POV Inéz
Nach der viel zu kalten Dusche, bin ich gerade auf der Suche nach einem Kleid. Die sind mir alle zu offen, zu entblößend. Da sieht man mehr Haut, als Stoff.
Zu meinem Glück, übernimmt Lydia die Entscheidung für mich. Das Kleid legt zwar viel Rücken frei, aber zumindest deckt es den restlichen Körper ab.
Es ist komplett schwarz und hinten befinden sich zwei größere Schleifen an den Schulterblättern. Das Kleid hat Jaro mir ausgesucht... wo steckt der eigentlich?
„Lydia, wo ist Jaro? Ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen."
„Er ist für eine oder ein paar Wochen zurück zu seinem Anwesen gefahren. Es geht wohl um Probleme beim Überwachungspersonal."
„Okay, danke."
Ich hatte den ganzen Tag schon Angst, ihm über den Weg zu laufen, wegen dem was gestern Abend vorgefallen war. Schließlich nahm er mich mit in den Wald und ich rannte einfach auf und davon. Für Jaro war das bestimmt ein totaler Schock, vor allem, weil er mich zu mögen scheint.~
Ich ziehe noch hohe, silberne Heels an und laufe die Wendeltreppe hinunter. Seth steht bereits unten an der Türe, mit seinem schwarz-weißen Anzug und den perfekt gestylten, schwarzen Haaren. Er richtet seinen Blick auf mich und ich versuche - passend zum Kleid - so einen elegant, wie möglichen Lauf hinzulegen.
Meine Beine machen mir allerdings einen Strich durch die Rechnung. In Heels komme ich nicht ganz so gut klar, da mein Vater mich nie in welchen herumlaufen ließ und das Hauptproblem, ist wohl das Workout. Meine Beine brennen noch immer und jeder Schritt kostet mich unheimliche Überwindung.
Seth läuft die restlichen Stufen zu mir hoch und betrachtet mich haargenau mit seinen tiefblauen Augen.
„Gibt es einen Grund, wieso du so langsam läufst?"„Das Workout. Meine Beine brennen."
Er lacht amüsiert. „Das ist ein gutes Zeichen. Das heißt, deine Muskeln arbeiten und Muskelkater wird morgen ein Spaß...", er hebt mich hoch und trägt mich bis in seinen mattschwarzen Jeep.
„So gehts doch schneller, nicht wahr?" Er fährt los.
„Wieso trägst du mich ständig umher?"
„Wieso nicht? Du bist ein Fliegengewicht."
„Das klingt nicht wirklich wie ein Kompliment...", ich seufze.
„Naja..., wenn du endlich gesund isst und weiter trainierst, kannst du irgendwann auch mich umhertragen. Auch, wenn das meinen männlichen Stolz kränken würde...", er zwinkert.
Ich lache lautstark los. Man ist das unangenehm... jetzt denkt er, er sei witzig.
„Da ist jemand aber in bester Laune für das Geschäftsessen." Er dreht das Radio auf und ich erschrecke mich, als Rammstein ertönt.
„Und die Welt zählt laut bis 10.
1, hier kommt die Sonneee,
2, hier kommt die Sonneee,
3, sie ist der hellste Stern von allen,
4 und wird nie vom Himmel fallen."Draußen ist es schon dunkel, bis auf die einzelnen Straßenlichter. Die Fensterscheiben sind offen und ich betrachte das mysteriöse Szenario.
Dunkel angezogener Seth.
Dunkel funkelnde, blaue Augen.
Dunkle Nacht.
Im Hintergrund Rammstein.
Die vorbeiziehende Welt.
Die rasende Geschwindigkeit.Es ist wie eine mächtige Filmszene, in der Ton, Bild, Besetzung und Gefühl perfekt zusammenarbeiten.
Ich frage mich selber, wieso es mich gerade so fasziniert. Seth sagt kein Wort, sondern bewegt nur seinen Kopf zum Takt der Musik.„Hier kommt die SONNEEEEE, hier kommt die Sonneeee, sie ist der hellste Stern von allennn", singt er ungewollt mit. Ich muss mir ein Kichern verkneifen.
„Hey, ich bin ein super Sänger. Lass' dir das gesagt sein." Er nickt selbstsicher.
„Ohne jeden Zweifel. Du könntest direkt zu <<The Voice of Germany>> gehen."
„Das kenne ich nicht." Echt jetzt? Was ist der denn für eine Kulturbanause. Ich habe bei mir zu Hause kaum ferngesehen, aber das muss man doch kennen.
„Ist eine Fernseh Show, wo jeder teilnehmen kann, der will. Man kann vor einer Jury singen und wenn sie dich mögen, drücken sie auf einen Buzzer und du kannst dir einen Juror aussuchen für die nächsten Runden."
„Ich lasse mich doch nicht von irgendwelchen dahergelaufenen Jury Mitgliedern, bewerten. Mein Talent ist nicht zu messen." Er hält seine Hand empor, als würde er damit seine Allmächtigkeit zum Ausdruck bringen können.
„Schon klar, Seth." Ich schüttele den Kopf.
~
„Wir sind da. Benimm' dich und halte dich zurück mit anstößigen Kommentaren oder feministischen Bemerkungen. Das passt nicht in diese Szene." Er intensiviert seinen Blick und scheint es ernst zu meinen.
„Mhm verstanden, einfach freundlich nicken und Dekolleté zeigen." Ich steige aus und versuche nicht die Nerven zu verlieren.
„Was redest du von Dekolleté? Du hast doch kaum was Kleine."
„Halt deine Klappe." Flüstere ich empört. Sehr wohl habe ich da was. Nicht alle haben Größe Z, damit muss der Pfosten wohl oder übel leben.
Er läuft kurzerhand um seinen Wagen und packt stürmisch meinen Arm.
„Du bist die einzige, die jetzt ihre Klappe hält. Denn wenn nicht, verschließe ich sie und du willst nicht wissen mit was."
Der hat Stimmungsschwankungen, aber echt.
~
Er hält mich noch immer fest, als wir in dieses Art Casino oder doch Restaurant laufen? Genau definieren kann ich es nicht, jedenfalls ist es ein ungeheurer Ort für ungeheure Personengruppen.
Alles hier ist dunkel und edel gestaltet. Riesige Säulen, hohe Decken, qualmender Rauch aus Zigarren und böse Energie, sehr viel böse Energie, liegen im Raum. Ich fühle mich ganz und gar nicht wohl. An jedem Pokertisch sitzen unheimliche Männer mit ihren leichtbekleideten Begleitungen.
Wenn ich darüber nachdenke, bin ich nicht anders als diese Frauen.Ich schlucke meine Wut jedes Mal herunter, wenn ich einen Tisch sehe, an dem die Männer bequem sitzen und die Frauen, wie Puppen hinter ihnen stehen und freundlich lächeln. Es ist ein aufgezwungenes Lächeln, ohne mitlachende Augen. Lediglich hochgezogene Mundwinkel und klimpernde Wimpern.
„Seth Soarez." Stellt sich Seth einem Mitarbeiter vor, der uns direkt zu einem Pokertisch führt, an dem bereits einige sitzen, spielen, reden und trinken.
„Hallo allerseits." Grüßt Seth die unheimliche Meute.
(Danke für's Lesen <3 Arme Inéz, gerade frisch von der Trainingseinheit raus und ab zu einem Mafia Club ;)
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Bring mich nicht in Versuchung
ChickLit✔️|BEENDET| „Jetzt gehört dir all' meine Aufmerksamkeit. Macht dich das feucht, Kleines?" Fragt er mit solch einer Ernsthaftigkeit, dass mein Mund staubtrocken wird. Seine langen Finger brennen auf meiner Haut. Sie sind eiskalt, aber hinterlassen ei...