~ Chapter X: »Hilfe«

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Pov. Maudado:

»Maudado?«, kam es aufeinmal von weiter weg und Schritte waren zu hören. Etwas berührte mich an meiner Schulter und legte mich auf den Rücken.
»Maudado, was hast du gemacht??«, erklang eine besorgte Stimme.
Seine Stimme.
Es war Zombey. Verschwommen zeichnete sich seine Siluette vor mir ab. Ich blinzelte einige Male, erkannte ihn nun scharf.
»Hey! Pass auf, ich bring dich zu mir nach Hause und versorge dich da. Aber ich schaff das nicht alleine!«
Ich spürte seine Hände unter meinen Armen und versuchte mich ein wenig abzustützen. Als ich relativ stabil stand, drehte er sich um.
»Ich nehm dich huckepack, okay?« Ich antwortete nicht. Er bückte sich vor mir und ich ließ mich fast schon einfach auf ihn fallen.
»Ich bin aber zu schwer für dich.«, nuschelte ich, nachdem ich meine Arme um seinen Hals geschlungen hatte.
»Hast du dich mal angesehen? 'N zwölfjähriges Mädchen könnte dich tragen.« Er stand auf mit mir auf seinen Rücken und lief los.
»Ich mach dich aber ganz dreckig... Lass mich runter. Irgendwann wird mich schon jemand finden...«, gaukelte ich ihm vor.
»Vergiss es. Das TShirt kann ich auswechseln. Dich nicht.«
Und mit diesem Satz ließ ich meinen Kopf einfach auf seiner Schulter nieder.

»Zombey, ich bin müde...«, zischelte ich nach einer Weile.
»Halte noch kurz durch. Es ist nichtmehr weit.«, sagte er zuversichtlich und beruhigend. Ich schlang meine Beine um seinen Bauch, um ihm ein wenig zu helfen.

Einige Minuten später. Wieder erschien das rettende Weiß der Hausfassade zwischen Laub und Nebel.
»Wir sind fast da. Wir schaffen das.«
Er trug mich bis zum Eingang, wo er die Tür aufschloss und mir die Schuhe auszog.
»Das musst du nicht machen. Ich kann auch laufen.«
»Nein, kannst du nicht. Und doch, das muss ich. Sonst fällst du vielleicht nochmal.«, argumentierte er besorgt.
Er trug mich hoch in sein Zimmer und ließ mich dort sachte auf seinem Bett nieder.
»Ich bin aber ganz nass und dreckig... Und vorallem voller Blut.«, bemängelte ich seine Aktion.
»Dann wechsel ich die Bettwäsche aus.«, sagte er und ging zu seinem Schrank, nahm eine weite Jogginghose und einen großen, schwarzen Pulli heraus. Den brachte er in ein Zimmer nebenan.
Er kam wieder und hielt mir die Hand hin.
»Du musst zuerst die Wunden abwaschen, damit wir sie desinfizieren können.« Ich nahm an und humpelte mit ihm als Stütze ins Bad, setzte mich dort auf den Rand der Badewanne. Das Bad war echt riesig. Aber das war jetzt gerade egal.
»Brauchst du Hilfe?« Ich sah beschämt zu Boden.
»Ich schaff das schon.«, nuschelte ich und lächelte ihn an. Er lächelte betrübt zurück, blieb einige Sekunden noch stehen, verschwand jedoch dann aus dem Bad.

Also zog ich mich mühevoll aus und duschte mich ab. Die Wunden brannten unter dem heißen Wasser. Aber das war ich ja gewohnt durch die Wunden meines Vaters...
Jetzt hatte ich zum Glück nur eine kleine offene Stelle an der Schläfe und Schürfwunden an den Ellenbögen, an einem Knie eine etwas größere Wunde und an dem Anderen nichts. Nach der Dusche hatte ich mich auch etwas entspannt und es tat nichtmehr so weh. In dem Badspiegel betrachtete ich mich.

Wieso tut er das nur für eine Gestalt wie mich...?

Ich nahm das Handtuch von meiner Hüfte und zog meine Unterwäsche, sowie die Sachen von Zombey an. Dann kam ich wieder raus. Zombey saß auf seinem Bett mit dem Verbandszeug und fummelte gerade geistesabwesend an etwas herum. Er hatte sich auch bereits umgezogen.

»Ah! Du bist fertig. Komm her.«, sagte er sanft und klopfte neben sich auf das Bett, als er mich bemerkt hatte.
Ich tat was er sagte und setzte mich neben ihn.
Er nahm eine Flasche mit durchsichtiger Flüssigkeit und Wattepads zur Hand.
»Zeig mir die Verletzungen.«, fortderte er mich auf und ich zog zu erst meine Ärmel hoch.
Er beteufelte das Pad mit der Flüssigkeit.
»Nimm meine Hand.«, forderte er mich stumpf auf.
»Was?«
»Nimm meine Hand! Das könnte jetzt ein wenig weh tun.« Also nahm ich seine freie Hand schüchtern. Da war wieder dieses Kribbeln. Ich sah ihm in die Augen.

Ich vertraute ihm.

Dann legte er das Pad auf die Stelle und sofort begann es höllisch zu brennen. Ich zischte auf und quetschte seine Hand ein. Jetzt verstand ich, warum das notwendig war...
Bei dem anderen Arm war es nicht nötig, da es nur eine kleine Abschürfung wäre, sagte er.
Dann zeigte ich ihm mein Knie. Er hockte sich vor mich hin und sah es sich an.
»Ich fürchte, da muss ein Verband ran.«
»Aber desinfizieren musst du es trotzdem?« Ich wollte die Schmerzen nicht spüren, aber der Gedanke daran, seine Hand wieder halten zu dürfen, machte das wieder wett.
Er lachte kurz auf. »Ja, leider schon.«
Die selbe Prozedur nocheinmal. Er hielt das Pad darauf und diesmal brannte es noch schlimmer.
»Ist schon okay, es geht wieder vorbei.«, versuchte er mich zu beruhigen. Mit seinem Daumen strich er währenddessen über meinen Handrücken.
Als es fertig desinfiziert war, lege er sorgsam den Verband an.
»Du kennst dich ja ziemlich gut aus.«, sagte ich, während er die Rolle mit dem weißen Stoff leerte.
»Ja, vielleicht.«, schmunzelte er.
»Woher weißt du das alles? Also wie man das macht und so?«, fragte ich neugierig.
»Vielleicht war ich in meinem früheren Leben Notarzt...«, scherzte er, was uns zum kichern brachte. »Nein, mein Onkel ist neureicher Chirurg. Ich hab mir ein bisschen was angeschaut.«
»So, fertig. Jetzt nur noch dein Kopf.« Er sah sich die Wunde an.
»Tut es da mehr weh als an den anderen Stellen?«, fragte ich leicht in Sorge.
»Öhm... Würde es dich beruhigen, wenn ich nein sagen würde?«, lachte er.
»Na jetzt nichtmehr.«, scherzte ich und stieg mit ein.

Und als er das Pad auf meinen Kopf legte, bestätigte sich meine Vermutung. Es tat extrem weh. Zombeys Hand währe wahrscheinlich fast geplatzt, so sehr hatte ich sie zerquetscht.
Aber wir habens am Ende beide überlebt.

»Leg dich hin. Ich bring das Zeug nur schnell weg.« Er stand auf, sammelte alles wieder zusammen und verschwand aus dem Zimmer. Ich legte mich auf sein Bett. Anscheinend hatte er zumindest das Laken neu überzogen. Als ich mich gerade unter der Decke verkrochen hatte, kam Zombey auch schonwieder zurück und legte sich neben mich, deckte sich ebenfalls zu.
Wir lagen zueinander gerichtet und sahen uns in die Augen.
»Danke, dass du mir geholfen hast...«, unterbrach ich die Stille.
»Ist doch selbstverständlich. Aber warum bist du eigentlich weggerannt?«
Ich musterte ihn. Seine Augen. Seine Haare... Seine Lippen.
Ich kann es ihm einfach nicht sagen...
»I-ich weiß nicht... Das ist halt alles so neu für mich.«, begann ich zu lügen. »Damals durfte ich nie mehr als drei Stunden bei meinem Freund, beziehungsweise er bei mir sein. Du weißt schon... Wegen meinem Vater...« Das war jedoch die Wahrheit. Zombey sah mich an, als wüsste er, dass ich mir das Heulen zurück hielt.
»Komm her. Du musst heute echt viel geweint haben.« Er öffnete seine Arme und ich rutschte an ihn heran. Er umschloss mich mit seinen Armen und ich umklammerte seinen Oberkörper. Meinen Kopf legte ich an seine Brust, er seinen auf meinen.
»Warum macht so ein beliebter Mensch, wie du, sowas für einen unbedeutenden Nichtsnutz, wie mir?«, fragte ich noch leise.
»Weil du einen perfekten Charakter und das Aussehen dazu hast. Das ist garnicht so schwer, wie du denkst.«, nuschelte er und legte sich, insofern es noch möglich war, näher an mich.

Ja, ich liebe ihn.

Forbidden Tears - #Zomdado [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt