Teil 117

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Auch wenn es mir widerstrebte Li alleine im Bett zurück zu lassen, so war mein Verlangen Florian zu sehen zu groß um ignoriert zu werden. Seine traurigen Worte hallten in meinem Gedächtnis immer und immer wieder und so beschloß ich, zwar noch ziemlich müde und geschafft, mich in meine Sportklamotten zu werfen und Florian beim joggen abzupassen. Für ihn begann ein perfekter Sonntag erstmal mit einer gemütlichen Joggingrunde, was ich schon immer mit einem Kopfschütteln quittierte. Li hingegen würde sicherlich bis Mittag schlafen und so würde es kaum auffallen dass ich weg war. Nichts desto trotz hatte ich ihm einen Zettel geschrieben dass ich beim Joggen bin und frische Semmeln mitbrachte so dass wir ausgiebig frühstücken konnten. Ich schnappte mir mein Fahrrad, denn heute war es mir eindeutig zu weit und ich wollte mir zumindest den Hin- und Rückweg entspannter gestalten. Vor Florians Wohnung angekommen sah ich bereits,dass er seine Fenster sperrangelweit offen stehen hatte. Ich klingelte, keine Reaktion. Auch beim zweiten und dritten Klingeln blieb meine Bitte mir eventuell doch die Joggingrunde zu ersparen unerhört. Ich machte mich also auf den Weg zum Park in dem er meist seine Runde mit Dehnübungen begann. Mein Rad schloss ich an einen Baum und erschrak als mich ein kleiner Hund von hinten immer wieder ansprang und um meine Füße herum kreiste.
Ich kniete mich nach unten und streichelte den Hund der ganz aufgeregt mit dem Schwanz wedelte. “na du bist ja ein Feiner. Ich freue mich ja auch so dich zu sehen.” sprach ich leise während ich ihn mit beiden Händen kraulte. “na wo ist denn dein Herrchen?”. Loki hielt sofort inne und sah sich nach Florian um. Erst jetzt bemerkte ich wieder, wie sehr mich Hunde immer wieder faszinierten. Loki hatte ihn wohl erblickt, denn er gab ein kurzes Bellen von sich und sah mich an als wolle er mir sagen, dass Florian nicht unweit von uns sich gerade warm machte. Er schien so vertieft in Gedanken, dass er nicht mal bemerkte das Loki nicht neben ihm saß. Irgendwann wurde es ihm dann doch bewusst und er sah sich suchend um. Wir hatten uns nach wie vor nicht bewegt und Florians Blick blieb kurz an uns hängen. Ein kurzes Lächeln zierte sein Gesicht, welches jedoch augenblicklich wieder sorgenvoll dreinblickte. Er kam auf uns zu, da Loki nicht von meiner Seite wich und Florian noch soviel nach ihm rufen konnte,er aber keine Anstalten machte sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. “Guten Morgen” sagte er mit sanftem Ton welchem gleich ein spitzer folgte “na konntest dich trennen oder kommt Li gleich angerannt?”. “dir auch einen schönen guten Morgen Florian. Danke, ja, ich konnte mich trennen und nein er kommt nicht angerannt, auch dir sollte bekannt sein dass Li lange ausschläft und daher, Moment” ich sah kurz auf die Uhr “es ist 9:11 Uhr und wie haben knapp drei Stunden um zu reden, und mir ist egal ob du willst oder nicht aber so können wir nicht weitermachen.”. ‘puh. Mit solch einer Ansage habe ich jetzt nicht gerechnet’ dachte ich mir ‘selbst ich bin jetzt überrascht. Na mal sehen wie das heute so verläuft.’. Florian schien meine Gedanken zu erahnen denn er sah selbst auf die Uhr und sagte dann “ist das dein ernst? Willst du jetzt drei Stunden Sport mit mir machen?”. “Nein Flori,ich will mit dir reden.”. “aha. Ich bin aber hier um Sport zu machen. Also entweder oder“. Fragend sah er mich an. “ich lauf ja schon mit.” gab ich leicht gereizt von mir. ‘boah diese miese Laune und anfangs hatte er noch gelächelt.’ schoss es mir durch den Kopf .
Bevor ich überhaupt meinen Körper in Bewegung setzen konnte rannte er schon an mir vorbei. ‘Gott wie ich seine Energie verteufelte. Jetzt fehlte mir nur noch dass Raphael mich sah und ich würde jeden Sonntag so starten.’ Kopfschüttelnd versuchte ich Florian zu folgen. ‘ verdammt ist der schnell. Wie kann er nur solch eine Power haben. Ok gut, er wird gestern ziemlich schnell eingeschlafen sein und mir fehlten nun doch gut zwei Stunden in denen ich anderweitig mit Li beschäftigt war.’. Mein Blick haftete an Florian. Er sah ziemlich verkrampft aus in der Art wie er so vor mir her lief. An reden war gerade nicht zu denken, er wollte mich fertig machen. Mir zeigen was er drauf hatte, zumindest hatte sein Verhalten den Anschein. ‘wenn der so weiter macht komme ich keine 20 Meter mehr’. Als hätte ich es laut ausgesprochen reduziere Florian sein Tempo. Selbst Loki schien erleichtert darüber zu sein und er gesellte sich an meine Seite. Florian drehte sich weder um, um nach mir zu sehen noch sagte er etwas. Vermutlich war ich einfach nicht zu überhören, seien es die ungeschickten Schritte oder die schwere Atmung die ich im Moment einfach nicht in den Griff bekam. Florian jedoch ohne jegliche Rücksicht hielt sein Tempo bei. ‘na wenn er das so will, dann soll er das machen’ dachte ich leicht angesäuert angesichts der Tatsache dass ich jetzt noch im Bett liegen könnte. Endlich fand ich mein Tempo und hielt mit ihm Schritt, schloß sogar auf eine Linie mit ihm auf. Erhobenen Hauptes, auch wenn ich innerlich gerade am aufgeben war, lief ich neben ihm her. Nachdem das Spielchen mit ‘dann steigern wir mal unser Tempo ganz spontan’ und ‘eine kurze Verschnaufpause für die brennenden Muskeln’ das vierte Mal begann blieb ich stehen. Auch Loki hatte sichtlich die Nase voll und legte sich sofort ins Gras. Ich ging zur nahe gelegenen Sitzbank und setzte mich erschöpft. ‘boah, soll er doch rennen wenn es ihm gut tut aber ohne mich.’. Florian schien es erst später bemerkt zu haben denn es dauerte bis er auf mich zu kam. “wasn los? Machste schlapp? … solltest dir deine Kräfte mal besser in der Vertikalen einteilen bevor du sie in der Horizontalen verbrauchst.” sagte er fast schon schnippisch. ‘ok Junge, das ging jetzt eindeutig zu weit’ ich kochte innerlich. Ich stand mit wütenden Blick auf, ging auf ihn zu. Bei meinem Anblick stellte er sein auf der Stelle hopsen ein und sah mich doch etwas erschrocken an. Mit beiden Händen packte ich sein Tshirt und schob oder zog ihn besser gesagt in Richtung Sitzbank und schubste ihn so dass er sich setzen musste. “so Mr. Ich-klugscheisser-jetzt-mal-hier-rum-und-mach-der-Dana-mal-wieder-ein-schlechtes-Gewissen-weil-sie-glücklich-ist-und-ich-eifersüchtig-bin-dass-sie-poppt-und-ich-nicht Florian David Fitz. Was ist dein Problem?” dabei hatte ich meine Zeigerfingerspitze bei jedem dritten Wort gegen seinen Brustkorb getippt und jedes Mal etwas fester. Nachdem ich meine Hand gesenkt hatte strich er sich über die Stelle mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht.

Herz über Kopf - Am Ende siegt die VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt