Du bist unser kleines Mittel zum Zweck

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POV Inéz

Ich werde von einem leichten Rütteln aufgeweckt und öffne langsam meine Augen. Bis sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnen können, schießt ein ganzer Erinnerungsblitz in meinen Kopf.
Ich muss an Jack denken, der von Spice erwürgt wurde, an die zwei unheimlichen Typen und wie ich auf einmal ohnmächtig wurde auf den Schultern von...

„Na? Überrascht mich zu sehen?" Ja, in seinen Schultern bin ich ohnmächtig geworden.
Er sitzt neben mir und hält eine Zeitung in seinen Händen. Er blättert eine Seite weiter, während er auf mich herabsieht. Ich versuche mich abzustützen und schaffe es, mich in eine einigermaßen gemütliche Sitzposition zu bringen.

Ich antworte ihm nicht, sondern schaue verwirrt um mich. Es ist schon hell? Wie viele Stunden sind vergangen seitdem...?
Und wo bin ich? Es ist ein Jeep, mit schwarzen Lederbezügen und Spice sitzt vor mir am Steuer. Der Geruch von teurem Kaffee und Riesen-Ego steigt mir in die Nase.

„Was mache ich hier? Wo fahren wir hin? Was ist mit Jack? Ihr könnt ihn doch nicht tot da liegen gelassen haben? Was habe ich mit all' dem zu tun?" Platzt es aus mir heraus und mein Kopf schmerzt noch immer, das Pochen hämmert gegen meine Schädelwand.

„So viele Fragen am frühen Morgen." Er nippt aus seinem Kaffee Becher und würdigt mir keines Blickes. Krankes Schwein!

„Ich möchte sofort hier weg! Lasst mich raus ihr kranken Mafiosos, klar?!"
Er wendet den Blick von der Zeitschrift ab und schaut mich intensiv an, während er seinen Kopf auf die Seite legt.
„Trink erstmal deinen Apfelsaft leer. Haben den schließlich nicht umsonst an dieser stinkenden Tankstelle geholt."
Apfelsaft? Scheiße, deswegen wurde ich ohnmächtig. Mein Blutzucker war im Keller. Doch woher weiß er das?
„Woher - ...."
„Woher ich das weiß? Das waren die letzten Worte, die Spice aus Jack's Mund prügeln konnte. Wenigstens eine Sache, bei der er mir von Nutzen war."

Mein Herz bleibt stehen. Ich schaue ihn nur fassungslos an.
„W-wieso habt ihr mich nicht einfach umgebracht? Ich bin kein Erpressungsmittel mehr, jetzt da ihr Jack schon getöt-..."
„Wir sollen Jack getötet haben? So wichtig bist du nicht Schätzchen, dass wir wegen dir einen Drogenkunden umbringen. Wir haben ihm nur eine Lektion erteilt für die Schulden und für sein körperliches Vergehen an einem unschuldigen Mädchen."
„Ja genau! Wir sind doch nicht blöd und bringen ihn um, dann würden wir das Geld nie bekommen." Fügt Spice amüsiert hinzu.

Also lebt Jack noch. Soll mich das beruhigen oder mir Sorgen machen?

„Du bist unser kleines Mittel zum Zweck, das hast du dir gut im Kopf zusammengereimt. Wir haben dich erstmal unter unseren Fittichen, bis Jack das Geld auftreibt. Danach garantieren wir für nichts."

„Wieso habt ihr mich dann gerettet, wenn ihr mich wieder diesem Schwein zum Fraß vorwerft?"

„Du verstehst da was falsch, wir haben dich nicht gerettet. Wir retten hier nur eins: Unser Einkommen. Jack soll die Schulden abbezahlen, danach kommst du zu ihm zurück. Basta. Diesen Kompromiss haben wir mit ihm eingehandelt. Ein Versprechen wenn man so will, das ist Ehrensache."

Ehrensache, dass ich nicht lache.
So viel zum Thema, Vergew*ltiger gehören getötet. Sie bringen mich ja doch wieder zu ihm.
Ich muss schleunigst abhauen, sobald sich eine Gelegenheit ergibt.

„Ich hatte im Badezimmer gelauscht und du hattest Jack gesagt, dass er seine Versprechen oft genug gebrochen hat, wieso gibst du ihm noch eine Chance die Schulden abzubezahlen?!" Frage ich frech.

Er schnauft genervt und glättet sein Jackett.
„Also erstens, siezt du mich von nun an. Ich bin nicht dein Freund, weder dein Retter in Not. Ich bin ein Boss und so trittst du mir gefälligst entgegen."

Wie bitte? Ich hatte ja recht, alles blödes Alphagehabe.

„Und zweitens, entscheide verdammt nochmal ich alleine, wie ich meine Geschäfte zu regeln habe. Es hat seine Gründe, dass ich Jack eine weitere Chance gewährt habe. Du mischt dich da nicht weiter ein."
Sein Blick wandert von meinem Gesicht hinunter und wieder hoch. Wenigstens trage ich noch immer das weiße Kleid. Man weiß ja nicht, was diese Typen die letzten Stunden hätten mit mir anstellen können.
„Wie alt bist du überhaupt?"
„Ich bin 18, Sir."
Er lächelt amüsiert.
„Mit siezen meinte ich zwar nicht „Sir", aber das ist mir auch recht. Behalten wir diesen Kosenamen doch gleich mal ein. 18 also, bist du noch Jungfrau?"

Habe ich da gerade richtig gehört? Fragt er mich das wirklich? Diese toxischen Männern denken, sie können sich alles erlauben.

Er zieht eine Augenbraue nach oben und scheint nicht besonders geduldig zu sein.
„Wieso soll ich das über mich preisgeben? Das geht Sie absolut nichts an!"
„Und ob es das tut. Aber so empört wie du schaust, definitiv eine Jungfrau. Ist ja nicht verwerflich, viele rotzfreche Mädchen bekommen keinen ins Bett. Wie wäre es, wenn du dich mal zur Abwechslung fügst?"

„Nein danke. Ich würde lieber als Jungfrau sterben, bevor ich einen in mein Bett lasse, der meint, er könne über mich bestimmen."

„Also doch eine Jungfrau." Erwischt.

Ist das alles was er dazu zu sagen hat? Scheiß Kerl.
Er wendet sich ab und blättert genüsslich auf die nächste Seite.
„Dieser Artikel auf Seite 9 könnte dich interessieren. Da geht es um ein rotzfreches Mädchen, das mit 18 Jahren noch Jungfrau ist und gerade von einem unverschämt gut aussehenden 26 Jährigen MaFiOsO verarscht wird." 26... hm, hätte ihn eher auf 30 geschätzt. Wahrscheinlich lässt ihn all' sein Ego schneller altern.

Er formt ein leichtes Lächeln auf seine Lippen.
„Haha", gebe ich genervt zurück. „Gehen Sie doch lieber auf Seite 10. Da wird von einem egoistischen Mafioso hergezogen, der denkt er sei witzig."

Spice prustet los und lacht amüsiert.
Dem Mafia-Boss neben mir hat es wohl die gute Laune verschlagen. „Dir hat wohl noch keiner Manieren beigebracht. Dir scheint nicht bewusst zu sein, wen du da vor dir stehen hast."

„Vor mir sitzen, meinen Sie wahrscheinlich."
Spice lacht erneut los.
„Spice. Ich warne dich. Wenn du nicht sofort aufhörst dich über mich lustig zu machen, dann",
„Jaja, ich hör schon auf." Spice stöhnt genervt.
„Aber du musst zugeben, die Kleine hat Temperament."
Danke Spice, das hab ich.
„Jetzt hat sie es noch.....". Er widmet sich erneut seiner Zeitung.

(Danke für's Lesen <3 Heute habe ich einfach so viel geschrieben, dass meine Hand taub geworden ist lol)

Bring mich nicht in VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt