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Efe POV:

„Ich gehe lieber schon mal runter, bevor Rami Amca ins Zimmer kommt und uns hier überrascht." Sagte Sena und grinste frech und fügte leise hinzu: „Und falls du es noch nicht bemerkt hast, du siehst unglaublich gut aus, wenn du verschlafen bist."

Ich hob eine Augenbraue und schüttelte grinsend den Kopf. „Ernsthaft?"

Sena lachte und drückte mir einen letzten, etwas intensiveren Kuss auf die Lippen, bevor sie flüsterte: „Ja ernsthaft."

Dann schlich sie sich leise aus dem Zimmer und ließ mich allein. Ich ging kurz unter die Dusche und zog mich danach an – und machte mich bereit, nach unten zu gehen. Als ich die Treppe hinunterging, spürte ich, wie eine schwere Anspannung meine Brust umklammerte. Der Satz, den Rami Amca gestern gesagt hatte, hallte immer noch in meinem Kopf:

»Du bist genau wie dein Vater«

Diese Worte hatten mich getroffen, tiefer, als ich es jemals zugeben würde. Mein Vater war ein Teil meines Lebens, den ich versuchte zu vergessen, der nichts Gutes in mir auslöste. Und jetzt warf mir Rami Amca das an den Kopf? Jemand, den ich eigentlich respektierte? Es fühlte sich wie ein Verrat an.

Ich betrat das Wohnzimmer und setzte mich schweigend an den Tisch, spürte sofort die Blicke von Rami Amca auf mir. Er saß mit einer Tasse Tee da, seine Augen folgten mir, als ich mich wortlos neben Sena setzte. Doch ich konnte ihn nicht ansehen. Ich sah nur aus dem Augenwinkel wie Nefes mit ihrem essen spielte, so unschuldig und leise, die neben ihm saß. Ich wollte nicht mal in die Richtung von ihm schauen.

Selin versuchte sofort, die Spannung aufzulockern. „Sooo jetzt müssen wir mal miteinander reden über gestern."

Ich nickte nur, ohne große Emotionen, während Barış bereits am Tisch saß und seinen Tee trank. Die Stille zwischen Rami Amca und mir war erdrückend, aber ich war entschlossen, kein Wort zu sagen. Selin sah mich mit funkelnden Augen an, offensichtlich neugierig, was gestern passiert war.

„Also" begann sie leise, „was ist gestern wirklich passiert? Barış hat sich nicht gerade als der Gesprächigste erwiesen, aber ich will wissen, wie du ihn da rausgeholt hast."

Barış, der gerade einen Schluck Tee nahm, verschluckte sich fast, als er hörte, dass Selin mich direkt nach dem Vorfall fragte. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, dann wandte ich mich wieder ab und sprach.

„Ja, nichts neues eigentlich..." begann ich leise, meine Stimme unruhig, die Anspannung war deutlich zu spüren. „das ist wieder passiert.. wegen mir und meinem Vater."

Selin's Augen weiteten sich und ich konnte förmlich sehen, wie ihre Gedanken rasten. Auch Rami Amca legte seinen Tee ab, seine Stirn legte sich in Falten, aber ich weigerte mich, ihm in die Augen zu sehen. Mein Blick war fest auf den Tisch gerichtet.

„Wegen dir und... deinem Vater?" fragte Selin leise, ihre Stimme klang verunsichert.

Ich nickte und fuhr fort. „Es hat mehr mit meinem Vater zu tun als mit mir... Sie haben Barış als Druckmittel benutzt, um mich zu erreichen. und mich als Druckmittel für meinen Vater... Und er ist auch wirklich aufgetaucht, eigentlich hat er uns da... raus geholt."

Rami Amca schwieg, hörte mir aufmerksam zu, doch ich spürte, wie seine Blicke meine Wut in mir immer weiter anheizte. Nefes war das einzige das mich daran hinderte das nicht zu zeigen.

Ich erzählte weiter von dem, was passiert war, aber die ganze Zeit über schwebte etwas Unausgesprochenes in der Luft. Schließlich war der Moment gekommen, wo ich etwas preisgeben musste, was mich lange beschäftigt hatte.

„Aber das ist nicht alles..." sagte ich schließlich leise und ließ den Raum in angespannter Stille verharren.

Selin lehnte sich näher an den Tisch, Barış warf mir einen unsicheren Blick zu und selbst Nefes und Sena hielten inne und sahen mich erwartungsvoll an. Nefes verstand fast kein Wort von mir, aber sie schaute so als ob sie mich am besten verstand...

𝒃𝒂𝒔𝒊𝒎𝒂 𝒃𝒆𝒍𝒂𝒔𝒊𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt