53: "Was kannst du eigentlich?"

1.5K 92 19
                                    

„Carinas Gips ist übrigens ab.", informiere ich Finn, während wir ein paar Tage später zum Dreh fahren. Er nickt. „Sehr schön." Ich biege vom Highway. „Alles gut?" „Hab nur schlecht geschlafen, tut mir leid.", seufzt er und lehnt sich zurück. „Armer Finnieboy." „Wir haben darüber geredet, Mira!", grinst er mehr oder weniger empört. Ich zucke mit den Schultern. „Macht zu viel Spaß, tut mir leid." „Tut dir überhaupt nicht leid!", entrüstet er sich. Ich lache. „Eher weniger." „Wir müssen rechts." „Finn, ich brauche kein Navi, ich bin diese Strecke schon sehr oft gefahren...", seufze ich und schlage das Lenkrad herum. „Ja, sah nur aus, als wenn du es verpassen würdest." Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. „Bitte wie?", grinse ich verwirrt. „Du hast wohl echt zu wenig geschlafen..." „Tut mir leid, musste dich beobachten. Du bist beim Schlafen einfach zu süß.", grinst er mich an. Ich seufze. „Du bist doof.", schmunzele ich. „Anstrengend!", kommt es von hinten. „Jack, Klappe da hinten auf den billigen Plätzen!", lache ich. Er verdreht die Augen. „Ruhe jetzt, wir sind da.", lache ich und fahre auf den Parkplatz.

„Wer hat die Pizza bestellt?", frage ich erfreut, als wir nach zwei Stunden Drehen endlich in den Pausenraum gehen, wo Jeremy, Sophia und Wyatt sitzen. Wyatt grinst. „Ich war das- habe sogar eine Salami Supreme für dich." Ich reiße meine Augen auf und gehe zu dem Stapel Pizzakartons auf dem Tisch. „Dritte von unten.", informiert er mich. Ich nehme besagten Karton heraus und öffne diesen. Eine Salami Supreme liegt vor mir und duftet verführerisch gut. „Nudelkopf, ich liebe dich!", rufe ich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. „Wen liebst du?", fragt Finn, der soeben in den Raum gekommen ist, gefolgt von Jaeden und Jack. Letzterer verdreht, wieder einmal, die Augen. „Jetzt fängt das wieder an.", seufzt er und lässt sich zu Jeremy aufs Sofa fallen. „Wyatt.", antworte ich und wuschele diesem durchs Haar. Finn tut übertrieben geschockt. „Er hat mir meine Lieblingspizza bestellt." Ich zucke mit den Schultern. Wyatt legt einen Arm um meine Taille. „Liebe geht durch den Magen.", schmunzelt er. „Ach, deshalb musstest du so oft mit deiner Freundin ausgehen!", bekomme ich die Erleuchtung. Er kneift in meine Seite und nimmt seinen Arm beleidigt runter. Wir alle lachen und machen uns an die Pizza.

„Jessi kommt übrigens später rüber." „Rüber?" „Sie wohnt zwei Straßen weiter, also kommt sie rüber.", grinse ich. Finn nickt erkennend. „Ich gehe dann." „Wohin?" „Keine Ahnung, zu Jack? Nick? Josh? Gaten? Ich weiß es noch nicht, mal fragen, wer denn Zeit hat." „Du musst nicht gehen, nur weil sie kommt." „Ich will euch ja nicht stören." „Wobei? Bei Deutschreden?" Er zuckt mit den Schultern. „Komm schon.", seufze ich und lege ihm eine Hand auf den Arm. „Kannst ja für mich Deutsch lernen.", zwinkere ich ihm zu. Er lächelt. „Ok." „Was?" „Ich sagte: Ok." „Du lernst jetzt aber nicht wirklich Deutsch für mich, oder?", frage ich belustigt. Er zuckt erneut mit den Schultern. „Du weißt, ich würde alles für dich tun." „Du bist verdammt kitschig, Romeo.", grinse ich und gebe ihm einen Kuss, bevor ich in die Küche gehe, um mir etwas zu trinken zu holen.

„Hat er nicht wirklich gesagt.", grinst Jessi, die nun neben mir auf dem Sofa sitzt. Ich nicke. „Hat er." „Habt ihr euch auch schon 'Ich liebe dich' gesagt?", fragt sie nach. Ich nicke. „Wahrscheinlich etwas zu oft.", grinse ich. Jessi legt nachdenklich den Kopf schief. „Was ist?", frage ich neugierig. Sie schaut mich an. „Wie lange wart ihr da zusammen?" Ich überlege. „Etwa einen Monat oder so in der Art.", sage ich wahrheitsgemäß. „Ah." „Ihr habt es euch noch nicht gesagt, oder?", frage ich dann. Sie nickt. „Ist doch nicht schlimm, gibt ja keine Richtlinien dafür oder so.", beruhige ich sie. „Wir sind schon fast 4 Monate zusammen... Liebt er mich denn?" Finn sitzt am Küchentresen und beobachtet uns mit einem nicht ganz interpretierbaren Gesichtsausdruck. „Das kann ich dir so nicht sagen, weil ich sowas nicht erschnüffeln kann, aber so wie er dich ansieht...", grinse ich. „Okay, wenn du das sagst.", seufzt sie beruhigt. „Finn, ist alles okay?", frage ich Richtung Küche, wo mein Freund sitzt und uns immer noch komisch ansieht. Er nickt. „Ich versuche, zu verstehen, was ihr da redet.", sagt er dann und legt den Kopf schief. Jessi und ich müssen ein wenig auflachen. „Das ist echt niedlich.", grinse ich. „Niedlich?" „Du immer.", sage ich trocken und wende mich wieder Jessi zu.

Es sind wieder ein paar Tage vergangen und ich sitze auf dem Sofa in Richies Wohnzimmer. Finn kommt durch die falsche Tür hinein. „Was machst du hier?", fragt er verwirrt. Ich blicke zu ihm hoch und klopfe dann neben mich aufs Sofa. Langsam setzt er sich neben mich. „Lily, sagst du mir bitte, was los ist? Wieso bist du hier?" Um uns herum stehen Umzugskartons gestapelt. Ich schaue mich um und lese mir die Aufschriften durch. „Lily?" Ich wende mich wieder Finn zu. „Ich wollte dich nur noch mal sehen.", sage ich traurig. „Lily, ich hätte dich sowieso noch mal besucht, keine Sorge." „Ja, ich weiß. Tut mir leid." „Entschuldige dich nicht immer.", lächelt er und zieht mich zu sich. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und betrachte nachdenklich die Blumengardinen. „Wann wirst du wieder nach Derry kommen?", frage ich nach einer Weile. „Ich weiß es nicht...", gibt er zu. Dann sind wir beide ruhig und mir steigen Tränen in die Augen, die mir dann über die Wangen laufen und auf meine Hose tropfen. Die Kamera zoomt auf mein verheultes Gesicht, bevor der Regisseur „Cut!", ruft und ich mit meinem Ärmel die Tränen wegwische.

„Wow, nach einigen Takes haben wir es richtig drauf!", freut sich der Regisseur. „Die Schiene für die Kamerafahrt hat einfach geklemmt.", entschuldigt sich der Kameramann bei uns. „Kein Problem." „Hab ich gesehen- ich könnte nicht einfach so 8 Mal hintereinander auf Knopfdruck weinen.", lobt mich der Regisseur. „Ich dachte ehrlich gesagt auch nicht, dass ich das schaffen würde.", gebe ich zu. „Komm, wir haben noch Pizza im Pausenraum." Finn nimmt meine Hand. „Gut, ihr habt die nächste Stunde sowieso nichts zu tun- wir brauchen Jeremy, Jaeden und Sophia hier- Der Rest hat Pause!", ruft der Regisseur. Also gehen Finn und ich zum Pausenraum, wo die Pizza auf uns wartet, die wir alle vorhin bestellt haben.

Ich sitze mit meinem letzten Stück Pizza auf dem Sofa. Es ist ruhig im Raum, Jack und Chosen schlafen im Sitzen, Wyatt und Finn essen noch und ich sitze einfach nur da, beobachte den leise schnarchenden Jack, und lasse meine Gedanken schweifen.

Die letzten Monate waren die besten in meinem Leben. Ich wurde quasi über Nacht ein Star. Wieso ich sentimental werde, weiß ich nicht. Ich bin dankbar. Dankbar für meine Freunde, meinen Freund, meine Arbeit am Film... Mensch, Mira, hör auf, sentimental zu sein, bevor du noch anfängst zu heulen!, sage ich zu mir selbst. Da reißt mich Wyatt aus meinen Gedanken. „Mira ist alles in Ordnung?" Ich nicke. „Ja, wieso?" „Dir ist eine Salamischeibe auf die Hose gefallen und du hast es nicht bemerkt.", grinst er. Ich schaue nach unten. Tatsächlich liegt dort eine Salamischeibe, die nun auf meinem Pizzastück fehlt, und hinterlässt einen Ölfleck auf meiner Hose. „Mist.", fluche ich und hebe die Salami auf während die Jungs sich kaputt lachen. „Ihr seid doof.", grinse ich und tue so als würde ich sie mit der Salami abwerfen wollen, woraufhin sie lachend zurückzucken. Dann schiebe ich mir die Salami in den Mund und beiße noch etwas Pizzateig ab. „Was kannst du eigentlich?", lacht mein Freund lauthals, sodass Chosen und Jack aufwachen und ihn genervt und gleichzeitig verwirrt ansehen. „Gute Frage.", steige ich ins Lachen mit ein und beiße erneut von der Pizza ab.

Friends. // f.w.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt