POV Seth
Heute läuft echt überhaupt nichts.
Die Zwillinge melden sich nicht, bekommen es nicht mal hin, einen drogenabhängigen Typen zu fangen.Und Inéz ist noch immer nicht aus dem Zimmer gekommen, es ist mittlerweile schon Nachmittag und meine Geduld schwindet.
„Soll ich mal wieder nach ihr schauen? Nicht, dass sie sich noch umgebracht hat oder so...", Jaro stellt seinen Whiskey auf die Seite.
„Nein, rede keinen Unsinn. Wieso sollte sie sich umbringen? Sie wird hier wie eine Prinzessin behandelt."
„Ja, du hast Recht. Vielleicht ist sie einfach nur sensibel..", er seufzt.
~
„Heute Abend, ist ein sehr wichtiges Online-Meeting und unter keinen Umständen, darf da jemand lauschen. Kümmere dich darum, dass niemand außer ich und die Security Leute hier sind."
„Abends verlassen doch die Köche und Putzfrauen sowieso deine Villa." Ja, damit hat er Recht. Sie wohnen abseits meines Anwesens, man kann nämlich keinem vertrauen.
„Ich meine, du sollst die Zimmermädchen, sowie Inéz hier rausschaffen. Das Meeting wird nicht allzu lange dauern, aber wir müssen diskret bleiben."
„Noch was? Soll ich vielleicht noch den Müll rausbringen Monsieur?" Er verschränkt die Arme und schnaubt wie ein nerviges Kleinkind, das nicht seinen Willen bekommt.
„Halt deine Klappe du Idiot. Ich habe dir quasi ein Date mit Inéz klargemacht, nutze die Chance oder eben nicht."
Jaro schmunzelt verlegen. „Du bist mir aber einer....", er klopft mir dankend auf die Schulter.
„Du bist echt meine bessere, zweite Hälfte Seth."„Du auch meine, aber werde nicht so sentimental, mir wird davon schlecht. Ah und noch was Jaro, mach' keine Dummheiten, du passt gefälligst auf, dass sie nicht abhaut!"
„Ja ja, ich bin doch nicht blöd. Ich habe bereits die nötige Vorkehrung getroffen."
„Wo gehst du mit ihr hin?"
„Nichts Besonderes, nur ein bisschen spazieren oder so."
„Aha.. gut, dann hol' sie mal. Ich bereite das Meeting vor." Die beiden genießen die frische Luft, betrachten den Mond und ich muss mich mit Kunden und der Konkurrenz streiten. Ein wunderbarer Start ins Wochenende! Herrlich.
POV Inéz
Es wird immer später... und ich habe noch nicht einen Bissen des Frühstücks genommen. Die Kratzer haben sich leicht entzündet, aber die Rötung hat zum Glück nachgelassen.
Ein Klopfen ertönt.
„Hey Inéz, ich bin's Jaro. Wenn du möchtest, können wir einen kleinen Spaziergang machen und du kommst ein wenig raus."Meint er das ernst?
Ich öffne die Türe und da steht er. Charmant lächelnd, die Hände in den Hosentaschen, das platinblonde Haar. Unter anderen Umständen, wäre er ziemlich attraktiv. Seine Augen sind weich wie Honig, seine Lippen voll und durchblutet. Zumindest muss ich nicht jeden Tag einem hässlichen Mann vor die Augen treten.„Ich würde liebend gerne ein wenig rausgehen."
Seine Augen beginnen zu strahlen, er hat nicht mit meiner Zustimmung gerechnet.
„Dann zieh' dir noch schnell Schuhe an, ich warte unten am Eingang auf dich. Eine Jacke brauchst du wahrscheinlich nicht, es ist echt tolles Wetter draußen." Er verlässt den Raum.
~
Unten angekommen, starre ich aufgeregt auf die Türe. Dieses hölzerne Rechteck, diese Öffnung, sie ist mein letztes Hindernis, danach steht mir nichts mehr im Weg.
„Ihr könnt heute früher Feierabend machen und zum Beispiel ausgehen, Spaß haben, sonst was. Der Boss braucht seine Ruhe." Teilt Jaro, Lydia und den restlichen Zimmermädchen mit, die sich freundlich verabschieden.
Eigenartig....., wieso schickt er sie weg? Seth ist sicher nicht der Typ dafür, seine Bediensteten früher in den Feierabend zu schicken.
~
Jaro nimmt mich bei der Hand, als hätte er Angst, ich würde direkt wegrennen. „Hier, ich habe ein kleines Geschenk für dich... das habe ich im Shopping Center gesehen und direkt an dich gedacht."
Er holt einen silbernen Ring aus seiner Hosentasche und zieht ihn über meinen Ringfinger.
„Das wird jetzt aber nicht so ein schräger Heiratsantrag oder?" Ich lache verunsichert.„Nein, nein! Aber ich dachte dir könnte er vielleicht gefallen."
„Das tut er, sehr sogar." Ich verliere mich in diesem wunderschönen Schimmern, das den Ring umgibt.
Nervös zupfe ich an meinem weißen Kleid herum, während wir einem Waldweg folgen, der direkt an das Anwesen grenzt.Jaro hält mich noch immer bei der Hand und ich atme durch. Diese immergrünen Blätter, die warme Sommerbrise, der Duft von halber Freiheit. Es erfüllt die Leere in mir, wenn auch nur ein Stück davon.
„Was magst du am liebsten an der Natur? Ich mag Steine...", er kratzt sich am Hals. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit Steinen.
„Klar, Steine klingen erstmal langweilig, da sie harte Klumpen sind ohne Leben, aber ich bin fasziniert von ihrer Oberflächenbeschaffenheit und den verschiedenen Formen und Farben." Er hebt einen vom Boden auf und hält ihn mir vielversprechend vor die Nase.
„Ja, er ist wirklich einzigartig und durch das Loch kann man ganz einfach einen Faden führen. Daraus kann man eine Kette machen! Das habe ich früher immer gemacht."
„Wirklich? Dann nehmen wir ihn mit und ich mache dir so eine Kette." Er lässt den kleinen Stein in seiner Hosentasche verschwinden und wir laufen weiter, mitten ins Herz des Waldes.
„Stell dich mal dort drüben hin und ich mache ein Foto." Er zückt sein Handy hervor und mir wird unwohl.
„Weißt du, das muss nicht-.."
„Doch das muss sein. Der Wald, in Kombination mit deinem dunklen Haar und dem weißen Kleid, der Moment muss festgehalten werden!"
Ich laufe mit langsamen Schritten an den Wegrand und blicke zu Jaro, der bereits ein Foto nach dem anderen schießt. Ein ekliges Gefühl überrennt mich. Ich stehe zur Show,
wie ein schönes Objekt,
das man betrachten will,
festgehalten in Form von Fotos.Mein Gesicht, mein Ausdruck, mein Körper, alles entblößt und für immer festgehalten. Ich schlucke das Hämmungsgefühl herunter und sprinte los, ich renne schneller, als der Wind, so schnell, wie meine Beine mich nur tragen können. Mein Kleid weht, es weht umher wie ein Lied. Ein Lied der Freiheit.
„INÉEEEEEZZZZ!" Werden das die letzten Worte sein, die ich von Jaro höre?
(Danke für's Lesen <3 Vom Fotoshooting zur Verfolgungsjagd, was nicht alles Verrücktes passieren kann ;)
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Bring mich nicht in Versuchung
ChickLit✔️|BEENDET| „Jetzt gehört dir all' meine Aufmerksamkeit. Macht dich das feucht, Kleines?" Fragt er mit solch einer Ernsthaftigkeit, dass mein Mund staubtrocken wird. Seine langen Finger brennen auf meiner Haut. Sie sind eiskalt, aber hinterlassen ei...