Es ist keine Manipulation ...

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POV Jack

Ich drücke auf's Gas und ein stechender Schmerz zieht durch mein Bein. Ins Krankenhaus habe ich es noch nicht geschafft seitdem mir Seth Soarez, ein Messer in den Oberschenkel gerammt hat. Steffan hat es zwar erstversorgt, allerdings entzündet sich diese offene Wunde immer mehr. F*ck dich Soarez. F*CK DICH!

„Mhhm mhHhhh!" Brummt es hinter mir.

Während ich am Steuer sitze, ist Silver auf der Rückbank gefesselt, mitsamt abgeklebten Mund.
Steffan hat angeordnet, dass ich ihn irgendwo im nirgendwo abladen solle und genau das versuche ich gerade zu tun.

„MhhMmm! Hmmm!"

„Ich kann dich leider nicht verstehen." Gebe ich belustigt zurück. Wahrscheinlich hetzt er mir die schlimmsten Flüche auf den Hals.

„Ich drehe mal das Radio auf, außer du hast irgendwelche Einwände." Ich wähle einen zufälligen Sender aus und Rap Musik ertönt.

„Mhhh hm!" Knurrt es von hinten.

„Habe ich mir schon fast gedacht. Ich sehe es auch so, dieser Sender ist Müll. Wir wechseln mal lieber."

Oh happy day,
oh happpyyy dayyyyy!

„Nein, der auch nicht...", ich wechsele die Sender weiter, während Silver wütend rumzappelt und wie ein wildes Tier knurrt.

I can't help but love youuuuu....
even though I try not tooooo...

„Zu romantisch nicht wahr? Oder passt es zu unserer Zweisamkeit... haha."

Irgendwie langweilig, wenn man mit sich alleine redet. Ich drehe mich kurz um und reiße das Klebeband von seinem Mund weg, ehe ich mich wieder auf die Straße konzentriere und nach besseren Liedern suche.

„Du ARSCHLOCH, du HUND, du PISSER, du W*CHSER, du M*SSGEBURT, du"

„Ich habe schon verstanden. Spare lieber deinen Atem."

„Dein Kollege hat meine Schwester erschossen, dort im Nebenzimmer, während ich an einer verdammten Säule gefesselt war. Ich bringe euch um, ich schwöre es auf Isra's Namen!"

„Dann tut es mir sehr leid. Verspreche lieber nichts, dass du nicht einhalten kannst."

„Du wirst schon sehen, du Schlappsch*anz!" Er spuckt zu mir nach vorne.

„Ich will dich nur mal daran erinnern, dass du als ERSTES auf meinen Kollegen geschossen hast. Er war klug und hat dank einer Schutzweste überlebt, war doch klar, dass er sich auch rächt....", ich klinge diplomatisch. Na gut... mit Diplomatie hat das Ganze nicht sehr viel zu tun.

„Er hätte sich an mir rächen sollen. Stattdessen hat er meine Zwillingsschwester umgebracht!"

„Er hat die beste Rache ausgeübt. Natürlich tut es dir mehr weh, deine Zwillingsschwester zu verlieren, als schnell erschossen zu werden, ohne überhaupt richtig gelitten zu haben. So ist es schmerzhafter!"

„Ihr beide wisst nicht, wozu ich fähig bin und noch dümmer seid ihr, zu glauben, dass ihr eine Chance gegen Seth Soarez oder Jaro Huster habt!"

„Jaro Huster? Danke für die weitere Information." Ich schmunzele und erhöhe die Lautstärke des Radios, während Silver seine eigene Dummheit verflucht.

„So, da wären wir." Nach einer Weile, bremse ich an einem Waldstück und stelle den Motor ab.

„Wieso lässt ihr mich eigentlich am Leben? Ich werde euch UMBRINGEN!"

„Wir lassen dich am Leben, damit wir das Gegenteil beweisen. Undzwar, dass du uns nie umbringen wirst!"

Nein, eigentlich solltest du schön zu Mr.Soarez gehen und ihm alles erzählen, er soll sich auf was gefasst machen! Vielleicht wird dich dann dieser skrupellose Drogenboss bestrafen, für deine Unfähigkeit, MICH zu fangen.

Steffan und ich, wir haben euch stattdessen beide gefangen. HA!

Ich schiebe ihm Schlaftabletten in den Mund und lasse ihn auf dem Waldweg liegen. So hilflos, wie ein Häufchen Elend. Davor, habe ich noch seine Hosentaschen durchsucht und das Geld zurückgeholt, das er mir geklaut hatte. Komischer Gedanke, dass er und Isra, in meine Wohnung eingebrochen sind, um mich zu holen.

Silver. Ein Dieb. Ein Mörder. Er macht sich gut, so ganz benommen auf dem dreckigen Erdboden.

~

POV Steffan

Jack wirft den Söldner irgendwo aus dem Auto, während ich die Sauerei bewältigen muss.
Es ist ziemlich nervenaufreibend, getrocknete Blutlachen aus einem Holzboden zu bekommen... der Mist saugt sich ein, wie sonst was.

„S-Silver? Silver, wo bist du?" Ah, sie ist wach.

„Kein Silver, dafür Steffan." Ich betrete das Nebenzimmer und dort liegt Isra. Ich habe vorhin nicht auf sie gezielt, sondern bewusst daneben geschossen.

Silver sollte glauben, sie sei wahrhaftig tot.
Und nun sollte Isra glauben, ihr Bruder habe sie zurückgelassen, sich selbst in Schutz gebracht.

Es ist keine Manipulation, es ist nicht amoralisch, es ist reine Taktik.

„Du DUU!" Sie presst ihre Lippen aufeinander.

„Ja entschuldige, dass Jack dich angeschossen hat, aber hey! Ich habe dich nicht angeschossen, es war nur ein Übungs-Schuss für zwischendurch!"

„Wo ist mein Bruder?! Habt ihr ihm ein Haar gekrümmt? Ich zerfetze euch am lebendigen Leib!"

„Ich bin angetan von deinem geschwisterlichen Beschützerinstinkt, aber er ist einseitig. Ich mache es kurz und schmerzlos: Dein Bruder hat dich zurückgelassen, ohne eine Wimper zu zucken. Als Jack dich angeschossen hat, du dich auf dem Boden gekrümmt hast, der Schlappschw*nz ist abgehauen. Aus der Türe und weg. Er hat sich rausgekauft."

„Lüg' nicht du Bastard, mein Bruder würde mich nie verlassen. Er würde töten für mich!"

„Dann glaub mir halt nicht, aber ich sage die Wahrheit. Er hat mir Geld angeboten, im Austausch für seine Freiheit, natürlich habe ich eingeschlagen. Ehrlich gesagt, hätte selbst ich nicht erwartet, dass er dich am Ende wirklich zurück lässt, aber siehe da: Du bist noch immer hier, gefesselt, verletzt und er ist längst über alle Berge."

„F*ck dich Steffan oder wie dein Name war. Du willst uns nur gegeneinander ausspielen, unser Vertrauensband brechen!"

„Glaub' mir, das hätte ich nicht nötig. Selbst für dich, habe ich keine Verwendung mehr. Ich habe bereits alle nötigen Infos über Seth Soarez. Dein Bruder Silver, hat mir diese ebenfalls gesteckt, um sich abzusichern."

Sie kreischt vor Wut, aber innerlich - wiederspiegelnd in ihren dunklen Augen - sehe ich etwas zerreißen.
Vielleicht ist es das Vertrauen zu ihrem Bruder.
Vielleicht zerreißt ein Stück ihrer Liebe zu ihm.
Sie denkt, er habe sie im Stich gelassen.
Es ist ein Pfeil mitten ins Herz,
er streift ihre verletzliche Seite.

„Tut mir leid. Ich weiß, wie sich das anfühlt." Irgendwie muss man ja anfangen, Vertrauen aufzubauen....

„Du weißt gar nichts, du alter Penner. Ich traue dir kein Stück!" Ihre Hände krallen sich ins Bettlaken.

„Mein Bruder und ich gehen ebenfalls getrennte Wege. Anfangs tat es weh, aber es ist besser so. Er ist ein Arschloch und deiner ebenfalls!"

„Mich interessiert dein scheiß Bruder NICHT!!"

Stimmt, wieso dachte ich eigentlich noch nicht an meinen Bruder? F*ck, ich könnte kotzen.

(Danke für's Lesen <3 Steffan hat einen Bruder?)

Bring mich nicht in VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt