Dafür begehre ich sie

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POV Jaro

Spice hat Seth in sein Zimmer gebracht. Ob er mittlerweile wieder bei Bewusstsein ist oder nicht, wer weiß?

Ich, zu meinem Teil, beobachte die liegende Inéz und unterhalte mich mit Zéni. Vorhin habe ich sie nicht einmal bemerkt, sie war wohl für kleine Mädchen. Ich kann es nicht glauben, dass sie in Pablo's Wagen gestiegen ist, nur um herauszufinden wo sich ihre Cousine befindet. Ich muss ihr ihren Mut hoch anrechnen.

Doch weiß sie, was ich getan habe?
Hat sie jemand davon in Kenntnis gesetzt, dass ihr Vater Miguel tot ist?
Wahrscheinlich ist sie ahnungslos...sonst würde sie hier nicht mit mir sitzen und Däumchen drehen.

„Was ist das mit dir und Inéz?" Reißt sie mich aus den tiefen Gedanken.

„Bist du etwa eifersüchtig Barbie?"

„Das habe ich nie behauptet..."

„Doch du bist es, du bist eifersüchtig. Wie knuffig."

Sie verdreht die Augen und wäre Inéz' nicht bewusstlos, würde sie jetzt definitiv kichern. Nicht dieses nervige kleine-Mädchen-Kichern, sonders das einzigartige Inéz-Padre-oder-Rosé-Kichern.

~

„Jaro, ich kam aus dem Klo raus und dort habe ich den bewusstlosen Seth entdeckt. Ich blieb starr vor Schock und sah, wie du ins Wohnzimmer liefst. Du warst das! Erzähl mir nie wieder, wie wichtig dir eure Freundschaft ist. Das war kein Spiel-Kampf, das war nicht nur lodernder Hass, sondern ein ganzer Vulkanausbruch."

„Erzähl' das nicht Inéz, ich hatte mich in dem Moment nicht im Griff. Und ja, ich hasse ihn gerade auch, das hast du richtig erkannt."

„Wieso?"

„Er und Inéz kamen sich oft nahe, dort im Krankenhaus. Ich vertraue dem Mistkerl nicht mehr..., er wusste von meinen Gefühlen zu Inéz."

Funkstille. Zéni wendet den Blick von mir ab und betrachtet das Wohnzimmerfenster. Langsam dringen die ersten goldenen Sonnenstrahlen durch den dichten Wald hindurch und die Atmosphäre gibt einen wärmeren Flair ab.

Inéz blinzelt ein paar Mal und öffnet die Augen. Das erste was sie sieht, sind bestimmt meine goldenen Honigaugen. Ich will nicht prahlen, doch meine Augenfarbe, kombiniert mit dem Morgengrauen...

„Jaro?"

„Ja ich bin's...Inéz ich habe dich vermisst."

„Ich dich auch. Danke, dass du dich auf den Weg gemacht hast, um mich zurückzuholen."

„Leider umsonst..., da kamen mir wohl Spice und Ms Barbie zuvor."

„Ms Barbie?" Fragt Inéz.

„Ja, ich nenne Zéni Barbie und sie mich Jack Frost." Jetzt wo ich es laut ausspreche, klingt es dämlich.

„Das ist schön."

....ja. Unangenehm. Durchaus unangenehm.

~

„Sir, die morgendliche Post ist eingetroffen."
Ruft Lydia und kommt ins Wohnzimmer.

„Lege sie auf den Tisch, ich habe gerade alle Hände voll zutun." Was? Soll ich jetzt eine Zeitschrift in die Hände nehmen, anstatt Inéz' Hand zu halten? Das kommt gar nicht in Frage. Meine morgendliche Zeitungslese-Routine muss eben mal ausnahmsweise warten.

Zéni springt von der Couch und greift sich die Zeitschrift.

„Ey Leute, hört euch das an: Gestern Abend erfuhr einer der mächtigsten Drogenbosse Deutschland's sein tragisches Schicksal. Plötzlicher Herzstillstand oder kaltblütiger Mord? Erfahren Sie mehr auf Seite 26.
Um welchen Drogenboss es sich wohl dreht?" Sie blättert Seite für Seite um.

OH F*CK! Jemand soll Seite 26 verbrennen und zwar schleunigst!! Inéz und ich tauschen hilflose Blicke aus und wir wissen, um wen es in diesem Artikel geht. Ich brachte Miguel gestern Abend um und vor Sonnenaufgang wird bereits darüber berichtet. Heilige Paparazzi nochmal!?

Die arbeiten ja wie die Ameisen dort in der Druckerei. Ameisen? Ja, ihr habt richtig gehört... die arbeiten unglaublich viel. Faszinierendes Volk diese Ameisen...keine Couch-Potatoes, die zocken und Fast Food konsumieren. Sie gehören zu den stärksten Lebewesen überhaupt. Allein können sie bis zum Vierzigfachen ihres eigenen Gewichts tragen. In einer Gruppe wuchten sie sogar Lasten von bis zu 50 Gramm – bei einem Körpergewicht von jeweils nur knapp zehn Milligramm.

Oh, da hat wohl jemand -zur Abwechslung- gut im Biologie Unterricht zugehört. Normalerweise hörte ich meinem Lehrer nie zu, außer wenn es um Steine, Insekten oder Sexualkunde ging. Ich bin eben ich.

~

Meine Gedanken schweifen schon wieder in die falsche Richtung ab. Zéni zerreißt die Zeitung und bricht in Tränen aus. Natürlich kann sie ihren Vater nicht besonders leiden, doch es ist immerhin ihr Vater und nun ist er tot. Sie taumelt zu mir rüber und nimmt mich in den Arm.

Gut...zumindest stand nichts über den Mörder in dem Artikel. Denn wäre das der Fall gewesen, hätte sie nicht meine Umarmung gesucht.
Ich bereue meine Tat kein Stück, aber sie tut mir leid.

„Ist schon gut, alles wird wieder gut." Flüstere ich ihr zu und Inéz umarmt sie ebenfalls.

„Mein Vater ist-.... er ist ....", sie schlägt sich die Hände vor's Gesicht und schluchzt ununterbrochen.

„Wir wissen bereits von deinem Vater. Wenn du was brauchst, bin ich für dich da." Versuche ich sie aufzumuntern.

„Woher wisst ihr das mit meinem Vater? Im Artikel stand, dass er erst seit wenigen Stunden tot ist. Ihr habt die Zeitung nicht einmal gelesen."

Ach f*ck...wieso habe ich nicht nachgedacht, bevor ich meinen Mund öffne.

„Nein Zéni, du hast uns doch die Titelseite vorgelesen...da stand, dass ein Mafiaboss gestorben ist. Du hast losgeweint und wir haben eins plus eins zusammengezählt und kamen auf Miguel."

Inéz, du bist ein Genie! Wie kann sie sich in solch' einer Situation, nur so geschickt Lügen ausdenken?
Dafür begehre ich sie. Inéz weiß, dass ich ihren Onkel umgebracht habe, aber beschützt mich trotzdem....hach...wunderbar.

„Jaro...einer von euch war das!! Da Seth im alten Krankenhaus war und Spice dort für die Padre's gearbeitet hat.... bist du der Einzige ohne Alibi. Schon komisch, dass meines Vater's Leiche hinter dem Parkplatz gefunden wurde, dort beim Club. Den Club, den du sonst immer besuchst." Barbie zieht die Augenbrauen in die Höhe.

„Scheiße Zéni...ich musste! Du kannst das nicht verstehen."

„Oh doch, ich kann es verstehen, aber verlange nicht von mir, dass ich dich mit denselben Augen sehe. Mein Vater war ein Idiot, doch er ist mein Vater!! Einfach umbringen, ohne dabei an mich zu denken?!"

„Es tut mir so leid..."

„Seth brachte meine Mum um und du meinen Vater. Was denkt ihr eigentlich, wer ihr seid?!" Sie rennt aus dem Zimmer und Inéz ihr hinterher.

Da habe ich gerade wieder Inéz zu Gesicht bekommen und schon beginnt der Ärger im Paradies.

(Danke für's Lesen <3 Gerne Votes dalassen ;)

Bring mich nicht in VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt