Teil 26

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Ich hatte mich mit Elyas im Nymphenburger Schlosspark verabredet, ich konnte ihm einfach nicht gegenübersitzen. Es fiel mir schwerer als bei Florian, und ich ging schon mit einem beklemmenden Gefühl zum Treffpunkt. Li war noch nicht da und ich setzte mich auf eine Bank. Kurze Zeit später kam er schon auf mich zugelaufen. Ich stand auf und sah ihn an, wusste genauso wenig wie bei Florian was ich machen sollte, aber er nahm mir die Entscheidung nicht ab. Er stand lediglich vor mir und sagte „hey", ich tat es ihm gleich. Wir gingen los. Langsam, und mit weitem Abstand zwischen uns. Es vergingen einige Meter bis ich anfing zu sprechen. „Elyas, schön dass du Zeit gefunden hast..." aber es kam nur ein Nicken als Antwort. Wir schwiegen weiter, gingen den Weg entlang. Ich wurde nervös, wieso fiel es mir so schwer mit ihm zu sprechen. Immer wieder schielte ich zu ihm doch sein Blick war stur auf den Weg gerichtet. Ich fasste allen Mut zusammen „Elyas es tut mir leid, ich wusste nicht wie ich es anders hätte machen können..." und obwohl ich dachte ich wäre darüber hinweg lief mir eine Träne über die Wange, ich drehte mich schnell weg damit er es nicht sah und wischte sie weg. Elyas hielt mich am Arm fest, ich sah ihn perplex an, blieb stehen und wir standen uns gegenüber, er sah mich an und sagte kaum hörbar „warum?" und auch ihm lief eine Träne über die Wange. Ich streckte meine Hand aus und wischte sie ihm sanft weg. Er schmiegte sein Gesicht an meine Hand und schloss einen kurzen Moment die Augen. „Elyas ich, ich war so überwältigt von dem Morgen, ich ..." er unterbrach mich „Dana wieso so, wieso hast du nicht mit mir gesprochen. Hätte ich gewusst wie es in dir aussieht wäre ich nicht gekommen... weder jetzt noch an dem Abend..." - „Aber Elyas, genau das hat mich doch so glücklich gemacht. Aber ich konnte es nicht ertragen dich zu verletzten und hab die Entscheidung übernommen." - „Du konntest es nicht ertragen mich zu verletzen? Was meinst du was du getan hast..." Li wurde immer lauter und wütender „du wolltest dich für keinen von uns entscheiden um den anderen nicht zu verletzen, aber anstatt zwei von uns glücklich zu machen hast du alle drei unglücklich gemacht" er schüttelte nur den Kopf und ging zügig von mir weg. Ich lief ihm hinterher. „Elyas warte, das war nicht meine Absicht. Ja ich wollte mich nicht entscheiden, aber ich dachte so wäre es die bessere Lösung." - „Klar, die bessere Lösung. Die bessere Lösung, dass du tagelang nicht erreichbar bist und total abwesend im Bett liegst." sprach er wütend aus und ballte die Hände zu Fäusten. Er ging immer noch zügig von mir weg. "Streite es nicht ab, ich hatte mit allen vieren Kontakt und sie waren so nett und haben mir immer wieder geantwortet, weil ich dich nicht errichtet hab. Weil du nicht mit mir sprechen wolltest... gar nicht reagiert hast du. 85! Ja, genau..." er drehte sich um und sah mich an "85, Dana. 85 verschissene Nachrichten und 48 Anrufe. Ohne Reaktion. Was meinst du wie die letzten Wochen für mich waren?" Ich war perplex. Da Max die Nachrichten gelöscht hatte wusste ich es nicht, auch nicht von den vielen Anrufen. "Dana ich wollte es euch allen gemeinsam sagen, aber es scheint dir eh egal zu sein: ich ziehe nach Berlin, nach unserem Urlaub bin ich weg. Momentan hält mich nichts in München, nicht mehr. Ich muss meine Karriere vorantreiben. Den anderen werde ich es erst sagen wenn wir aus Thailand zurück sind, Lu und du, ihr wisst es jetzt schon.". Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an. Er zieht nach Berlin. Wie kann er nur denken es interessiert mich nicht. was ist mit mir? Dann sehe ich ihn ja gar nicht mehr. Hatte ich ihn wirklich so verletzt. Ich zitterte und spürte nur noch Kälte. Elyas stand vor mir, er atmete schwer, sein Blick war auf mich gerichtet und er nahm meine Hand. Mit seiner freien Hand strich er mir über meine Wange. „Kleine hör auf zu weinen, das haben wir die letzten Wochen genug getan. Wir probieren das mit der Freundschaft, wenn ich in Berlin bin wird es einfacher. Für dich und für mich.". Ich konnte meine Tränen einfach nicht halten, sie rannten und rannten und er wischte jede einzelne ganz sanft weg. Es tat so unendlich weh. Selbst eine Entscheidung zu treffen jemanden nicht sehen zu wollen war ok, aber vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden war unerträglich. Er kam mir näher, flüsterte „Dana darf ich dich ein letztes Mal küssen um das Kapitel abzuschließen?", ich drückte nur sanft seine Hand und seine Lippen lagen augenblicklich auf meinen. Wie ich das vermisst hatte, seinen Geruch, seine Lippen, seine Stimme, seine Wärme. Mir wurde heiß und kalt, was fühlte ich, war das Liebe? War hier mehr Gefühl im Spiel als bei Florian?. Meine Knie wurden weich. Er küsste mich ganz sanft und ich erwiderte, ich wollte mich nicht von ihm lösen, wollte ihn spüren, wollte ihn küssen. Elyas war total in den Kuss versunken, doch dann beendete er ihn. Er sah mich an, nahm mein Gesicht in beide Hände, hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Stirn gefolgt von einem „danke" und ging. Er ließ mich stehen. Ließ mich hier zurück, alleine, aufgewühlt, und wieder konnte ich meine Tränen nicht verkneifen. Ich sah ihm nach, bis er hinter Bäumen verschwunden war. Ich ging zur nächstgelegenen Bank und setzte mich, ich saß einfach nur da. Was hatte ich getan. Ich hatte ihn gehen lassen, ihn der mich so nahm wie ich war. Der jede freie Minute mit mir nutzte. Es war bereits dunkel und ich saß immer noch so da. Mir war kalt, aber das machte mir nichts. So gut wie das Gespräch mit Florian gelaufen war, so verdammt scheisse war es mit Elyas gelaufen. Max kam rufend auf mich zu. Ich sah ihn und erhob mich, lief auf ihn zu und weinte, ich weinte und weinte und weinte und er hielt mich im Arm. Er brachte mich nach Hause. Erst am nächsten Tag konnte ich darüber reden. Für das kommende Wochenende war geplant das wir weggehen würden. Nur widerwillig kam ich mit. Florian und Elyas waren auch dabei. Florian begrüßte mich strahlend und wir verfielen gleich in ein Gespräch. Elyas hingegen würdigte mich keines Blickes. Ich musste damit klar kommen. Ich hatte ihn verletzt.

Herz über Kopf - Am Ende siegt die VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt