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Den ganzen Tag über hatte ich mich unglaublich nervös gefühlt aufgrund Efe seiner Nachricht. Diese innere Unruhe war so stark, dass sie kaum zu übersehen war. Barış und Rüya schienen meine Unruhe bemerkt zu haben, denn ihre Blicke verrieten Besorgnis. Da Rüya erst gegen Mittag arbeiten musste, hatten wir die Gelegenheit, gemeinsam frühstücken zu gehen. Wir setzten uns an einen Tisch in unserem Lieblingscafé, das für seine gemütliche Atmosphäre und die hervorragenden Croissants bekannt war. 

Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen und mich von der Nervosität abzulenken. Ich konnte sehen, wie sie versuchten, die Atmosphäre so angenehm wie möglich zu gestalten, um mir zu helfen, die aufgewühlten Gedanken loszulassen. Auch wenn sie von nichts wussten waren sie auf jeder Art und Weise da für mich, nur konnte ich damit nicht umgehen...

„Selin..." sagte Rüya leise, „ist wirklich alles in Ordnung? Wir machen uns Sorgen..."

„Ja, es ist alles in Ordnung, wirklich..." antwortete ich, doch meine Stimme klang wenig überzeugend.

„Du bist eine wirklich schlechte Lügnerin. Das habe ich dir schon einmal gesagt, oder?" erwiderte Barış. „Ich dachte, wir reden über alles. Was ist los?"

„Nichts!" sagte ich laut, „Wirklich, mir geht's gut. Nervt mich nicht!"

Rüya starrte mich mit großen Augen an. Die Menschen um uns herum blickten ebenfalls verwirrt in unsere Richtung. Ich hatte wohl etwas zu laut gesprochen.

„Okay... Aber du weißt das wenn etwas ist du es uns sagen kannst!" sagte Rüya leise.

„ich weiß..." antwortete ich ebenfalls leise.

Rüya stand von ihrem Platz auf, lächelte mich an „ich muss mal kurz telefonieren... Bin gleich zurück-" sagte sie.

Barış lehnte sich nach vorne, während wir uns gegenüber saßen. „Selin, du verschweigst doch etwas. Ich bin doch nicht blind. Du warst heute Morgen schon so nervös und schaust auch ständig auf dein Handy. Was ist—?"

Ich unterbrach ihn schnell, meine Stimme war fest, aber voller Verzweiflung. „Ich will nicht darüber reden, okay? Bitte, nicht jetzt..."

Barış sah mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Entschlossenheit an. Er wollte mir nur helfen, und ich wusste, dass er es aus tiefstem Herzen meinte. Seine Besorgnis war spürbar, und ich schätzte seine Unterstützung mehr, als ich ausdrücken konnte. Doch obwohl ich wusste, dass er es gut meinte, konnte ich ihm nicht die Wahrheit sagen. Die Last von Efe seiner Drohung, die ich trug, war zu schwer, und ich fürchtete, dass ich, wenn ich sie offenbaren würde, nur noch mehr Unheil anrichten würde. Die Gedanken, dass ich nicht nur ihn in Gefahr bringen könnte, nagten an mir. Ich wollte nicht der Auslöser für irgendetwas Dummes oder Gefährliches sein. Also zwang ich mich, die Tür zu meinem inneren Kampf fest verschlossen zu halten, selbst als ich die Sorge in Barış seinen Augen sah.

Die Menschen um uns herum waren mittlerweile neugierig auf unser Gespräch geworden, was mir zusätzlich unangenehm war. Ich versuchte, meine Fassung zu bewahren, während die Anspannung in mir weiter wuchs.

Mein Handy vibrierte in meiner Tasche, und die Angst, dass es eine Nachricht von Efe sein könnte, schnürte mir den Atem ab. Als ich jedoch sah, dass es eine Nachricht von meinem Bruder war, atmete ich erleichtert auf.

„Abiçim, ist alles in Ordnung?" lautete seine Nachricht.

Es war offensichtlich, dass Rüya mit ihm telefoniert hatte; andernfalls hätte er mir nicht so besorgt geschrieben.

Ich antwortete knapp mit einem „Ja." und stellte mein Handy auf Stumm, um weitere Ablenkungen zu vermeiden.

Barış beobachtete mich weiterhin mit besorgtem Blick, während ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln. Rüya kehrte nach kurzer Zeit zurück, und ich bemerkte, dass ihr Lächeln sich ein wenig verkrampft hatte, als ob sie spürte, wie angespannt die Atmosphäre war. 

𝒃𝒂𝒔𝒊𝒎𝒂 𝒃𝒆𝒍𝒂𝒔𝒊𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt