8: "Wirst du sehen."

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„Mira?" Ich blinzle. Das grelle Licht der Deckenlampe blendet mich. Ich hebe meine Hand. „Was?" Finn kniet neben mir, mit verwuschelten Haaren, mit besorgtem Blick. „Mira, was ist?" Ich will mich aufrichten, doch mir wird gleich schwindelig. Also lasse ich mich stöhnend wieder auf den Boden fallen. „Mira, sag was!" „Was." „Mira, das ist nicht lustig! Kaum komme ich aus dem Badezimmer, sehe ich, wie du ohnmächtig auf dem Boden aufschlägst, so nah an der Heizung vorbei!" Er hält seine Hand hoch und zeigt mir mit Zeigefinger und Daumen einen Abstand von etwa fünf Zentimetern. Ich schaue hinter mich, so weit ich kann. Ich wäre tatsächlich fast auf der Heizung aufgeschlagen... „Mira, was ist passiert?" Ich halte meine Stirn. „Klappe, Kleiner. Hilf mir lieber auf." Ich stemme mich hoch. Finn legt seinen Arm um meine Schultern und hilft mir hoch. Dann gehen wir zum Sofa. „Ich hole dir was zu trinken." Ich halte meinen Kopf. In der Spiegelung des Fernsehers sehe ich mich, wie ich da sitze, mit meinen verstrubbelten, blonden Haaren, aufgequollenen Augen und roter Nase. Ich könnte Rudolf Konkurrenz machen, denke ich. Finn kommt mit einem Glas Wasser um die Ecke. „Hier, trink." Dankbar nehme ich das Glas und nippe daran. „Was ist denn jetzt passiert?" Finn schaut mich besorgt an. „Man, Finn." Ich lasse das Glas sinken. „Das fragst du noch? Du bist passiert!" Ich seufze und nehme noch einen Schluck Wasser. „Wie ich bin passiert?", fragt er verwundert. „Wie soll ich das erklären, hm... Ach ja!" Ich schnipse einmal, so wie Wickie, wenn er eine Idee bekommt. „Du bist seit einiger Zeit plötzlich abweisend, lustlos, scheinst traurig zu sein, bringst im Allgemeinen nicht mehr als zwei Silben heraus, du... du.... Du bist nicht mehr Finn. Wo sind deine Witze, dein Lachen, deine unnötigen Kommentare? Wo ist mein bester Freund?" Ich schaue ins Glas. Durch das Wasser und den Glasboden sehen meine Finger riesig aus. Finn sagt nichts mehr. Ich schaue ihn an. „Sagst du auch mal was dazu? Erklärst du mir vielleicht mal, was das soll?" Ich trinke den Rest aus und stehe auf, um das Glas wegzubringen.

„Warte." Finn zieht michwieder aufs Sofa. Er rückt etwas näher. Ich stelle mein Glas also kurzerhandauf den Couchtisch. „Also?" Erwartungsvoll schaue ich ihn an. „Hör mal. Es tutmir so unendlich leid,

dass ich dich so verletzt habe. Du weißt, ich hasse es, dich so zu sehen. Aber... in letzter Zeit fühle ich mich nicht so, als sollte ich Witze machen. Ich fühle mich einfach so leer. Keine Ahnung, frag mich nicht." Da fällt mir etwas auf. „Was ist mit deinem Date heute Abend?" „Ich habe abgesagt. Ich kann so nicht hingehen. Aber das ist nebensächlich. Weißt du, wie man so was nennt, wenn man sich fehl am Platz fühlt, einfach leer, fehl am Platz? Wenn man einfach nicht mehr kann, weil man zu viel Stress hat?" Ich lege den Kopf schief und schaue ihn traurig an. „Depression?" „Mira. Ich bin nicht depressiv. Ich bin frustriert." „Frustriert?" „So viele Mädchen auf der Welt himmeln mich an, meine Fans verfolgen mich, ich kann nirgendwo hingehen, ohne von Paparazzi fotografiert zu werden. Wie soll ich da Mädchen kennenlernen? Jeder kennt mich. Ich habe Angst, dass sie mich nur wegen meiner Berühmtheit mögen, weißt du?"

„Du willst eine Freundin? Und weil du Angst hast, dass du keine findest, bist du so scheiße zu mir?" Bedrückt schaut Finn nach unten. „Na ja... Schon irgendwie." Ich schnaube. „Mira, es tut mir wirklich leid." „Ich weiß." „Frieden?" Er hält seine Hand vor mich. Ich schlage sie weg. Verwirrt schaut Finn mich an. Dann umarme ich ihn. „Viel besser. Oh und Finn?" „Hm?" „Wenn du Dates absagst, solltest du dich nicht wundern, wenn du keine Freundin bekommst!", lache ich. „Oh man." Finn nimmt sein Handy zur Hand. „Wehe, du bist jetzt nicht mehr so wie der alte Finn, dann kill ich dich." „Jaja." Er tippt wild auf seinem Handy herum. „Millie?" Er hält es sich ans Ohr. Ich grinse und gehe in die Küche. „Hör mal, die Sache hat sich erledigt... Was hälst du davon, wenn ich dich in ner halben Stunde abhole?" Er hat doch gar keinen Führerschein, denke ich mir. Hoffentlich soll ich nicht fahren... „Nein, Mira fährt." Oh no. „Wie... meinst... Millie! Es tut mir..." „Finn?" Ich gehe zurück zu ihm. Er starrt perplex sein Handy an. „Aufgelegt." „Was hast du ihr denn erzählt, warum du nicht kannst?", frage ich verdutzt. „Ich... Ach Scheiße! Sie denkt...." Er springt auf und rauft sich die Haare. „Scheiße!" Ich schaue ihn entgeistert an. „Mira, verdammt! Sie denkt, dass wir..." Ich fahre zurück. „Bitte was?" „Ich hab ihr gesagt, ich würde dir schon versprochen haben, mit dir ins Kino zu gehen..." „Sie denkt wir haben ein Date?" Verwirrt verfolge ich Finn mit meinem Blick, denn er rennt gerade auf und ab durch die Wohnung. Ich muss lachen. „Denken das alle?" Er hält an und schaut mich an. „Wie meinst du das?" „Chosen hat mir heute erzählt, dass so gut wie alle denken, dass wir eine heimliche- ." „Bitte was? Oh man, die sind echt lustig!" Finn seufzt. Ich nehme mein Handy.

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