Kapitel 123

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Sie hat ihrer Freundin Bescheid gegeben, dass wir uns auf den Weg machen, dass Levi mich aber vorerst noch wieder nach Bünde bringen muss und dass sie sich danach auf den Weg zu Kyra machen würde. Auch ich schaute mal wieder auf mein Handy, aber bekam keine neue Nachricht zu Gesicht, steckte das Handy daher wieder weg und schaute die Fahrt über aus den Fenster, malte mit innerlich aus, was ich den Abend über machen kann und überlege, ob es möglich ist, dass ich meinen Freund zumindest einen Moment anrufen könnte, um mit ihn sprechen zu können. Wenn ich ihn vorher frage, sollte es wohl möglich sein, oder etwa nicht?

Natürlich kenne ich die Straße, die man fahren muss, um von Herford nach Hause zu kommen, inn- und auswendig und daher weiß ich auch bei der letzten Abbiegung, dass wir gleich ankommen werden. Auf dem Hof steht wie immer nur mein Wagen, später wird da auch wieder das Auto von Chris stehen, oder eben morgen früh. Levi hält nur am Straßenrand, ich schnalle mich ab und wende mich nochmal an sie.
Juliette: Danke, dass du mich den Tag über abgelenkt hast."
Levi: Dafür sind beste Freunde doch da."
Für sie ein wenig unüblich, aber ich schiebe es auf die Situation, in der wir uns gerade befinden, denn Levi deutet mir eine Umarmung an, die ich in den Moment auch gerne annehme, meine Arme um sie lege, bevor wir einander nochmal wieder ansehen.
Juliette: Naja, dann sehen wir uns wohl im Herbst wieder."
Sie lächelt mich nochmal wieder an, als ich die Tür öffne und aussteige, wobei ich mich danach nochmal wieder an sie wende, bevor ich gehen würde.
Juliette: Nochmal alles Gute für Kyra."
Levi: Richte ich aus. Hab noch einen schönen Abend."

Ironisch nicke ich das ab, schmeiße die Tür zu und während ich den Weg rauf zum Haus laufe, bekomme ich mit, dass sie sich wieder auf den Weg machen wird. Ich seufze, als ich den Schlüssen endlich finde und mich in mein stilles zu Hause begeben kann. Immerhin ist es hier nicht stockfinster, ich könnte draußen noch was erledigen oder einfach faul auf dem Sofa auf Chris warten und das klingt gerade am sympathischsten. Als die Haustür hinter mir wieder ins Schloss fällt, lege ich meinen Kram nur neben der Garderobe ab, lasse meinen Kopf kurz in den Nacken fallen und hinterfrage, wieso ich die Türen vorhin alle zugezogen habe. Allerding schiebe ich das schnell auf die Tatsache, dass ich ja ein Fenster geöffnet habe, was ich dann jetzt auch dringend schließen sollte.

Anstatt mein Kram wegzupacken oder mich oben umzuziehen, um in irgendwelchen alten und gemütlichen Klamotten gleich auf dem Sofa sitzen, irgendwas zu Essen bestellen und eine Serie anfangen zu können, gehe ich vor zum Wohnzimmer, greife nach der Türklinke, um die Tür öffnen zu können und bleibe gleich nach einem Schritt, den ich in den Raum gegangen bin, auch an Ort und Stelle stehen, bevor ich mich umdrehe und meinen Kopf in den Nacken fallenlasse.
Juliette: Et je suis tombé dans le panneau, moi aussi!"
Ich atme aus, lasse meinen Kopf im nächsten Moment wieder fallen, schließe kurz die Augen, bevor ich mich wieder dazu überreden kann, mich wieder umzudrehen, damit mir die Sprache genommen wird. Was sollte ich aber auch sagen, wenn ich mit der Annahme, dass ich jetzt allein sein würde, nach Hause komme und sehe, dass er unsere Terrasse mit Wohnzimmer vorbereitet hat. Die Schiebetür in den Garten ist geöffnet, durch das Glas sehe ich, dass er unseren kleinen Tisch gedeckt hat, dass er für uns beide gekocht haben wird, dass er die Blumen mit dazugestellt hat, einige Kerzen, um Licht zu bekommen stehen mit daneben. Vor der Tür vereinzelte Kerzen, ein paar Rosenblätter auf den Boden, nicht zu kitschig, aber einfach um ihn in den Moment nicht zu einsam wirken zu lassen. Wie er mit gemachten Haaren, seinem weißen Hemd, einer dunklen Hose und dunklen Schuhen vor dieser ganzen Szene kniet und zu mir sieht, auf mich wartet, mich nervös und zugleich doch so lieblich-verlegen anlächelt.

Eigentlich würden meine Beine gerade nachgeben, ich könnte an Ort und Stelle in mich zusammensacken, aber trotzdem schaffe ich es, einen Fuß vor den anderen zu setzen, um meinem Freund näher zu kommen, vor ihm zum Stehen zu kommen, wobei er in den Moment auch nach meiner Hand greift. Wer in den Moment nervöser ist, kann ich kaum beschreiben, aber ich weiß, dass es mir egal ist, was jetzt kommen würde, er hat mich in den Moment spätestens für immer gewonnen.
Chris: Mit dir war von Beginn an alles anders und damit meine ich nicht nur, dass ich es zu Beginn unseres Kennenlernens eigentlich drei Mal erfolgreich geschafft habe, ein so großer Feigling zu sein, es beinahe zu vermasseln und dich immer wieder zu verlieren."
Zwischen den Momenten, wo mir doch die Tränen kommen, bringe ich ein kurzes Lachen hervor, weil ich doch wieder daran denken muss, dass ich diesem Mann einige Chancen gegeben habe, mir zu beweisen, dass er es ernst mit mir meint. Aber ich bereue keine einzige davon...niemals.
Chris: Ich habe dich gesehen und wusste plötzlich wieder, was es wirklich heißt, verliebt zu sein. Über Jahre habe ich dich gefordert, vor Herausforderungen mit mir gestellt und dir Probleme bereitet. Und trotz allem schaffst du es, mich zu lieben, für mich da zu sein und das fehlende Teil in meinem Leben zu sein. Ich kann es mir nicht mehr vorstellen, an einen Morgen aufwachen zu müssen und dich nicht an meiner Seite zu haben. Vor einem Jahr habe ich es dir versprochen und heute löse ich es bei dir ein."
In den Moment habe ich nur Augen für ihn, aber trotzdem bekomme ich mit, dass Chris von der Seite eine kleine Box kramt, diese öffnet und mir wieder in die Augen schaut.
Chris: Willst du meine Frau werden?"

Die Worte haben mich in den Moment verlassen, als ich realisiert habe, wo ich hier gelandet bin und was sein verdammtes Versprechen von Beginn an bedeutet hat. Ich würde es gerne hervorbringen, meine Stimme macht es aber einfach nicht mit, daher fange ich schlicht an zu nicken, hauche ein »Ja« hervor, was aber kaum verständlich sein dürfte, aber er hört es. Immerhin erkenne ich es daran, dass ich auf Chris Lippen sein glückliches Lächeln wieder sehe, bevor er aufsteht und mir dieses auch wieder zu spüren gibt, als es mich liebevoll küsst. Meine Arme lege ich um seinen Nacken, sein freier Arm liegt um meiner Taille und in den Moment gibt es mal wieder nur uns beide.

Ginge es nach mir, hätte ich für immer so mit ihm verharren können, aber Chris löst sich irgendwann ganz zögernd von mir, schaut mir wieder in die Augen und wischt mir danach mit seiner freien Hand die Tränen weg, wobei ich ein wenig verlegen lachen muss. Eine Zeit sehe ich mir sein Lächeln wieder an, bekomme noch gar nicht verarbeitet, was da gerade wirklich passiert ist, bis er nach meiner rechten Hand greift, sodass ich ebenfalls dahin schauen muss. Zuvor muss er den Ring aus der Box genommen haben, um ihn mir jetzt vorsichtig an den Finger stecken zu können. Erst nimmt dieser Anblick meine Gedanken voll in Gefangenschaft, bis Chris seine Hände an meinen Kopf legt, mich ansieht, einmal noch sanft küsst, bevor er mich fest in Arm nimmt. Diese Nähe genieße ich so lange, bis es mich langsam loslässt, seine Hände an meiner Hüfte lässt, mich aber anschaut. Einen Moment halte ich dem stand, bevor ich mit meinen Händen gegen seine Brust schlagen muss und ihn somit zum Lachen bringe.
Juliette: Tu es un menteur! Und dann hast du auch noch Levi, Kyra und deinen Bruder dort mit reingezogen!"
Ich lache, weil ich es nicht bemerkt habe und bei Chris sehe ich wieder sein verlegenes und leicht unsicheres Lächeln, sodass ich ihm sowieso nichts vorhalten kann.
Chris: Irgendwie musste ich es ja schaffen, dass du von zu Hause weg kommst."
Verträumt und mit einem leichten Lachen auf den Lippen schaue ich ihn an, weil ich niemals damit gerechnet habe, dass mir sowas im Leben passieren könnte...

Never Less Than a LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt