Teil 80

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Ok, Joseph hat es nicht verstanden, ich drehte mich zur Seite und machte das Licht aus. Vielleicht war es auch besser so. Vielleicht sollten wir schlafen und morgen, wenn Li die Zeit fand darüber reden. Ich hoffe er findet die Zeit und will es, aber wenn nicht wäre er mir ja auch nicht hinterher. Gedanken über Gedanken.... Langsam ging die Schlafzimmertür auf und Li blickte bedrückt durch den Spalt zu mir. Das Licht vom Flur strahlte mir durch den Türspalt ins Gesicht. Ich wollte lächeln, da ich froh war, dass er doch noch hier war, aber ich war auch sauer auf ihn, er hatte den Abend so richtig versaut. Zögernd schob er die Tür auf und sah mich fragend an „darf ich rein kommen?" sagte er mit leiser Stimme. Ich nickte ihm zu, er schloss die Tür hinter sich und stand neben dem Bett. Sein Blick streifte über das Bett und immer wieder an meine Seite, er hatte einen nicht definierbaren Blick. Er war gemischt aus Angst, Besorgnis und Liebe. Ich rutschte ein Stück zur Seite, was ihm sagen sollte, dass er sich neben mich setzen soll. Unsicher tat er dies, er saß ganz am Rand der Matratze, seine Hände waren nervös, er spielte an seiner Uhr. Ich war so müde, doch sobald er das Wort ergriff schien ich hell wach zu sein. „Dana, es... es tut mir so leid... ich wollte...so wie ich reagiert hab war das nicht in Ordnung. Ich hab nicht drüber nachgedacht. Ich hab selbst nicht begriffen was Sabrina mit mir macht und du hast mich auch noch vorgewarnt und dann, dann war es zu spät und sie hat mich ... naja du hast es ja gesehen. Ich könnte mich ohrfeigen dafür...". Er sah wieder zu Boden und seine Stimme zitterte bei den letzten Worten. Ich wollte ihn so nicht sehen, gerade war er so zerbrechlich, so gar nicht der, den ich kannte. Selbst damals, als ich meine Entscheidung getroffen hatte war er sauer abgedampft. Er blickte mir in die Augen, seine waren glasig und an seinen Wimpern bildete sich eine Träne. „Dana es tut mir leid, ich hätte ehrlich sein sollen. Ich hätte dir gleich sagen sollen dass sie meine Ex war und das wir uns noch gut verstehen. Naja was heißt gut verstehen, wenn wir uns sehen ist es entweder voller Freude oder voller Ablehnung. Mit ihr, das ging ewige Zeit hin und her. Das war die reinste emotionale Achterbahnfahrt und das über lange Zeit. Es ist etwas zwischen uns, was ich nicht definieren kann. Es ist aber definitiv keine Liebe. Eine gewisse Anziehung, irgendwie war ich abhängig von ihr. Wir hatten ein tolle Zeit zusammen, aber eher so gesehen, dass wir keine Geldsorgen hatten durch ihre Eltern und das haben wir auch beide ausgenutzt. Ich war ihr treu, sie hat mich dann beschissen und das hat mich schwer getroffen. Unsere Clique mochte sie nie, ich hatte es immer wieder versucht, aber die haben den Braten schon gerochen. Nachdem ich dann Schluss gemacht hatte hat sie meine Wohnung aufs übelste zerlegt. Sie kam damit nicht klar. Wir haben uns dann länger nicht gesehen und dann irgendwann ausgesprochen und seitdem existiert die Freundschaft. Aber egal mit wem ich aufgekreuzt bin und sie hat mich getroffen, entweder sie hat sich an die Jungs mit denen ich unterwegs war rangeschmissen oder die Mädls blöd angemacht. Ich hätte es einfach heute wissen müssen nachdem ich dich ihr vorgestellt habe, ich hätte sie gleich rauswerfen sollen... sie denkt immer noch sie hat einen Anspruch auf mich, gerade jetzt, wo ich sagen kann ich hab etwas Erfolg und sie eben nicht." Seine Hand hatte er mittlerweile auf der Decke in Höhe meines Knies abgelegt und zupfte immer wieder daran. Selbst diese Berührung, durch die Decke hindurch löste in mir wieder die Wärme und das Kribbeln aus. „ich kann verstehen, wenn du jetzt Zweifel hast und mir nicht mehr vertraust. Es ist auch keine Ausrede, dass ich zuviel getrunken habe. Ich kann dich nur bitten, dass du mir vertraust. Ich bin nicht so. Wenn du willst breche ich auch den Kontakt zu ihr ab. Aber bitte... bitte rede mit mir...". Sein Blick traf erneut meinen und ich hielt ihm stand. Ich wusste selbst nicht was ich ausstrahlen wollte oder gerade ausstrahlte aber ich war mir eins bewusst, ich liebe ihn. Nach diesen Aussagen noch mehr. Und ich war mir sicher, dass auch er mehr für mich empfand. „Dana ich möchte dich nie mehr so erleben wie heute. Das war eine Seite an dir, die ich so noch nicht gesehen hab. Du bist nach außen immer die Starke und lässt dich nicht unterkriegen und heute warst du es auch, aber ich hab gesehen wie verletzt du warst, ... bist... auch wenn du nach außen keineswegs so ausgesehen hast als du mich angeschrien hast, aber dein Blick ... ich kann es nicht beschreiben.... das hat mir so einen tiefen Stich versetzt, dass es mir mehr als klar wurde was ich für dich empfinde."

Herz über Kopf - Am Ende siegt die VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt