Im Halbschlaf werde ich wach, drehe mich im Bett wieder um, da es noch dunkel ist und mein Wecker hatte sich bisher auch noch nicht gemeldet. Heißt für mich also, dass ich noch weiterschlafen kann, ohne schlechtes Gewissen. Wie so oft, wenn ich nachts einmal wach werde, will ich mich wieder zu meinem Freund legen, der dann sowieso vollkommen unterbewusst seinen Arm wieder um mich legt, aber jetzt merke ich, dass ich allein hier liegen und werde dadurch erstmals etwas wacher.
Mit meiner einen Hand stütze ich mich im Bett ab, gehe mit der anderen einmal über meine Augen und drehe mich zum Nachttisch, um einmal auf die Uhr schauen zu können. Irgendwas zwischen drei und vier am Morgen, so genau erkenne ich das mit meinen müden Augen nicht. Gleich danach schaue ich wieder auf seine Betthälfte, die leer ist. Entweder ist er nur kurz aufgestanden und zur Toilette gegangen oder er ist noch gar nicht mit hergekommen und sitzt noch oben im Arbeitszimmer. Eine meiner Hände lege ich auf seine Seite, um spüren zu können, dass sie eiskalt ist, dass Chris somit noch keine Sekunde im Bett gelegen haben wird und stattdessen mit den Kopf in der Arbeit steckt.
Juliette: Qu'est-ce que je pouvais attendre d'autre..."
Am Wochenende steht die Prüfung von Kyra an, die beiden haben in den letzten Wochen so oft an ihrer Prüfungsleistung gesessen und ich habe hier zu spüren bekommen, wie unruhig ihn das wieder macht. Also verwundert es mich auch gar nicht so sehr, dass ich jetzt auch wieder aus dem Bett aufstehen muss, mit müden Schritten zuerst unser Schlafzimmer verlasse, um durch die nächste Tür durchs Gästezimmer in sein Arbeitszimmer kommen zu können. Die kleine Wendeltreppe gibt seit Tag eins an Klänge von sich, sodass Chris auch immer gleich erkennt, wenn ich zu ihm rauf komme. Immerhin erschrecke ich ihn dadurch nicht immer wieder, wenn ich ihn daran erinnern muss, dass er dringend Schlaf braucht. Zumeist schaut er dann schon in meine Richtung und lacht verlegen, nur heute wirkt er vollkommen von seinen Gedanken eingenommen.Auf der obersten Stufe bleibe ich stehen, richte besorgt meine Blicke zu ihm und bemerke, wie er große Mühe damit hat, sich wachzuhalten. Seine Reaktion hat schon abgenommen, weil er erst jetzt seinen Kopf in meine Richtung dreht und dort braucht er auch nochmal kurz, bis er mich richtig wahrnehmen kann. Seine Haare liegen wild herum, man sieht wieder die dunklen Schatten seines Barts und mit seiner Brille sieht er manchmal etwas fremd aus, aber so viel, wie er vor Bildschirmen hängt, brauchte er wirklich mal eine.
Juliette: Komm mit runter, Chrissy. Du brauchst Schlaf und Ruhe."
Chris: Wie spät ist es bitte?"
Besagte Brille legt er vor sich auf den Tisch ab, geht sich mit den Händen über die Augen und gähnt anschließend einmal, bevor er einige Male blinzeln muss.
Juliette: Es läuft auf vier Uhr morgens heraus."
Chris: Oh man..."
Mittlerweile leistet er auch keine Widerworte mehr, dreht sich nur noch einmal zu seinem Mac, um die letzten Dinge speichern und schließen zu können. Erst dann wird er wohl auch wieder auf die Zeit und alles schauen, sodass er auch einen Moment seine Augen schließt, bevor er leise ein stilles »fuck« hervorbringt und sich wieder an mich wendet.
Chris: Ich habe dich an deinen Geburtstag auch noch wachgehalten..."
Darüber kann ich nur schwach lachen, weil mir das nichts bedeutet. Er hat mich auch nicht wachgehalten, ich weiß schlicht, dass ich ihn daran erinnern muss, schlafen zu kommen.
Juliette: Daher wünsche ich mir, dass du jetzt mit zum Schlafen kommst."In seiner Müdigkeit bringt er ein schwaches Lachen hervor, sein Bildschirm wird schwarz und zuletzt greift er nur nach seinem Handy, um mit mir nach unten zu kommen. Eben das drückt er mir in die Hand, um nochmal kurz ins Bad zu gehen und ich gehe vor ins Schlafzimmer, um es dort zum Laden zu legen und ich lasse mich auch wieder ins Bett fallen. Es braucht dabei auch gar nicht lange, bis er wieder zu mir kommt. Seine Klamotten hat er fast alle im Bad gelassen, geht sich mit der Hand nochmal über die Augen, bevor er mit zu mir kommt und sich mit ins Bett legt. Die Decke lege ich noch über ihn, als er sich bereits zu mir legt, seinen Kopf auf meine Schulter und mich dadurch zum schwachen Lachen bringt. Mehr bringt meine Müdigkeit gerade nicht hervor.
Chris: Tut mir leid, dass ich gerade wieder so viel dort oben rumhänge..."
Ich weiß, wofür er das macht und dass das nach diesem Wochenende auch wieder besser werden wird. Daher gehe ich mit meiner Hand jetzt nur vorsichtig durch sein Haar, sage dazu weiter gar nichts und ich denke, dass Chris auch versteht, dass er sich deswegen nicht bei mir entschuldigen müsste.
Chris: Ich mache es wieder gut...ich verspreche es dir..."
Juliette: Du musst mir nichts versprechen, Chrissy..."
Da er gleich danach schon weggenickt ist, denke ich mal, dass er das einzig im benommenen Halbschlaf von sich gegeben hat und dass ich daher auch nicht weiter darüber nachdenken muss oder sollte. Lieber komme ich jetzt auch erneut zur Ruhe.Dass ich ihn mitten in der Nacht dort oben angetroffen habe, mag das eine sein, aber dass er am Morgen dann auch noch vor mir aufgestanden ist, ist auch wieder ein ganz anderes Thema. Gerade weiß ich, dass er die Ruhe zwischen den Tourblöcken wirklich gebrauchen könnte, aber irgendwas hindert ihn daran. Vielleicht ist es wirklich einzig die Prüfung und dann kann ich mich glücklich schätzen, dass das Thema nach diesem Wochenende in Hamburg auch erledigt ist.
Im Schlafzimmer lasse ich alles stehen und liegen, strecke mich einzig einen Augenblick, bevor ich aufstehen und das Zimmer verlassen kann, worauf ich auch runter in die Küche gehe, um dort meinen Freund auch wieder anzutreffen. Dieser kümmert sich gerade darum, dass die letzten Sachen fürs Frühstück auf den Tisch kommen, wo auch wieder der Strauß mit Rosen und Vergissmeinnicht steht, der wieder die ganze Küche in seinen einzigartigen Geruch hüllt. Mitten in einer seiner Handlungen dreht Chris sich um, fängt an zu lächeln und legt das, was er in der Hand hat, zur Seite weg, um zu mir zu kommen.
Chris: Guten Morgen, Bambi."
Wenn immer er mich so nennt, muss ich verlegen lachen und lächeln, da ich damals nicht geglaubt hätte, dass er noch einen anderen Namen als »July« finden könnte, aber da habe ich mich vollkommen geirrt. Als ich wieder aufschaue, steht er bereits vor mir, lächelt mich an, sodass ich unter seinen Blicken wieder mich fallenlassen will.
Chris: Jetzt offiziell...alles Gute zum Geburtstag."
Nach einem kurzen Kuss nimmt er mich in Arm, drückt mich gegen sich, bevor er seine Hände an meine Schultern legt, wieder glücklich lächelt und mir mit einer Kopfbewegung zeigt, dass wir uns setzen können.Eigentlich hat er sich wieder viel zu viel Mühe gegeben. An diesen Mittwoch geht es später noch in die Halle, wir müssen die letzten Sachen erledigen, bevor es am Freitag nach Hamburg hoch geht, um zwei Tage die Shows dort laufen lassen zu können. Aber dagegen kann und darf ich gar nichts sagen.
Chris: Nur eine Kleinigkeit."
Juliette: Wie schaffst du es jedes Jahr, die Blumen vor mir zu verstecken?"
Mittlerweile wohnen wir auch noch unter einem Dach und trotzdem weiß ich nie, wie er das macht. Und das Lachen, was er mir zeigt, sagt mir gleich wieder, dass ich eine mir zu bekannte Antwort hören werde.
Chris: Magier haben ihre Möglichkeiten."
Lachend schüttle ich den Kopf, lege meine Hand einen Moment auf seine, bevor ich mir doch erstmal einen Überblick darüber verschaffe, was er für uns beide vorbereitet hat. Währenddessen merke ich, dass er nicht ganz bei der Sache ist und werfe Chris daher auch einen leicht besorgten Blick zu, den er gleich richtig einsortieren kann.
Chris: Ich habe eigentlich noch ein Geschenk für dich..."
Juliette: Du weißt, dass ich nichts haben will."
Darüber kann er nur schwach lachen, weil ich es ihm immer wieder sage, aber daran würde er sich nicht halten, wenn er es nicht auch wirklich will.
Chris: Es ist nicht hier, daher kann ich es dir nicht geben. Es ist aber auch nichts Besonderes..."Die Aussage »es ist nichts Besonderes« bedeutet aus seinem Mund rein gar nichts. Aber offenbar muss ich mich diesbezüglich einfach überraschen lassen. Der Tag beginnt entspannt zwischen uns beiden, mit einem Ruhigen Frühstück, bevor wir zusammen später noch zur Halle müssen, damit die letzten Sachen fürs Wochenende geklärt werden können...
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Never Less Than a Lover
Fanfic10: Du gibst mir wieder Mut 09: Du zeigst mir das Gefühl von Geborgenheit 08: Du bist der erste, der mich richtig verstehen kann... Alles, was Juliette und Christian miteinander verband, war ein endloser Deal und ein Geheimnis, was niemals ans Licht...