24: "Du magst ihn."

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„Mira!" Ich blicke rauf, zu meinem besten Freund, der nun vor mir hockt und mir eine Hand auf die Schulter legt. „Was ist passiert?" „I-Ich habe Schlu-..." Ich schniefe und breche ab. Dann vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen. „Hey, was hast du?", fragt Finn nach. „Schluss... gemacht.", bringe ich heiser hervor. „Mit Caleb?" Ich nicke. Dann fange ich hemmungslos an zu weinen, während wenige Meter von uns entfernt Menschen sorglos auf der Tanzfläche tanzen. Es läuft „Thriller" von Michael Jackson. Finn setzt sich wortlos neben mir auf den Boden und umarmt mich einfach. Ich lehne mich gegen seine Schulter und durchnässe sein Hemd. „Shhh.", beruhigt er mich. „Komm, wir fahren nach Hause." Er zieht mich hoch und geht mit mir nach draußen. Ich stütze mich an der Hauswand ab, während Finn wieder nach drinnen geht, um den Anderen Bescheid zu sagen. Der Türsteher schaut mich schief an. Ich wende den Kopf ab und wische mit dem Handrücken die Tränen weg. „Kurze Zeit später kommt mein bester Freund wieder nach draußen. „Sie werden ein Taxi nehmen. Ich habe gesagt, dir gehe es nicht so gut, sie wissen also nichts von... du weißt schon." Ich nicke und hake mich bei ihm ein. Wir gehen zum Auto.

„Was ist denn passiert?" Ich sitze auf dem Sofa, mit verschmierter Mascara, in meinem Kleid, welches zerknittert war, barfuß, mit tausend Taschentüchern um mich herum und Finn, der neben mir saß und einfach nur stumm seinen Kopf gegen meine Schulter lehnt. Ich atme einmal durch, dann fange ich an, zu erzählen. Die ganze Sache mit Millie auf der Damentoilette, wie ich Caleb zur Seite nahm, seine Reaktion, mein Zusammenbruch. Finn hört einfach nur zu und nickt ab und zu verständnisvoll. Ich bin ihm dafür so dankbar. Langsam versuche ich, mich zu beruhigen. Dann setze ich mich gerade hin. Finn legt einen Arm um meine Schultern und zieht mich zu sich. „Alles wird wieder gut.", sagt er sanft. Ich nicke. „Okay.", sage ich heiser. „Danke." „Dafür doch nicht."

~

„Und jetzt seid ihr auf Abstand?" Ich nicke. „Hast du ihn denn je geliebt?" Wieder nicke ich. „Denke schon.", sage ich. „Aber ihr seid noch Freunde?" „Ja doch!", sage ich genervt und wende mich von Sophia ab, die mich mit Fragen löchert. „Löcher mich bitte nicht mit Fragen.", bitte ich sie. Wir sitzen gemeinsam an einem Tisch in einem kleinen Café. Direkt nach Drehschluss sind wir dorthin gegangen, da Finn mit Jack und Jaeden ins Kino geht und ich nicht alleine zuhause herumsitzen wollte. „Tut mir leid.", entschuldigt Sophia sich und nimmt einen Schluck ihrer heißen Schokolade. „Schon gut. Können wir das Thema wechseln?", frage ich und spiele mit meiner Gabel an meinem Kuchen herum. „Klar. Worüber willst du denn reden?", fragt sie lächelnd. Ich schaue sie an und ziehe einen Mundwinkel hoch. „Jaeden?" „Jaeden?", wiederholt sie fragend. „Ja, Jaeden.", bestätige ich und lade eine Erdbeere auf meine Gabel. „Wieso Jaeden?" „Bessere Frage: Wieso wirst du rot?", kichere ich und schiebe mir die Erdbeere in den Mund. Sie schaut nach unten, auf ihren Teller, auf dem ebenfalls ein Stückchen Erdbeerkuchen liegt. „Wie findest du Jaeden?", frage ich „Ganz Nebenbei". Jetzt ist es Sophia, die mit ihrer Gabel in ihrem Kuchen herumstochert. „Wir sind gute Freunde.", antwortet sie knapp. „Nicht mehr?", hake ich nach. „Nein, nicht mehr." Sie schaut mich wieder an. „Jetzt hör du auf, Fragen zu stellen." Ich grinse über beide Backen. „Du magst ihn.", sage ich und nehme wieder ein Stückchen meines Kuchens. „Nein, nicht mehr als Freundschaft. Glaub mir." „Aber du wirst rot.", grinse ich und trinke den letzten Rest meines Kakaos. „Nein..." „Doch...", schmunzele ich. „Oh!" Sie stützt ihren Kopf auf ihre Hände. „Ja, okay, du hast mich!", sagt sie und schaut mich an. Ich lege den Kopf schief. „Aber er mag mich nicht. Okay?" „Wenn du wüsstest...", sage ich und wackele mit meinen Augenbrauen. „Wie meinst du das?" „Ich sage dir nur eins: Rat, Jaeden, Wegziehen.... Den Rest darfst du dir selbst zusammenreimen.", grinse ich und esse einen weiteren Happen meines Kuchens.

„Bin wieder zuhause!", ertönt die Stimme meines Mitbewohners durch die Wohnung. Ich sitze, in eine Decke eingehüllt, auf dem Sofa und schaue Supernatural. Ab und zu greife ich zum Popcorn, welches vor mir auf dem Couchtisch steht. „Hallo!", rufe ich nach hinten. Schlüssel klirren, die Wohnungstür geht zu und Schuhe knallen gegen die Wand. „Alles gut?", frage ich. „Ja.", kommt es zurück. „Okay.", erwidere ich und lehne mich gegen die Sofalehne. Kurz darauf setzt Finn sich neben mich. „Wie war der Film?", frage ich, ohne meinen Blick vom Fernseher abzuwenden. „Ganz okay. Die Hochzeit am Ende war zwar total unrealistisch, aber die Actionszenen sind Gold wert." „Wieso unrealistisch?" Ich stoppe die Serie und drehe meinen Kopf zur Seite. „Ist es wirklich okay, wenn wir über Hochzeiten und glückliche Paare sprechen?", fragt er besorgt. Ich verdrehe die Augen. „Passt schon. Wirklich." „Ähm, okay. Also, das Paar heiratet am Strand, an diesem schwarzen Strand auf Hawaii, du weißt..." Ich nicke und drehe mich komplett in seine Richtung. „An den Palmen waren Lichterketten aufgehängt, an den Ästen hingen Lampions, in denen Kerzen brannten. Die Sonne ging über dem blauen Meer unter und färbte den Himmel und das Wasser langsam orange-rot. Die Braut trug ein weißes Sommerkleid, der Bräutigam einen Anzug mit orangener Fliege. Und gerade als die Sonne vollständig hinter dem Horizont verschwand, sagte der Pastor feierlich 'Sie dürfen die Braut jetzt küssen' und sie küssten sich, während links und rechts weiße Tauben in den Himmel hinauf stiegen und alle Gäste aufstanden und klatschten." Ich höre ihm zu und stelle mir alles bildlich vor. „Wow. Klingt doch total romantisch.", seufze ich. Auch Finn seufzt, aber mehr genervt als alles andere. „Unrealistisch." Ich lehne mich gegen die Sofalehne. „Wie würdest du denn gerne heiraten?", frage ich, ohne über meine Frage nachzudenken.

Finn seufzt erneut. „Das ist nicht wichtig." „Ich will es aber wissen.", bettele ich und schaue ihn mit meinem Hundeblick an. „Na schön!", seufzt er und lehnt sich ebenfalls zurück. „Halt mich für das größte Weichei, das du kennst, aber..." „Tu ich schon- kein Problem!", grinse ich und stütze meinen Kopf mit meiner Hand an der Sofalehne ab. „Klappe, Stannie. Also. Mein Hochzeitstag soll der schönste meines Lebens werden. Ich habe schon immer davon geträumt, draußen zu heiraten. Auf einem Hügel oder so ähnlich. Im Sommer, wenn um uns herum auf den Wiesen bunte Blumen blühen. Alle unsere Freunde und Familienmitglieder sollen da sein. Blauer Himmel, mit ein paar weißen Wolken. Und danach feiern wir in einem großen Saal, wo wir alle Pizza essen, an einer riesigen Tafel. Halleluja, dass ich das mal wem erzähle...", lächelt er schwach. Ich grinse. „Das hört sich wunderschön an. Und nein, ich halte dich nicht für ein Weichei, nur weil du möchtest, dass deine Hochzeit perfekt wird.", sage ich und starre auf das Standbild auf dem Fernseher. „Und du?"

Ich drehe meinen Kopf zu ihm. „Wie?" „Wie sieht deine Traumhochzeit aus?", fragt Finn. Ich lege den Kopf in den Nacken. „Ähm, ich..." „Du musst nicht drüber reden, wenn du nicht willst!", stellt er schnell klar. „Nein, nein, schon okay. Also, ich wollte schon immer draußen heiraten, genau wie du. Sonnenuntergang wäre nicht schlecht.", überlege ich. „Alle Menschen, die ich liebe, sollen da sein, und ich trage das schönste Brautkleid, das je existiert hat. Die Hochzeitstorte ist dreistöckig und mit goldenen Bändern verziert. Und der Rest ist mir komplett egal, solange ich die Möglichkeit habe, den Mann zu heiraten, den ich liebe, juckt mich das 'n Scheißdreck." Stille. Niemand von uns sagt was. Ich starre auf meine Knie. „Definitiv sehr schön.", sagt Finn irgendwann. „Ja." Ohne weitere Worte spiele ich die Serie weiter ab. Kurz ist es still. „Pizza als Hochzeitsessen.", grinse ich und schaue auf den Bildschirm. Ich höre, wie Finn auflacht. „Ist nicht umsonst unser Lieblingsessen.", sagt er dann. Dann widmen wir uns Supernatural.

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