Teil 24

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Ich wachte auf und das Bett neben mir war leer, zwar noch warm, aber leer. Er war schon gegangen. Schade, dachte ich mir. Ich sah auf meinen Wecker, es war erst halb acht, na prima, Samstag, halb acht und ich bin wach. Ich machte den Radio an und kuschelte mich wieder in mein Bett und dachte an den Abend zurück. Er war so zärtlich, so lieb und sanft. Ich spürte ein Kribbeln im Bauch. Hatte ich mich verliebt? Ich weiß es nicht. Ich genieße es, wenn er bei mir ist. Kann man sich in zwei Männer verlieben, waren es nur Schwärmereien. Ich vermisste Florian, seine Art, sein Lachen, aber Li gab mir ein Gefühl der Geborgenheit. Die Musik machte es mir nicht leichter, muss man denn so deprimierte Sachen am Morgen spielen?! Ich schnappte mir mein Handy und schrieb Florian „hey, na Dreh gut überstanden? Ich weiß es ist jetzt blöd, aber bevor du es von jemand anderem erfährst, Li war gestern überraschend bei mir und ist geblieben." Ich fand es nur fair ihm zu sagen was los war. Als Antwort kam nur „hey, ja passt soweit. Ich kann es dir nicht verübeln, wenn du dir Ersatz suchst. Wir hatten ja darüber gesprochen..." las ich. Parallel schrieb ich Max „Hey Großer, Li war gestern spontan da und ist geblieben... ruf mich an sobald es geht, ich brauch dich..." und zu guter Letzt öffnete ich eine Nachricht an Li, ich tippte „schade, dass du schon weg bist..." und schickte sie ab. Ich stand auf und ging Zähne putzen und danach in die Küche und machte mir einen Kaffee und sah aus dem Fenster. Es hatte über Nacht geschneit und noch nicht aufgehört. Eine zarte weiße Schicht bildete sich im Nachbarsgarten und ich träumte so vor mich hin. Wie soll das weiter gehen. ich kann mich nicht entscheiden, aber beide geht auch nicht. Ich werde sicher keine Pro und Contra Liste erstellen. Nein, so verzweifelt war ich dann auch nicht, oder doch?! Das Klappern von Schlüssel riss mich aus meinen Gedanken. Elyas stand hinter mir „na, krieg ich auch nen Kaffee?" und lächelte mich an „ich dachte dir würde nicht auffallen, dass ich weg bin. Ich hab nur schnell frische Klamotten geholt für später damit ich länger bei dir sein kann und Semmeln, und eigentlich wollte ich wieder zu dir ins Bett." Ich musste lächeln. Das war jetzt wirklich süß, ich wusste er muss später noch zu seinen Brüdern, da stand er extra früh auf um länger bei mir zu sein. oh man sowas hab ich nicht verdient, ich die beide parallel laufen lässt. Aber sie hatten mir ja ihre Zustimmung gegeben. Um mich nicht zu verlieren? Oder hatten Sie ne Wette laufen wer mich abbekommt - nein, den Gedanken schlug ich mir gleich wieder aus dem Kopf. Da ich ihm noch nicht geantwortet hab kam er auf mich zu und gab mir einen leichten Kuss. „mmmhhhmmmm Zahnpasta und Kaffee, welche eine Mischung" sagte er leise und grinste mich an. Auch er hatte sich zu Hause vermutlich geduscht, er roch so frisch, so gut, so nach ihm. Ich stand auf und er nahm mich in den Arm. „ich will, dass die Zeit jetzt einfach stehen bleibt Elyas." und mir lief eine Träne über die Wange „Dana was ist denn los?" fragte er besorgt und drückte mich noch enger an sich. „Ach Li ich fühle mich schlecht, was mache ich nur mit dir und Flo. Mich zerreißt es innerlich, und nach deiner Reaktion im Club, ich weiß nicht was ich euch da antue." Er versuchte mir in die Augen zu sehen doch ich wich immer wieder aus „Dana, du musst dir sicher sein was du tust. Ich kann nur für mich sprechen, aber du hast mich verzaubert, vom ersten Moment an. So süß, so schüchtern, so unerfahren. Mit dir kann ich über so vieles reden. Und die Zeit mir dir kann man nur genießen. Ich liebe es wenn du mit meinen Haaren spielst, so wie du küsst..... Florian denkt ähnlich, zumindest hat er mir es in Berlin erzählt. Aber du musst dich entscheiden wen du willst. Mit welchem Leben du eher klar kommst.". dann sah ich ihm in die Augen und es berührte mein Herz was er sagte. Ja ich musste mich entscheiden, ich musste wissen was ich will. Aber was wollte ich, egal für wen ich mich entscheide ich würde beide verletzen. „Dana das gestern war so nicht geplant. Ich dachte du verbringst das Wochenende mit Florian und wenn du zurück kommst liest du meinen Brief. Ich konnte ja nicht wissen das du zu Hause bist und das wir so eine schöne Nacht verbringen. Aber ich wollte dich auch nicht überrumpeln, auch wenn ich das wirklich mehrmals gerne getan hätte. Weißt du die meisten Mädls die ich hatte waren nur auf das eine aus, da gab es nicht diese Zärtlichkeit, diese Vertrautheit, da gab es nur wilden Sex und am nächsten Tag Tränen, weil ich einfach so gegangen bin. Sie wussten zwar wie ich heiße, aber nicht wer ich bin, das Gefühl habe ich bei dir einfach nicht.". ich war sprachlos, ich wusste nicht was ich sagen sollte, so etwas hat noch niemand zu mir gesagt. Gut für große Liebesgeständnisse war ich vermutlich auch einfach nur zu jung, aber es schien ihm ernst zu sein. Er war Anfang 20, hatte Erfolg und die Mädls lagen ihm reihenweise zu Füßen und dann kam ich. „Elyas so was hat noch niemand zu mir gesagt" und sah ihm in die Augen, er nahm meine Hände und verkreuzte unsere Finger. „schön, dass ich der Erste bin" sagte er in sanftem Tonfall und ich streckte mich etwas um ihn zu küssen. Mit Florian führte ich auch ein solches Gespräch, aber bei ihm lag nicht die Tiefe in den Worten wie bei Li. Ich verfluchte mich schon wieder an Florian zu denken. Li merkte es mir auch an und fragte was los ist. Ich erzählte ihm, dass ich es nur fair fand ihn zu informieren, dass er die Nacht bei mir verbracht hatte. Li nickte nur und zog mich mit ins Schlafzimmer. „lass uns nicht weiter drüber nachdenken sondern einfach nur genießen" und wir legten uns wieder ins Bett, eng aneinander gekuschelt, er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren uns streichelte sanft meine Seite. Ich schloss meine Augen, ich wollte sie nicht mehr öffnen. Der Moment war einfach so schön. Ich musste eine Entscheidung treffen. Ich kann es nicht so weiter führen. Beide gaben sich soviel Mühe und ich fühlte mich als würde ich es schamlos ausnutzen. Ich musste mit Max reden, aber erstmal genoss ich einfach die Zweisamkeit mit Elyas. Wir streichelten uns, küssten uns, redeten oder schwiegen einfach nur. Die Zeit verging leider viel zu schnell und Li machte sich nachmittags auf zu seinen Brüdern. Ich verabschiedete ihn an der Tür mit einem langen Kuss, den er erwiderte. Atemlos ließen wir voneinander und sahen uns nur in die Augen. Elyas zog mich näher an sich und drückte mich gegen die Wand „Dana wie gern ich jetzt hier bleiben würde bei dir. Wie gern ich dich spüren würde." sagte er schnell atmend zu mir. „dann bleib doch und fahr morgen zu deinen Brüdern" antwortete ich ihm, doch er schüttelte nur den Kopf und lies mich los, gab mir noch einen flüchtigen Kuss und zog die Tür hinter sich zu. Ich lächelte, aber gleichzeitig liefen mir Tränen über die Wangen und ich ließ mich zu Boden sinken. Wie sollte ich mich entscheiden, ich kann es einfach nicht. Ich verletze so oder so einen und sie sind mir beide wichtig. Ich weiß nicht wie lange ich da so saß und vor mich hin weinte. Es sollte doch schön sein, wieso muss ich zwei so perfekte Männer kennenlernen. Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken. Schnell rannte ich ins Schlafzimmer, es war Max. „Hey Süße, was ist los, wir sind gerade von der Piste zurück. Dana weinst du?" hörte ich nur und schluchzte vor mich hin „Dana was ist passiert? Hat er dir weh getan? Ist alles in Ordnung? Dana so sag doch bitte was." Ich schluchzte wieder auf und begann zu reden „Max ich bin so ein schlechter Mensch. Ich habe keinen der beiden verdient. Li hat heute so schöne Dinge gesagt, und Florian damals auch. Ich kann mich nicht entscheiden, egal wie ich würde einen der beiden damit verletzen. Max ich weiß nicht was ich tun soll. Am besten verletzte ich nur mich..." brachte ich mit schluchzender Stimme heraus. „Dana beruhige dich, überstürze nichts und lass uns reden wenn wir heute Abend zu Hause sind." - „Aber da gibt es nichts zu reden. Lieber bin ich unglücklich als das ich einen der beiden verletze. Florian ist eh in Berlin und gut beschäftigt, er soll seinen Traum leben und Li fährt auch wieder nach Berlin und hat zu tun. Sie hätten keine Zeit für mich und so müssen sie sich nicht verpflichtet fühlen..." waren meine letzten Worte und ich brach in Tränen aus „Dana sobald ich da bin komme ich zu dir" sagte er und ich legte auf. So glücklich wie ich heute noch war, so elend schlecht ging es mir gerade. Das reinste Gefühlschaos. Ich beschloss auf Max zu warten bevor ich meine Entscheidung den beiden mitteilte. Wie feige ich doch war, ich hatte die Nachrichten schon aufgesetzt und musste sie nur noch versenden, ich konnte nicht mit ihnen sprechen. An Florian hatte ich formuliert: „Florian, ich will ehrlich sein, ich kann so nicht weitermachen. Ich mag dich nicht verletzten, hinhalten oder sonstiges. Florian ich mag dich sehr, ich wusste auch, dass du der Richtige bist, aber das zwischen uns kann nicht funktionieren. Du bist 10 Jahre älter, hast andere Vorstellungen vom Leben, von der Liebe - als so eine Romanze mit mir. Ich möchte dich nicht von deinem Erfolg abhalten, du hast genug zu tun mit deinem Job. Ich hoffe wir können die Momente in schöner Erinnerung behalten und trotzdem noch Freunde sein. In Liebe, Dana". An Elyas „Lieber Elyas, ich danke dir für deine offenen Worte. Du hast mich heute sprachlos gemacht. Ich weiß aber auch, dass ich dich nicht glücklich machen kann. Ich will dich nicht verletzen, bitte sei mir nicht böse, Elyas ich hab dich sehr gern, ich weiß momentan nicht was ich will, und ich will keine Beziehung eingehen um nachher feststellen zu müssen, dass es doch nicht passt und noch mehr kaputt geht als jetzt schon. Ich werde die Nacht nie vergessen. Bitte gib uns die Chance die Freundschaft weiter zu führen und uns an die schönen Dinge zu erinnern. In Liebe, Dana.". Mein ganzes Bett war voller Taschentücher, mein Pulli war mittlerweile tropfnass, ich fühlte mich leer, einfach nur leer. Max kam wie versprochen vorbei, da ich ihm nicht aufmachte weil ich mich einfach nicht bewegen konnte nahm er meine Ersatzschlüssel und kam auf mich zu. Ich sah wie sich in seinen Augen Tränen bildeten. So hatte mich noch niemand gesehen. Ich war mir meiner Entscheidung sicher, mittlerweile schmerzte es nicht mehr, ich stand vollkommen neben mir. Max nahm mich in den Arm und setzte sich neben mich. Er sprach nichts, er streichelte mir nur über den Kopf. Ich konnte nicht mehr weinen, ich hatte soviel geweint. Ich deutete nur auf mein Telefon. Er nahm es und sah die beiden Nachrichten und las sie. Er sah mich fragend an und ich nickte nur. Er verstand mich, er sah, dass ich keine Kraft hatte sie zu versenden und er tat es für mich. Ich legte mich aufs Bett und vergrub mich unter meiner Decke. Max blieb bei mir. Mein Handy stand nicht still. Immer wieder klingelte oder piepste es bis Max den Ton abstellte. Ich hatte einen Nebelschleier vor meinen Augen, immer wieder sah ich Florian oder Elyas und das was wir unternommen hatten. Ich hörte das Handy nach einiger Zeit nicht mehr, wusste aber dass beide wohl versuchten mich zu erreichen. Max blieb die ganze Nacht bei mir, am Morgen meldete er mich und sich selbst krank. Ich schlief nicht, ich starrte nur gedankenverloren an die Wand. Max versuchte mich zum Essen zu bringen, aber es gelang ihm nicht. Ich lag den ganzen Tag nur im Bett, redete nicht, dachte viel nach oder dachte an gar nichts und weinte wieder. Es klingelte an der Tür und ich hörte Max leise reden „Ihr geht es nicht gut, sie liegt schon die ganze Zeit nur so rum, spricht nicht und weint immer wieder. Lena kannst du vielleicht mal zu ihr gehen, ich müsste auch kurz mal duschen." Ich sah Lena wie sie auf mich zukam, sie lächelte mich an, ich merkte ihr an wie sie an meinem Anblick erschrak aber dennoch lieb lächelte. Sie legte sich neben mich und streichelte mir eine Strähne aus dem Gesicht „Süße komm, lass uns mal ins Bad gehen" erst reagierte ich nicht, aber nachdem sie neue Klamotten aus meinem Schrank nahm ging ich widerstandslos mit ihr. Ich stellte mich unter die Dusche und Lena wusste, dass ich nicht sprechen wollte. Sie wartete vor der Tür und ich hörte, dass es wieder klingelte. „Li sei mir nicht böse, ich kann dich nicht zu ihr lassen. Ich konnte sie gerade mal überreden zu duschen, wenn sie dich jetzt sieht bricht sie wieder zusammen." den Rest verstand ich nicht. ich hörte nur wie die Tür wieder geschlossen wurde. Sie kam ins Bad, sagte nichts und föhnte mir die Haare und schminkte mir etwas Farbe ins Gesicht. Ich sah nicht in den Spiegel, ich wollte einfach nicht sehen wie schwer es für mich war diese Entscheidung getroffen zu haben. Sie machte mir was zu essen und ich trank, mein Körper war schon ausgetrocknet vom vielen weinen. Max kam wieder und sie legten mich zurück ins Bett. Ich hörte noch wie er zu Lena sagte, dass er morgen eine Krankmeldung besorgen würde, denn so könnte ich nicht arbeiten gehen. Da hatte er recht. Die Nacht verging so langsam und schwer wie die letzte. Irgendwann schlief ich dann doch ein. Die nächsten Tage verliefen genauso. Lena, Karina, Alex und Max wechselten sich ab um bei mir zu sein. Ich war froh um sie, aber ich wollte auch einfach nur alleine sein. Mein Handy war aus. Max musste es ausgeschaltet haben. Ich wollte es gar nicht wissen wie oft oder ob sie überhaupt versucht hatten mich zu erreichen. Es waren zwei Tage vergangen und meine vier Seelsorger hatten sich Pizza bestellt. Ich lag immer noch allein im Bett und sie sahen sich Dvds an. Der Pizzabote klingelte, zumindest dachte ich es, doch ich hörte sofort Florian. Max und Alex mussten ihn aufhalten um nicht zu mir zu stürmen. Ich hörte nur wie Max sagte „Flo, es ist keine gute Idee. Gib ihr Zeit. Weder du noch Li könnte sie umstimmen. Er meldet sich auch stündlich bei einem von uns." Den Rest verstand ich wieder nicht, da ich erneut in Tränen ausbrach und schluchzte. Es musste so laut sein, denn Lena und Karina kamen plötzlich zu mir gerannt, schlossen die Tür und nahmen mich in den Arm. Ich war wie gelähmt und die Tränen rannen einfach so....

Herz über Kopf - Am Ende siegt die VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt