POV Inéz
„Inéz...ich habe neue Narben. Willst du die sehen?"
Ich versuche meine letzte Kraft zusammen zu kratzen und hebe meinen Kopf an. Mein Blick fällt auf einen unheimlichen Typen, der ganz in schwarz gekleidet ist und ein freches Lächeln auf den Lippen hat. Er ist nicht total unheimlich, aber sein Kopf hat überall Platzwunden, die Hände sind übersät mit Hämatomen und die aufgerissene, blutende Lippe sieht scharf aus.
Scharf? Was ist nur los mit mir.
Warte... WAS IST NUR LOS MIT MIR? Scheiße, das ist mein Seth.
„Seth? Oh Gott Seth..", keuche ich und die Tränen fließen unkontrolliert meine Wangen hinunter.
„..D-du lebst!" Ich reibe meine Augen und springe aus dem Bett. Ich laufe auf ihn zu und schüttele meinen Kopf, nur um sicher zu gehen, dass das hier Realität ist.
„D-du bist es wirklich! Scheiße, wo hast du gesteckt?" Ich haue auf seine Schulter und hasse ihn dafür, dass er die ganze Zeit weg war. Ja, er konnte rein gar nichts dafür, aber ich hasse es, ihn nicht zu sehen.
„Seth...sag' bitte was." Er steht da, wie eine eiserne Schachfigur. Er sagt nichts und regt sich nicht, nur sein Kiefer macht gefährlich langsame Kreise. Er beißt die Zähne zusammen, als würde er seine Worte herunterschlucken wollen. Aber wieso?
„Hast du mich denn gar nicht vermisst?"
„Sieh' dich mal an, abgemagert und depressiv. Wie soll ich so eine vermisst haben?" Seine Augen sind wie ausgewechselt. In ihnen spiegelt sich nichts, als Ekel und Abneigung wider. Ich erkenne ihn nicht. Wieso spinnen meine Sinne?
„Seth...? W-was?"
„Nenn' mich gefälligst Mr Soarez. Bist du zu dumm, um zu merken, dass ich mich in deiner Gegenwart langweile? Ich habe keine Lust mehr auf dich, verstanden? Denn hätte ich das, hätte ich dich hier rausgeholt. Seit Wochen bin ich auf freiem Fuß, ich habe mich bei Pablo heraus gekauft."
Er hat sich heraus gekauft und mich einfach zurückgelassen? So ist er doch nicht. Immer predigte er davon, dass sein Eigentum für immer sein Eigentum bleibt und jetzt interessiert er sich plötzlich nicht mehr für mich?
Ich greife instinktiv nach seiner Hand. Sie ist eiskalt, wie immer. Doch sie fühlt sich nicht mehr vertraut an.
„Ich sehe dich nicht mehr, Seth. Das bist doch nicht du."
„Aha.. und DU sollst etwa wissen, wer ich bin? Du bist noch ein halbes Kind, was weißt du schon?!"
„Seth, was hat mein Vater dir angetan? Du bist verwundet...überall."
„Das war nicht dein Vater, weder seine Männer. Wie gesagt, ich bin seit Wochen frei."
„Vater ist besessen von meiner Reinheit, er hat dich tagelang gefoltert, ich habe es gehört!!"
„Du halluziniertest oder hast einfach das Geschrei eines anderen Penners gehört. Nerv' mich nicht Mädchen, ich muss meine gute Laune beibehalten für mein erstes Date."
„Dein erstes Date? Wie bitte!?" Was geht hier vor sich.
„Mein erstes Date mit dieser super heißen Frau. Nimm' dir mal ein Beispiel von ihr, sie hat im Gegensatz zu dir... sogar Titten. Du Flachland!"
Spinnt der?
„Seth, das ist nicht mehr witzig. Zeig' mir einfach deine neuen Narben und gut ist. Ich will nach Hause Seth..bitte hilf' mir! Ich kann das nicht mehr."
Vater könnte jede Sekunde hier reinkommen und dann ist die einmalige Chance zu fliehen, dahin.„Ich werde dir nicht helfen, denn hier bekommst du die Hilfe, die du brauchst. Dein Vater mag verrückt sein, ja wirklich! Doch er ist ein guter Vater, ihm liegt viel an dir. Du bist eine undankbare Zicke. Hör auf Trübsal zu blasen und werde erwachsen! Das hier ist dein wirkliches Zuhause."
„F*ck dich Seth! Was auch immer die letzten Wochen vorgefallen ist, du musst mir jetzt helfen. Auf der Stelle du verklemmter Hund!!" Ich will ihn nicht beleidigen müssen, aber er hat gerade einen Stock im Arsch und ich muss ihm diesen schleunigst rausziehen.
„Ich werde dich hier nicht rausholen. Du wirst schön bei deiner Cousine und deinem Vater bleiben."
„Ich kann nicht bei Vater bleiben. Du hast selbst gesagt, dass ich abgemagert bin und depressiv aussehe...du kannst mich wohl kaum guten Gewissens diesem Schwein überlassen!" Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Seth überzeugen müsste, dass er mich mitnimmt. Sonst würde er doch alles tun, um mich zu sich zurückzuholen.
Woher der plötzliche Sinneswandel?
„Bei mir würde es dir nicht besser gehen. Inéz, ich habe keinerlei Verwendung mehr für dich. Du machst mich weder geil, noch übst du irgendeine Anziehungskraft auf mich aus."
Autsch.
„Sag' mir dann, WAS DU VERDAMMT NOCHMAL HIER TUST? Wieso kamst du dann zu mir, nur um dich jetzt wieder zu verpissen?!" Ich schlage ihn und diesmal treffe ich zielsicher.
„Ich kam, um eine Sache klarzustellen. Ich will dich nie wieder sehen Inéz. Weder will ich von dir hören, dich riechen oder gar an dich denken. Du bist meine scheiß Vergangenheit und ich hasse den Gedanken, Zeit an dir verschwendet zu haben."
Er schuckt mich nach hinten gegen den harten Lattenrost und ich breche in mich zusammen.
Ich sehe nur noch verschwommen und die männliche Gestalt verschwindet mit großen, dunklen Schritten. Er dreht sich nicht einmal mehr um...er verabschiedet sich nicht.Die Tür fällt ins Schloss....
... und ich bin einsamer, als je zuvor.
(Danke für's Lesen <3 Und, was sagt ihr zum Kapitel?)
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Bring mich nicht in Versuchung
ChickLit✔️|BEENDET| „Jetzt gehört dir all' meine Aufmerksamkeit. Macht dich das feucht, Kleines?" Fragt er mit solch einer Ernsthaftigkeit, dass mein Mund staubtrocken wird. Seine langen Finger brennen auf meiner Haut. Sie sind eiskalt, aber hinterlassen ei...