aber schicken Getränkebar und allerlei Schnick Schnack ausgestattet ist.
„Inéz Rosé, jedes E mit Accent."
„Dein Name klingt französisch." Stellt er fest und er liegt richtig. Meine Mutter hieß Melanie Rosé, gebürtige Französin und ich trage NUR ihren Nachnamen. Mein Vater Steffan ist Deutscher, aber die französische Seite zog mich schon immer mehr an.

„Wie heißen Sie?" frage ich.
„Welcher Name würde denn zu mir passen Inéz?"
Wow, er hat sich meinen Namen schon gemerkt.
Von wegen, ich bin uninteressant.
„Ich weiß nicht, vielleicht Satan."
Er verdreht die Augen und klatscht einen ironischen Beifall.
„Ja, das würde passen. Aber nein, das ist nicht mein Name. Mit dem Anfangsbuchstaben lagst du aber schon mal richtig."
„Salsa?" Rate ich weiter.
„Du triffst zwar nicht meinen Namen, aber ich habe zumindest mexikanische Wurzeln von meiner Mutter ihrer Seite. Salsa ist ein Südamerikanischer Tanz."

Mexikanische Wurzeln? Der Typ ist weiß, wie ein Vampir. Wobei, dass hat ja nichts zu heißen. Wahrscheinlich ist sein Vater einfach ein Deutscher, wieso würde ein Mafia Boss in Berlin leben, wenn er in Mexiko sein Unwesen treiben könnte?

„Deinen Namen bekomme ich heute wohl nicht mehr zu hören." Ich lege sein Jackett ab und mache es mir auf einer der Couches gemütlich. Wenn ich schon gegen meinen Willen festgehalten werde, dann doch bitte mit Komfort.

„Ich bin Seth, du solltest dir diesen Namen lieber in dein Gehirn einbrennen lassen, aus deinem Mund will ich keinen anderen hören."
Er nimmt mein Kinn in seine große Hand und schaut von oben auf mich herunter.

Wieso ist er nur so unberechenbar?
Ständig schwankt seine Stimmung, gerade als ich mich ein Stück weit beruhigt habe, kommt sowas.

(Danke für's Lesen <3 Was haltet ihr von Seth?)

Bring mich nicht in VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt