Teil 130

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"Da bist du ja endlich" Max riss seine Wohnungstür auf als ich die letzten Stufen hinauf stieg. Ich blickte ihn kurz an, schon meinen Schlüssel ins Schloß und sperrte auf. "Dana" hörte ich hinter mir. Ich ging in meine Wohnung und ließ die Türe offen, Max folgte mir. Die Tasche und meine Schuhe zog ich auf dem Weg zum Kühlschrank aus.

Es klingelte. Ich versuchte die Augen zu öffnen, blinselte gegen das gleißende Licht dass sich durch mein Balkonfenster bahnte und ächzte als es erneut an der Tür klingelte. Mühsam stand ich auf und stolperte in Richtung Haustüre. Flo stand davor und lächelte mich zaghaft an "Ui ui, das sieht nach ner harten Nacht aus.". Ich zog lediglich die Augenbrauen nach oben und drehte mich um um ins Bad zu gehen. Flo schloss die Tür und öffnete kurz darauf das Fenster. Was er nur hatte, dachte ich mir bis ich mich im Badspiegel sah. Von meinem Anblick bekam ich große Augen. Meine Haare standen in alle Richtungen, meine Schminke war nicht mehr dort wo ich sie tags zuvor platziert hatte. Unglaubwürdig tastete ich mein Gesicht ab und leider bestätigte sich mein Anblick. Plötzlich überkam mich eine Übelkeit und zwang mich auf die Knie vor die Toilette. Der Wein muss wohl schlecht gewesen sein... nach einer Dusche kam ich mit einem Handtuch über den Haaren, einem dicken Morgenmantel und Wollsocken aus dem Bad. Übel war mir noch immer. Dazu kamen höllische Kopfschmerzen, ob vom Wein oder den vielen vergossenen Tränen, ließ ich meine Vermutung mal offen. Florian hatte sich Kaffee gemacht und Frühstück vorbereitet. "Wohnzimmer, Bett oder Küche?" rief er mir aus der Küche zu. "Wohnzimmer" war meine knappe Antwort und schlürfte Richtung Couch, zog aber vorher noch die Vorhänge zu, nach Sonne war mir gerade nicht. "Ganz schön frisch bei dir" ließ Florian verlauten als er mit einem Tablett das Zimmer betrat. "Altbau hat seine Vor- und Nachteile" murmelte ich lustlos.
Flo gab darauf keine Antwort, setzte sich einfach neben mich und hielt mir den Kaffee hin. "Ich hab dich krank gemeldet bei Martina. Liebe Grüsse soll ich dir sagen.". Dankend sah ich ihn an und er quittierte es mit einem Schmunzeln. Nachdem meine Tasse leer war und wir bis dahin kein weiteres Wort gewechselt hatten kuschelte ich mich richtig in die Decke ein und legte mich mit dem Kopf auf Florian Schoß, der es sich mittlerweile auch gemütlich gemacht hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit unterbrach ich mein Schweigen "wieso tut das so weh?" fragte ich zaghaft. Florian strich mir über die Haare und sagte darauf nichts.

Den Tag verbrachte ich komplett auf der Couch. Flo beseitigte das abendliche Chaos und erst da sah ich die drei Weinflaschen die er aus dem Zimmer trug. Er machte sich Mittag auf den Weg zur nahe gelegenen Pizzeria. So gut sie sonst immer war , heute brachte ich nichts runter. Wir redeten kaum. Flo merkte dass ich einfach nur jemanden bei mir brauchte. Hin und wieder überkam mich eine Traurigkeit und ließ mich Tränen vergießen, jedoch die meiste Zeit saß ich einfach nur. Ich konnte nicht denken, dass war mir zuviel. Als es Abend wurde löste Max Florian ab und blieb bei mir bis ich eingeschlafen war. Die Nacht war kurz, aber ich wollte am nächsten Morgen meiner Laune trotzen. Ich war sauer. Stinksauer um ehrlich zu sein. Auf mich. Auf Li. Besonders auf seine Feigheit. Dann wieder mehr auf mich, weil ich mich so auf ihn hatte eingelassen. Ein endloser Kreislauf. Martina rechnete im Büro noch nicht mit mir und war erstaunt als ich hinter ihr in der Kanzleiküche stand . Ein Glück dass sie mich so gut kannte und wusste wann ich reden will und wann nicht. Aktuell wollte ich mich einfach nur in die Arbeit stürzen. "Florian hat dich gestern bei mir krank gemeldet." Fing sie an "Ich hab unserem Chef gesagt du hast was falsches gegessen.". "Danke! Du hast ja mitbekommen was war. Lass uns einfach die Sachen von gestern besprechen und dann kann ich loslegen." Ich wollte einfach arbeiten und auf andere Gedanken kommen. Die Rechnung hatte ich allerdings ohne unsere neugierige und mega aufdringliche Kollegin gemacht. Schon bei ihrem 'guten Morgen' stellten sich oft bei uns die Nackenhaare auf, so wie auch heute. Strahlend kam sie im die Küche um sich einen Kaffee zu machen und legte auch schon los wie ein Maschinengewehr zu quasseln. Und das alles vor acht Uhr. Ich war ja alles andere als ein fröhlicher Morgenmensch aber ich ließ mich auf sie ein. Nachdem sie mir ausführlich von Ihrem gestrigen Abstecher ins Münchner Nachtleben erzählt hatte war sie nun dabei mir ganz aufgeregt mitzuteilen dass sie einen Journalisten einer bekannten Klatschzeitung kennen gelernt hatte der ihr von seinem aktuellen Projekt erzählte - Junge gutaussehende Schauspieler auf der Karriereleiter. Und da ging es um keinen geringeren als Elyas M'Barek... Martina sah mich an und rettete die Situation in dem sie mich einfach aus der Küche zog. Noch ein paar weitere Worte darüber und meine Fassade wäre zerbröckelt...

Herz über Kopf - Am Ende siegt die VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt