Teil 19

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Li war keine 20 Minuten später schon da und ich hatte mich warm eingepackt. Wir gingen dann auch gleich zu Fuß los, es war schon dunkel, aber die Beleuchtung war ausreichend. Wir schlenderten also so dahin, erst sagten wir kaum etwas, die üblichen Floskeln. Irgendwann bliebe Li stehen „ich bin froh das es schon dunkel ist, dann fällt es mir nicht so schwer mit dir zu reden" sagte er. „na danke, das ist jetzt mal n Kompliment. Nächstes Mal kann ich mir auch einfach die Mütze über den Kopf ziehen" erwiderte ich lachend. „ach du Vogel, das meinte ich gar nicht. Ich kann hald besser reden wenn ich nicht mit 500 Watt angestrahlt werde" sagte er lachend. „Na und ich dachte schon du findest mich hässlich und schätzt daher die Dunkelheit" „Dana ganz im Gegenteil, du weisst gar nicht was in mir vorgeht." Ich hielt es für besser, dass wir uns wieder in Bewegung setzten. Wir redeten viel und ich erzählte ihm wie ich zu dem Namen Dirty kam, über meine Familie, über mich. Er erzählte mir von seiner Arbeit, dass es erst Ende Januar wieder losging und das er in der Zeit die Möglichkeit nutzt soviel wie möglich mit seiner Familie und seinen Freunden zu machen. Er überlegte ob er nicht nach Berlin ziehen sollte und schwärmte regelrecht von der Stadt. Mir wurde langsam kalt, wir waren nun doch schon gute drei Stunden unterwegs ohne dass wir es bemerkt hatten. „Li wir sollten uns langsam mal auf den Weg zurück machen, es ist doch schon ziemlich kalt und hungrig bin ich auch" „Na klar, komm ich kenn hier ein gutes Restaurant in der Nähe" nahm meine Hand und wir gingen so bis zum Restaurant. Kurz vorher merkte Li dass er mich noch an der Hand hielt „oh sorry tut mir leid" und ließ meine Hand los. „kein Problem" ich schenkte ihm ein Lächeln. Wir bestellten und aßen und unterhielten uns noch lange. Wir tranken wieder Wein, und als der Ober uns die dritte Flasche eingeschenkte machten wir etwas langsamer. Wir waren doch schon beide ziemlich gut angeheitert. Li bezahlte und lud mich ein. Sehr charmant, dachte ich mir. „wollen wir noch was machen oder magst du nach Hause?" fragte er mich mit leichtem Zungenschlag. „ähm gute Frage, es ist schon kurz vor zwölf" erwiderte ich. „na komm, die Nacht ist noch jung, du musst auch erst übermorgen arbeiten, also los komm" und Li zog mich mit sich. Wir besorgten uns in einer Bar noch einen Cocktail to go und liefen zu mir nach Hause. Es war nicht mehr weit und das eigentliche hatten wir ja noch gar nicht angesprochen, ich versuchte es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen „Li sag mal das was da gestern Nacht passiert ist..." weiter kam ich nicht, denn Li fiel mir ins Wort „Dana es tut mir leid, ich wollte dich nicht so überrumpeln. Ihr seid beide so happy zusammen, dass man es gar nicht aushält." und drehte sich von mir weg. „ja ich bin schon happy mit Florian, ich hoffe auch es bleibt so, mal sehen was die Zeit so bringt und was das wird aus uns." sagte ich nachdenklich. „wie meinst du das, was die Zeit so bringt, ihr seid doch zusammen?" fragend sah er mich an. „ähm nein, sind wir nicht. Wir mögen uns sehr, aber wir wollen warten wie es so läuft, also Florian will das." erklärte ich ihm. „hm ok, ja und ihr habt..." schüchtern sah er mich an. „ich weiß zwar nicht was es dich angeht, aber nein, wir haben nicht". Er lächelte. Ok was war das jetzt für eine Reaktion? „Elyas belassen wir es dabei, es war dem Alkohol und der Stimmung an diesem Abend zu verschulden das wir uns geküsst haben, ok? Und ich möchte auch nicht dass es jemand weiß und schon gar nicht Florian erfährt" sagte ich eindringlich. Er sah mich an. Ich bemerkte, dass er meine Hand hielt. „ok, vergessen wir die letzte Nacht" und er nickte mir zu. „aber heute nicht" und bis ich mich versah lagen seine weichen Lippen wieder auf meinen. Ich schob ihn von mir weg. „was soll das Li?" fragend sah ich ihn an. „Dana ich kann nicht anders. Letzte Nacht vergessen wir, aber du weißt gar nicht wie es in mir aussieht. Gut wir haben heute auch was getrunken, aber sonst hätte ich mich das jetzt gar nicht getraut." Und er ließ seinen Becher mit dem Cocktail fallen, umfasste mich an der Taille und legte die andere Hand in meinen Nacken und zog mich fest an sich. Bis ich mich versah küsste er mich stürmisch und ich, oh nein, ich machte mit. Er konnte gut küssen, ich spürte seine Körperwärme, er drückte mich ganz fest an sich und ich erwiderte seinen Kuss, mein Cocktail war mir bereits aus der Hand gefallen und ich schlang meine Arme um seinen Hals und fuhr durch seine Haare. Oh nein was mache ich hier. Das kann doch nicht sein. Ich löste mich und rannte die Straße entlang. Mir liefen Tränen über die Wange. Ich wollte doch Florian und jetzt küsse ich Li. Gut, Florian und ich waren nicht zusammen, aber es war nicht fair ihm gegenüber. Das letzte Nacht konnte ich noch verdrängen aber das gerade. Ich lief und lief und lief. Völlig aus der Puste lehnte ich mich an eine Ampel. Li war mir nachgelaufen, ich hatte es nicht erwartet. Er stand neben mir und wir beide keuchten. Eigentlich eine witzige Situation, wenn nicht der Kuss kurz vorher gewesen wäre. Li sah mich an „Dana es tut mir leid, ich musste es tun" er sah mich verzweifelt an. Ich blickte ihm nur in die Augen und rannte los als die Fußgängerampel grün wurde. Es konnte doch nicht sein, meine Gedanken überschlugen sich. Ich wurde langsamer, ich war müde und mir brannten die Muskeln an den Beinen. Elyas holte mich ein und hielt mich am Arm fest. „Mensch Dana bleib stehen, wieviel Kondition hast du bitte und dann auch noch mit den hohen Hacken". Ich kam nicht aus, sein Griff war zu fest und ich wollte ihm nicht weh tun. „Dana hör zu, ich wollte dass du weißt was in mir vorgeht, ok ich hätte es vielleicht anders ausdrücken können. Ich konnte es nicht ertragen als du Florian geküsst hast. Es tat mir einfach zu weh. Bitte sag etwas" waren seine letzten Worte. „Elyas ich muss meine Gedanken erstmal ordnen, von meine aufgewühlten Gefühlen mal ganz abgesehen" erwiderte ich ihm. „komm ich bring dich noch nach Hause" sagte Li und wir gingen nebeneinander her. An der Haustür angekommen wusste er nicht recht was er sagen sollte. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn „Danke für den schönen Abend" und sein Duft stieg mir in die Nase und versetzte mir eine Gänsehaut. „Danke dir, und schlaf gut. Es tut mir leid". Ich drehte mich um und ging nach oben. Was war nur passiert in den letzten Tagen. Es kann nur an den sentimentalen Tagen liegen und am Alkohol, anders ist das nicht zu erklären.

Herz über Kopf - Am Ende siegt die VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt