Teil 38

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Elyas saß am Tresen, vor ihm ein Whiskyglas. Er hatte seinen Kopf auf seiner Hand abgestützt und mit der anderen spielte er mit seiner Zigarettenschachtel. Er sah aus als wäre er tief in Gedanken versunken. Er sah so unverschämt gut aus. Ich stand einige Zeit da und sah ihn an. Ein Kellner kam auf mich zu und fragte mich ob ich etwas trinken wolle, ich winkte dankend ab. Langsam ging ich auf ihn zu und blieb neben ihm stehen "Ähm entschuldigen Sie bitte, ist der Stuhl da noch frei?" Ich deutete auf den Barocker neben ihm. Er blickte zu mir auf und nickte. Seine Augen waren leicht rot und verquollen. Ich setzte mich und bestellte mir eine Weißweinschorle. Der Kellner stellte das Glas vor mir ab und ich nahm einen großen Schluck. Li hatte noch kein Wort gesagt, nicht mal angesehen hatte er mich. Ich begann zu reden, starrte auf mein Glas und schob es immer ein Stück Hin und Her "Entschuldigen Sie, wenn ich Sie belästige aber Sie sehen aus als könnten Sie gut zuhören..." ich riskierte einen Blick auf ihn doch er sah immer noch auf sein Glas und spielte mit der Zigarettenschachtel. "Wissen Sie, Ich hatte so eine schöne Zeit und habe sie versaut. Es gibt da jemanden zu dem ich richtig scheisse war heute, obwohl ich jeden Moment mit ihm genieße und keinen einzigen davon bereue. Ich war mir in noch keiner Entscheidung so sicher wie bei der ihn als ersten Mann zu haben. Er hat mir seine Gefühle gestanden und ich habe geschwiegen obwohl ich genau so fühle. Ich habe daran gezweifelt ob er es ernst meint und versuchen will, er hat es mir bewiesen und ich war weiterhin still. Ich habe ihn verletzt und das tut mir sehr leid. Ich habe ihm nicht mal die Chance gegeben es mir zu beweisen ob es machbar wäre. Er hat mich gefragt ob ich noch die nächsten Tage allein mit ihm verbringen möchte, und ich hab mich entschieden das zu tun..." keine Reaktion von ihm, ich fügte noch zögerlich an "nur weiss ich nicht ob er es noch will..." es vergingen Sekunden der Stille die sich wie Minuten anfühlten. Plötzlich nahm Li sein Glas und trank es in einem Zug aus, nahm seine Zigarettenschachtel und stand auf. Ich ließ den Kopf hängen, das hatte ich mal mächtig verbockt, hätte ich mir mal was anderes überlegen sollen, dachte ich und nippte an meinem Glas ohne auf Li zu achten. Mein Blick schweifte an die Rückseite der Bar, dort war ein Spiegel angebracht der mir vorher noch nicht aufgefallen war, ging ja auch gar nicht so wie ich mein Glas angestarrt hatte. Im Spiegel erblickte ich Elyas der mich ebenfalls darin beobachtete. Er stand lässig neben mir, seine Hände in den Hosentaschen und als sich unsere Blicke trafen lächelte er sanft, wir sahen uns lange so an. Mit den Worten "finden wirs heraus" erlöste er uns aus der Stille. Ich drehte mich auf dem Stuhl um und er ging auf mich zu "mach sowas bitte nie wieder, dasitzen und schweigen, dass war die reinste Qual für mich" sagte er in sanftem Ton und strich über meine Wange. Ich konnte nicht anders und küsste ihn. Als ich wieder von ihm abließ trugen wir beide ein Schmunzeln auf den Lippen und hatten glasige Augen. "Bleibst du wirklich bei mir meine Hübsche?" ich nickte und er strahlte "Lass es einfach auf uns zukommen ok? Ich kann dir nichts versprechen, aber ich will es versuchen" sagte er zu mir. "Ich auch Elyas" und wir umarmten uns. Er nahm mein Glas in die eine und meine Hand in seine andere Hand und wir gingen zu den anderen. Als sie uns sahen wurden sie still, erst als wir näher kamen und sie sahen dass wir strahlten fingen sie wieder an zu reden. Li setzte sich und zog mich auf seinen Schoß "Leute hört mal kurz zu, Dana und ich haben die Schnauze voll von euch und bleiben noch länger. Wir fliegen morgen nicht mit euch zurück nach München." "Willst du uns jetzt verarschen Li" fragte Karina und blickte mich fragend an. "Ne, das meinen wir ernst. Also das, dass wir noch bleiben. Die Schnauze haben wir natürlich nicht voll, wir lieben euch doch!" rief Li in die Runde. Er strahlte mich an "schön das du wieder lächelst meine Hübsche" sagte er leise zu mir gewandt. Max und Florian kamen später zu uns und sagten wie Recht wir doch hätten noch zu bleiben und dass sie froh waren dass es so eine gute Wendung nahm. Sie hatten schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Die Nacht wurde sehr lang. Keiner wollte ins Bett gehen, schon allein deswegen nicht, da sie Li vorerst den letzten Abend für sich hatten. Wenn wir zurück kommen wird Li gleich nach Berlin weiter fahren, so war der Plan. Am Horizont wurde es langsam hell und wir machten uns auf zum Strand. Wir liefen samt Klamotten ins Meer und bestaunten den Sonnenaufgang, danach gingen alle eine Runde schlafen. Ich ging mit zu Li aufs Zimmer. Da ich die letzten Nächte eh bei ihm verbracht hatte waren viele meiner Sachen schon bei ihm. "Ich freue mich so sehr auf die kommenden Tage Dana" und er kuschelte sich im Bett an meinen Rücken und zog mich an sich. Ich konnte es selbst nicht glauben, Li und ich alleine, nur uns zu haben. Bevor ich antworten konnte spürte ich schon einen regelmäßigen Atem an meinem Hals, er hatte sein Gesicht in meinen Haaren vergraben und war eingeschlafen. Ich war einfach nur glücklich. Ich nahm mir vor ihm zu sagen was ich für ihn empfinde und wollte das abends in Zweisamkeit tun. 4 Stunden später trafen wir uns wieder am Strand, der letzte Tag, wir spielten Volleyball, gingen schwimmen oder quatschten einfach nur, blödelten auch rum oder saßen einfach nur da und genossen die Gegenwart der anderen, oft braucht man keine Worte unter Freunden. Die Abreise rückte näher und ich half den Mädls beim packen. Meine Sachen hatte Li schon zu sich ins Zimmer gebracht. Wir Mädls quatschten noch und sie freuten sich so für mich. Dann kam der Abschied näher, wie ich das hasste. Es war bereits abends. Ich umarmte alle und wünschte ihnen eine gute Heimreise. Max flüsterte mir ins Ohr "Dirty lass es krachen. Genieße die Zeit als gäbe es kein Morgen" und verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Wange und Flo nahm mich ganz fest in den Arm "gut gemacht meine Kleine, ich bin stolz auf dich" und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Wir standen da mit zwei weißen Taschentüchern und winkten ihnen nach bis sie ausser Sichtweite waren. Dann packte mich Li und hob mich hoch "endlich allein und unbeobachtet, da kann ich mich ja kaum beherrschen" und er trug mich zu unserem Zimmer...

Herz über Kopf - Am Ende siegt die VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt