Teil 86

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Ich hatte Glück. Der Vertrag war ziemlich schnell fertig und wir machten gegen 15 Uhr Schluss. Mein Chef fuhr mich nach Hause und erfreute mich mit der Nachricht, dass ich Montag und Dienstag frei hatte. Ich klingelte bei Max und bat ihn kurz um Hilfe. „Hey Großer, kannst du mir mal schnell ne Zugverbindung raussuchen nach Berlin?". Er zog die Stirn kraus. „ja frag nicht, Chef hat mir Montag und Dienstag frei gegeben und ich dachte ich überrasche Li einfach. Josefine hab ich schon geschrieben, er hat morgen frei und Montag und Dienstag wenige Szenen. Ich bräuchte nur deine Hilfe, kannst du Li vielleicht schreiben, dass er dich vom Bahnhof abholt weil du zu nem Casting musst und bei ihm pennst? Dürfte glaubwürdig sein.". „du bist mir ja eine, keiner Ausrede verlegen. Ja komm, pack schnell deine Sachen, ich such die Zugverbindung raus und dann rufen wir ihn an". Ich gab ihm einen Kuss und ging in meine Wohnung. Ich stellte die Krücken in die Ecke und packte meine Sachen. Gott sei Dank hatte ich kaum mehr Schmerzen. Der Arzt hatte mir auch erlaubt den Fuß wieder gut zu belasten, es schien besser zu heilen als gedacht. Anstelle des umständlichen Schienenschuhs hatte ich jetzt auch nur noch eine Bandage zum Fixieren, damit konnte ich problemlos in den Turnschuh schlüpfen. Für die Fahrt nahm ich allerdings doch die Krücken mit, wer weiß was wir in Berlin auch machen würden. Die Tasche war in kurzer Zeit gepackt. Das Wetter schien für Juni auch entsprechend schön zu werden, ich hatte aber doch mal wieder zuviel eingepackt. Ich wusste ja wirklich nicht was wir machen würden. Für abends hatte ich meine schwarze enge Hose eingepackt und zwei schöne Oberteile dazu, eine Jeans und ein Kleid hatte ich auch noch dabei. Shirts und für den Fall doch noch eine leichte Weste. Jetzt zur Fahrt hatte ich meine Jeans und ein bequemes weiteres Shirt an was eine Schulter frei legte, darunter ein Top, darüber eine leichte Jacke und einen dünnen Schal. Bei der Klimaanlage im Zug wurde ich immer krank, also musste ich da schon mal vorsorgen. Auf die schöne Unterwäsche konnte ich auch nicht verzichten, wenn ich ihn schon überraschte. Gut die Schuhauswahl fiel etwas klein aus. Ich hatte zwar offene Schuhe dabei, aber warf lieber noch ein weiteres Paar Sneaker in den Koffer. Max klopfte schon an die Tür, ich macht ihm auf und ging nochmal zurück um mir noch den Schmuck zu holen und ging weiter ins Bad um die Kosmetiksachen noch einzupacken. Als ich alles drin hatte rief ich Max „Schnucki hilf mir mal bitte...". Max kam und blieb in der Tür stehen „Ähm Dana, du bleibst doch nur bis Dienstag..:" und zog eine Augenbraue nach oben. Peinlich dachte ich mir, er hatte ja recht, ich hatte es jetzt wirklich geschafft meinen kleinen Koffer voll zu packen. Ich zuckte nur mit den Schultern „man muss ja für alles vorbereitet sein" und grinste ihn an. Max nahm den Koffer mit in seine Wohnung und zeigte mir die Verbindung. Kurz nach 17 Uhr ging ein Zug direkt ohne Umsteigen, dann wäre ich gegen 23:30 Uhr in Berlin. Er buchte mir das Ticket und druckte es mir aus. Dann rief er Li an „hey Li, servus. du ich bräuchte mal deine Hilfe. Kann ich bei dir pennen? Ich muss morgen zu nem Casting und würd heute noch kommen. .... Ja.... Mhm, ok. Ja das ist doch super wenn du frei hat.... Ja perfekt, du ich bin so um halb zwölf in Berlin. Ja passt... perfekt.... Ne Dana ist noch arbeiten, ich hab sie heut noch nicht gesehen.... Ja. Ja von Lu.... Ja ich war auch geschockt..... ja klar, wir quatschen später. Ok, bis dann. Servus." und legte auf. Er grinste mich an „super, er glaubt es. Na aber jetzt los weil sonst erwischt du den Zug nicht mehr.". Max fuhr mit mir noch zum Hauptbahnhof da er noch was besorgen musste. Ich hatte Glück und erwischte einen Platz, viele hatten wohl echt Platzreservierungen gemacht, ok war ein ICE, und bei so langer Strecke auch verständlich, aber ich hatte ja Glück. Wir fuhren aus dem Bahnhof und ich schrieb Li ‚hey Leo, wie läufts bei dir? Ich sitz hier noch, und es sieht so aus als würde es ewig dauern. Ich meld mich später nochmal wenn ich weiß wann ich raus komm. Lass uns vielleicht morgen telefonieren, dann schlafen wir erstmal aus und rufen uns dann zusammen. Was hälts du davon? Hab dich lieb.'. ich war wirklich ziemlich fertig. Da ich gut sechs Stunden Fahrt vor mir hatte konnte ich entspannt schlafen. Ich steckte die Ohrstöpsel meines Ipods in die Ohren und machte ihn an, so konnte ich besser schlafen. Nach zwei Stunden wurde ich wach. Li hatte geschrieben ‚hey meine Hübsche. Läuft gut, ich freu mich aber so auf den freien Tag morgen. Ich hoffe das klappt, Max hat sich angekündigt. Muss morgen zu einem Casting. Aber der is dann eh gut beschäftigt. Meld dich bitte wenn du mehr weißt, du arbeitest zur Zeit auch zuviel. Ich hab noch zwei Stunden, dann hab ichs geschafft. Hoffentlich penn ich nicht ein, Max ist gegen halb 12 da und ich soll ihn abholen. Hab dich auch lieb.'. ich freute mich so auf seinen Gesichtsausdruck wenn er mich am Bahnhof sieht anstelle von Max. ich grinste so vor mich hin und sah die vorbeiziehende Landschaft an. Bis auf den Zwischenfall mit Sabrina lief es wirklich gut. ok, wir waren grad mal knapp zwei Monate zusammen aber wir bekamen das schon hin mit der Entfernung. Ich schlief wieder ein und träumt erneut von Thailand. Diesen traumhaften Urlaub würde ich nie mehr vergessen. Das Vibrieren meines Handys weckte mich, Max rief an „hey Dirty, na wie is die Fahrt.". „du alles gut, hab jetzt geschlafen, ich weiß gar nicht wie lange ich noch hab.". „na gut, dass du mich hast. Du bist in ner halben Stunde da.". „Wow, dann hab ich doch noch länger geschlafen als gedacht.". „Dana was ich dich fragen wollte, hast du Flo eigentlich geschrieben". Stille.... „Dana?". „ja, ich bin noch dran. Ich wollte, aber ich hab die Nachricht nicht abgeschickt. Wieso?". „Li hat mir vorhin nochmal geschrieben. Er weiß ja das ich es weiß, aber er wollte wissen ob wir von Florian dazu was gehört haben.". „Achso ok. Ne also abgeschickt hab ich nix. Bin ja gespannt, er hat heut eh schon so komisch geredet und wollt mit mir noch was besprechen. Ich lass mich mal überraschen.". „Du vermutlich geht's um das Foto.". „ja Max, das denk ich auch. Du danke nochmal für deine Hilfe. Sag mal kannst du ihm schreiben, er hat mir geschrieben, dass er ziemlich müde ist und hofft nicht einzuschlafen, nicht, dass ich allein am Bahnhof steh. Ich wüsste nicht mal seine Adresse...". „Ja klar mach ich. Ich geb dir Bescheid wenn er sich nicht meldet.". Die letzten Minuten vergingen zähend und ich würde nervös. Innerlich kribbelt mein Bauch und ich hoffte nur dass Li sich freuen würde. Ich schrieb Li 'bin endlich fertig. Chef fährt mich. Melde mich von zu Hause!'. Wir fuhren in den Bahnhof ein, ich spähte schon auf den Bahnsteig, sah dort aber niemanden stehen. Der Bahnsteig füllte sich erst als wir ausstiegen. Ok der Bahnhof beeindruckte mich, daß war mal noch ne andere Nummer als der in München. Ich ging zu den Rolltreppen und fuhr nach oben. Auch in der nächsten Etage stand niemand. Noch eine weiter und ich kam zum Hauptausgang. Ich sah mich um, sah nochmals zurück. Der Bahnhof beeindruckte mich schon, wie würde dann Berlin auf mich wirken. Ich ging nach draußen, der Wind war lauwarm, es war wärmer als in München. An einer Säule lehnte ein Mann, die Haare leicht verwuschelt, die Lederjacke lässig über die Schulter gelegt, weißes Shirt, perfekt sitzende Jeans, passende Sneaker, eine Zigarette lässig in der einen, in der anderen Hand sein Handy, den Blick darauf gerichtet, das Display erhellte sein Gesicht. Ich blieb stehen, sah ihn nur an und lächelte. Es dauerte einen Moment bis er seinen Blick löste und aufsah, gleich aber wieder den Blick auf sein Handy richtete.

Herz über Kopf - Am Ende siegt die VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt